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http://www.focus.de/politik/deutschland/schreckliches-versagen-bis-zu-1000-opfer-die-gruenen-waten-reumuetig-durch-den-paedophilie-sumpf_id_4696028.html
In der Gründungsphase der Berliner Grünen ist es zu massivem sexuellen Missbrauch von Kindern gekommen. Das bestaetigt ein nun veroeffentlichter Bericht, in dem von einem "voelligen Versagen" der Partei die Rede ist. In der Anfangszeit konnten sogar vorbestrafte Taeter problemlos unterschlüpfen.
Es ist ein Blick in finstere Abgründe, den Grünen-Chefin Simone Peter an diesem Mittwoch gewaehrt. Jeden Millimeter dieses Abgrunds moechte die Partei nun hell ausleuchten, auch wenn der Anblick entsetzlich ist. „Wir wollen, dass die Taten aufgeklaert werden und dass das Leid der Betroffenen Anerkennung findet", kündigte Peter auf der Pressekonferenz zum Bericht der „Kommission Aufarbeitung“ an. Darin geht es um ein dunkles Kapitel der Partei, um Paedophilie und übergriffe.
Das Leid, von dem Peter spricht, wurde in den 80er-Jahren und 90er-Jahren durch sexuellen Missbrauch an Jungen angerichtet – und koennte groessere Ausmasse haben, als bisher vermutet. Von „bis zu 1000 Opfern“ sprach Thomas Birk, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses und einer der Autoren des nun vorgelegten Berichts der Untersuchungskommission, bereits Ende Maerz auf einer Veranstaltung der Heinrich-Boell-Stiftung.
Wie viele Taeter gab es?
Eine Zahl, die er kurz vor der Veroeffentlichung am Mittwoch dem „Tagesspiegel“ noch einmal ausdrücklich bestaetigte, auch wenn die Landesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen, Bettina Jarasch und Daniel Wesener, ihr widersprechen. Es handele sich lediglich um eine spekulative Angabe, argumentieren sie. Bei der eingerichteten Anlaufstelle der Bundes-Grünen haben sich bislang sieben Paedophilieopfer gemeldet. In zwei Faellen koennte ein Zusammenhang der Taten zu den Grünen bestehen, heisst es in dem Bericht.
Ebenso unbekannt ist die Zahl der Taeter. In dem vorgelegten Bericht ist von „mindestens zwei strafrechtlich verurteilten paedosexuellen Taetern“ innerhalb der Partei die Rede. Gemeint sind damit wohl Fred Karst und Dieter F. Ullmann, die bereits in dem 2014 veroeffentlichten Walter-Bericht erwaehnt wurden, in dem die Partei ihre Vergangenheit in einem externen Forschungsprojekt aufrollen liess. Die Zahl der Taeter dürfte jedoch mehr als zwei Personen umfassen.
Die Personen, von denen hier die Rede sei, waren im Bereich Schwule der Alternativen Liste taetig, erklaert Politologe Stephan Klecha, einer der Herausgeber des Walter-Berichts, gegenüber FOCUS Online. Ullmann sass ab den 80er-Jahren regelmaessig im Gefaengnis, er hatte sich mehrmals an Minderjaehrigen vergriffen. Karst war Leiter der „Jung und Alt AG“ und führender Funktionaer des Deutschen Pfadfinderbunds. Beide sind inzwischen gestorben.
„Mehr oder minder ein Paedo-Bereich“
„Ihr Einfluss war spaetestens nach 1985 gering“, so Klecha. Dennoch haetten sie bis Anfang der 1990er-Jahre den Schwulenbereich als Handlungsplattform genutzt. Unter dem Schutz dieses Bereichs haetten sie auch den Arbeitskreis „Jung und Alt“ unterhalten. „Es entstand der Eindruck, dass darüber Kontakte zwischen Kindern und Paedophilen hergestellt würden“, so der Politologe zu FOCUS Online weiter.
In eine aehnliche Richtung gehen die Aussagen von Thomas Birk – sie fallen nur etwas weniger diplomatisch aus: „Wir hatten damit bis Mitte der 1990er-Jahre zu tun. Die Schwulen-AG unserer Partei war bis 1993 mehr oder minder ein Paedo-Bereich“, sagte er dem „Tagesspiegel“.
„Schreckliches Versagen“
Als die Maenner Mitte der 90er-Jahre aus der Partei verschwanden, sei damit auch gleichzeitig das Thema stillschweigend verschwunden, heisst es in dem aktuellen Bericht der Grünen. Ein „schreckliches Versagen“, wie Bettina Jarasch bei der Praesentation des Berichts eingestand.
Auch die Vergangenheit der beiden Maenner hatte in der Partei niemand gestoert: „Straffaellig wurden sie auch schon vor der Gründung der Grünen bzw. vor ihrem Eintritt in die Alternative Liste. Sie waren anscheinend in ihrem privaten Umfeld und über Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche in Kontakt zu ihren Opfern getreten“, so Klecha zu FOCUS Online.
Die Partei als „Ort der Taten“
Die Bundes-Grünen hatten sich bereits im November 2014 für dieses dunkle Kapitel entschuldigt - allerdings lediglich für die Paedophiliebeschlüsse der Partei aus den 1980er-Jahren und nicht für Taeter innerhalb der Grünen. In den Beschlüssen war Straffreiheit für "einvernehmliche Sexualitaet zwischen Erwachsenen und Kindern" gefordert worden.
Der neue Bericht ist daher auch deshalb bemerkenswert, da die Parteiführung endgültig von ihrer hartnaeckig vertretenen Position abweicht, die sie noch auf der Veranstaltung der Boell-Stiftung Ende Maerz bekraeftigt hatte: Die Grünen seien nicht „der Ort der Taten“, hatte es damals noch geheissen. Doch das Gegenteil ist wohl der Fall. |
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发表于 2015-9-4 21:22
