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[轻松一刻] Vatertage, die nicht im Kalender stehen

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发表于 2009-5-21 18:27 | 显示全部楼层 |阅读模式

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Von Arthur Gordon

Vor vielen Jahren lebte an der Küste ein kleiner Junge in einem Haus, das mit seinem himmelhohen, spitzen Schindeldach die Nachbarhäuser weit überragte. Im Dach befand sich oben eine Luke, die nur mit einer langen Leiter zu erreichen war. Die Kinder spielten oft auf dem Boden, zu der Luke aber kletterten sie nie hinauf, es war viel zu hoch.
    An einem Sommertag brachte der Vater ein paar Kisten auf den Boden und warf einen Blick empor. „Von da oben muß man eine herrliche Aussicht haben“, sagte er zu dem Jungen. „Wollen wir mal?“ Dem Kleinen klopfte vor Aufregung das Herz. Der Vater prüfte die wacklige Leiter und nickte. „Du zuerst“, sagte er. „Ich halte mich dicht hinter dir.“
    Hinauf ging’s in ein geheimnisvolles Halbdunkel, jede Sprosse ein beklemmendes und beseligendes Erlebnis, hinauf, wo durch feine Ritzen dünne Sonnenstrahlen fielen, hinauf, wo die verwitterten Schindeln ihren Hitzegeruch ausströmten, hinauf, bis man mit dem Kopf an die Luke stieß. Der Vater griff an dem Jungen vorbei und schob den Lukendeckel beiseite. In die geblendeten Augen des kleinen Sohnes stürzte das Bild einer nie gesehenen Welt.
    Da war das Meer – aber welch ein Meer! Gewaltig, grenzenlos, gleißend im splitternden Sonnenlicht, weit hingestreckt ins Unendliche, erhaben über dem bißchen Land, ebenbürtig dem hohen Himmel! Unten waren, sonderbar verkürzt wie in einer verkehrten Welt, die Bäume und – noch seltsamer anzusehen – die Rücken fliegender Möwen. Und da war der vertraute Dünenpfad, jetzt ein Faden, von flimmernder Luft umtanzt. Im schützenden Arm des Vaters umfaßte der Junge alles mit einem Blick, und dieser unbekannte, jäh ins Weite gedehnte Gesichtskreis wirkte so heftig auf ihn ein, daß im selben Augenblick die Welt seiner Kindheit, um eine neue Dimension bereichert, eine völlige Wandlung erfuhr.

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 楼主| 发表于 2009-5-21 18:28 | 显示全部楼层
    Seitdem sind Jahrzehnte verstrichen. Die kleinen Freuden und Leiden der Kindheit sind aus meinem Gedächtnis geschwunden. Jenes Erlebnis aber steht so lebendig in meiner Erinnerung, als wäre es gestern gewesen. Manchmal kommt es mir ins Gedächtnis, wenn der sogenannte Vatertag heranrückt, doch mir scheint, daß ein wirklicher Vatertag mit dem der Ausfahrten und Ausgelassenheiten nichts zu tun hat. Ein wirklicher Vatertag lebt nur in der Erinnerung eines glücklichen Kindes oder sehnsüchtig zurückdenkenden Erwachsenen – ein verwunschener Tag, an dem unversehens eine Saite angeschlagen wurde, zwischen den Generationen ein Funke übersprang und sich eine Bindung festigte durch ein unvergängliches Erinnerungsbild.
    Mein Vater ist schon lange tot, doch hat er mir so viele Vatertage hinterlassen, daß mir immer ist, als wäre er gar nicht weit von mir weg, und wenn ich seine Nähe suche, brauche ich nur eine der vielen Erinnerungen wachzurufen, die im Fach „ Damals, als wir...“ gespeichert sind. Manche sind Kindheitserinnerungen, manche stammen aus meinen Jünglingsjahren und manche werden andern Menschen wahrscheinlich albern vorkommen. Alle aber sind von einer gemeinsam empfundenen Erlebnisfreude gezeichnet, der Lust an den kleinen Wundern des Daseins.
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 楼主| 发表于 2009-5-21 18:28 | 显示全部楼层
    Einmal durchwanderten wir eine Höhle. Irgendwo weit im Innern setzten wir uns und schalteten unsere Stablampen aus. Die totenstille Finsternis war wie das große Nichts vor dem Beginn der Zeit. Nach einer Weile sagte mein Vater leise: „Horch mal – man hört den Berg atmen!“ Das wirkte so stark auf mich, daß ich in der klingenden Stille tatsächlich ein urgewaltiges An- und Abschwellen zu vernehmen glaubte. Ich habe es noch jetzt in den Ohren.
    Daß uns Vater solche Augenblicke bewußt beschert hat, um uns zu belehren oder anzuregen oder unsere Sinne zu wecken, glaube ich nicht. Es war wohl einfach so, daß er das eigene Verlangen nach einem tieferen Erfassen der Dinge stillte und uns dann an seiner Erlebnisfreude teilhaben ließ.
    Aus diesem Stoff sind die Bindungen zwischen Eltern und Kindern gemacht. An den Eltern geht ein solcher Augenblick vielleicht einmal ungespürt vorüber, der junge Mensch aber kostet ihn aus, und für ihn gibt es auf der Welt wohl kaum etwas Schöneres.
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 楼主| 发表于 2009-5-21 18:29 | 显示全部楼层
本帖最后由 澄澈 于 2009-5-21 18:36 编辑

    Ich habe nun selbst ein Töchterchen. Eines Tages waren wir mit der Achtjährigen in einem der großen Freilichtaquarien, wo ein Delphin seine erstaunlichen Künste zeigte. Ich war so begeistert, daß ich nach der Vorführung noch blieb und den Tierlehrer allerlei fragte – wie man den kleinen Wal gefangen hatte, womit man ihn fütterte und manches andere. Er gab mir bereitwillig Auskunft und war so nett, das Tier an den Beckenrand zu locken. Wir klopften ihm den geschmeidigen, harten Rücken, der wie schwarzer Gummi glänzte, und das schien ihm sehr zu gefallen, denn plötzlich hob es den mächtigen Kopf aus dem Wasser, legte ihn auf die Einfassung und schaute aus seinen rötlichen Augen freundlich unserm Töchterchen ins Gesicht.
    „Offenbar möchte er dich nach Eskimoart begrüßen“, sagte ich. „Durch Aneinanderreiben der Nasen.“
    Man sah ihr an, daß der Gedanke sie ebenso reizte wie erschreckte.
    „Kannst du ruhig tun – er nimmt’s bestimmt nicht übel“, sagte der Tierlehrer.
    Nach einer kurzen, knisternden Pause kam es zwischen Kind und Tier zu einer flüchtigen, feuchten Berührung. Dann fuhren die beiden auseinander, und damit schien die Affäre ihr Ende gefunden zu haben.
    Abends im Bett aber starrte unser Töchterchen nachdenklich zur Decke hinauf. „Glaubst du“, fragte sie, „daß schon mal ein Kind mit einem Wal die Nasen aneinandergerieben hat?“
    „Nein“, sagte ich, „du bist sicherlich auf der ganzen Welt das einzige Kind, das so etwas von sich sagen kann.“
    Mit einem langen, glücklichen Seufzer schlief sie ein. Sollte ihr aber in dreißig Jahren einmal die Nase jucken oder ihre Hand schwarz glänzenden Gummi berühren oder auch gar kein äußerer Anlaß vorliegen, so wird sie sich, wer weiß, vielleicht an diesen Augenblick erinnern.
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