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萍聚头条

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德国历史上的五大名校

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发表于 2002-12-9 19:50 | 显示全部楼层 |阅读模式

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Humboldt-Universität zu Berlin
Es ist die Gründungskonzeption Wilhelm von Humboldts, die der 1810 eröffneten Berliner Universität den Titel "Mutter aller modernen Universitäten" hat zukommen lassen.  
Danach sollte eine "Universitas litterarum" entstehen, in der die Einheit von Lehre und Forschung verwirklicht und eine allseitige humanistische Bildung der Studierenden ermöglicht wird. Dieser Gedanke verbreitete sich weltweit und ließ in den folgenden anderthalb Jahrhunderten Universitäten gleichen Typs entstehen.  

Beeinflusst wurde das Konzept des Gelehrten und Staatsmannes Wilhelm von Humboldt unter anderem von den Reformideen des Philosophen Johann Gottlieb Fichte, dem ersten gewählten Rektor der Berliner Universität, und dem Theologen und Philosophen Friedrich Schleiermacher.  

Die Einheit von Lehre und Forschung

Von Anfang an bestanden an der Berliner Universität die vier klassischen Fakultäten Jura, Medizin, Philosophie und Theologie. Mit 256 Studenten und 52 Lehrenden begann das erste Semester. Professoren, wie Georg Friedrich Wilhelm Hegel (Philosophie), Karl Friedrich von Savigny (Jura), August Boeckh (Klassische Philologie), Christoph Wilhelm Hufeland (Medizin) und Albrecht Daniel Thaer (Landwirtschaft), bestimmten das Profil der Fakultäten im Humboldtschen Sinne.  

Die Universität wurde - auch mit der Förderung durch den Naturwissenschaftler Alexander von Humboldt - Wegbereiter für viele neue Disziplinen. Der Chemiker August Wilhelm von Hofmann, der Physiker Hermann von Helmholtz, die Mathematiker Ernst Kummer, Leopold Kronecker, Karl Theodor Weierstraß (das "Dreigestirn der Mathematik") sowie die Mediziner Johannes Müller und Rudolf Virchow wurden mit ihren Fachgebieten weit über die Berliner Universität hinaus bekannt.  

In die Reihe der späteren 29 Nobelpreisträger, die ihre wissenschaftliche Arbeit auch an der Berliner Universität leisteten, gehören Albert Einstein, Emil Fischer, Max Planck und Fritz Haber. Auch Heinrich Heine, Adelbert von Chamisso, Ludwig Feuerbach, otto von Bismarck, Karl Liebknecht, Franz Mehring, Alice Salomon, Karl Marx und Kurt Tucholsky waren einst als Studierende an der Berliner Alma mater eingeschrieben. Heinrich Mann wurde erster Ehrendoktor nach dem Ende des zweiten Weltkrieges.  

Heimstatt im Palais Unter den Linden

Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. stiftete der Universität ihr erstes Gebäude - das ehemalige Palais des Prinzen Heinrich von Preußen. Es wurde von 1748 bis 1766 an der berühmten Prachtstraße Unter den Linden erbaut und in den Jahren 1913 bis 1920 durch Anbauten erheblich erweitert. Als die Königliche Bibliothek nicht mehr den Anforderungen des Lehrbetriebes entsprach, wurde im Jahre 1831 eine Universitätsbibliothek eingerichtet. Im Zuge der Erweiterung der Universität, die seit 1828 "Friedrich-Wilhelms-Universität" hieß, konnten auch in der Stadt bereits vorhandene Einrichtungen schrittweise eingegliedert werden.  
Zu den auch heute noch bekannten gehörte die Charité. Friedrich I. ließ das Quarantäne-Haus für die drohende Pestepidemie vor den Toren der Stadt errichten. Genutzt wurde das "Pesthaus" für die Unterbringung armer Kranker und Gebrechlicher. Als Garnisons- und Bürgerlazarett wurde das Gebäude schon 1726 zur militärmedizinischen Ausbildungsstätte und zu einer Übungsschule für angehende Ärzte und Wundärzte. Der "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm verfügte im Jahre 1727: "Es soll das Haus die Charité heißen". 1829 bezog die Medizinische Fakultät diesen Standort.  

Mit dem Bau von Instituten für die Naturwissenschaften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden modernste Forschungs- und Lehreinrichtungen. Als Veterinärmedizinische Fakultät wurde die bereits 1790 entstandene Tierarzneischule und als Landwirtschaftliche Fakultät die 1881 gegründete Landwirtschaftliche Hochschule der Universität angegliedert. Für die seit 1810 zur Universität gehörenden naturhistorischen Sammlungen wurde 1889 ein Gebäude in der Invalidenstraße 43 eröffnet, das heutige Museum für Naturkunde. Und durch die enge Verflechtung von klinischen und vorklinischen Einrichtungen für die Medizinische Fakultät entstand um die Jahrhundertwende eine großzügige räumliche Verbindung von Wissenschaftsdisziplinen.  

29 Nobelpreise gingen an Angehörige der Universität

Große akademische Leistungen und internationale Attraktivität bestimmten die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Den ersten Nobelpreis für Chemie erhielt der Niederländer Jacobus Henricus van't Hoff im Jahre 1901 für seine Forschungen über die Gesetze der chemischen Dynamik. Der Altertumswissenschaftler Theodor Mommsen veröffentlichte bahnbrechende Arbeiten zur römischen Geschichte und erhielt im Jahre 1902 dafür den Nobelpreis für Literatur. 27 weitere Nobelpreise zeugen von der überragenden wissenschaftlichen Leistung von Gelehrten, die je an der Berliner Universität tätig waren. Der Chemiker Walter Nernst und die Physiker Max von Laue, Gustav Hertz und James Franck seien genannt. Der Mediziner Emil von Behring erhielt für die Entwicklung eines wirksamen Diphterie-Heilmittels den ersten Nobelpreis für Medizin, einige Jahre später Robert Koch, der Entdecker der Erreger der Tuberkulose und der Erreger der Cholera. Als im Jahre 1954 dem Mitbegründer der Quantenmechanik, Max Born, für die "Begründung, einer neuen Art, über die Naturerscheinungen zu denken" (Born) der bisher letzte Nobelpreis an einen (ehemaligen) Universitätsangehörigen verliehen wurde, hatte die Universität ein schwarzes Kapitel deutscher Geschichte durchlebt.  

Die Vertreibung jüdischer Gelehrter und Studierender sowie politischer Gegner des Nationalsozialismus, einschließlich ihrer Vernichtung, hatten der Universität in der Zeit von 1933 bis 1945 schweren Schaden zugefügt. Die Beteiligung von Studierenden und Lehrenden an der Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 war ein für die Universität besonders beschämendes Ereignis. Viele Gelehrte verließen daraufhin und in den sich anschließenden Kriegsjahren die Lehranstalt, die einst als Heimstätte des humanitären Denkens galt.  

Seit 1908 ist es auch für Frauen möglich, ein Studium aufzunehmen. Schon bald konnten sie als Assistentinnen und außerordentliche Professorinnen in Forschung und Lehre tätig sein, wie z. B. die Physikerin Lise Meitner. Ordentliche Berufungen von Frauen erfolgten jedoch erst nach 1945.

Wiedereröffnung nach dem 2. Weltkrieg

Geschwächt durch den hohen Verlust wissenschaftlichen Potentials, erfolgte die Wiederaufnahme des Lehrbetriebes im Januar 1946 in den teilweise kriegszerstörten Gebäuden in zunächst sieben Fakultäten. Die politischen Auseinandersetzungen der Nachkriegszeit und der Protest von Studierenden und Angehörigen des Lehrkörpers gegen die zunehmende kommunistische Einflussnahme auf die Universität führten zu einer Spaltung im Lehrkörper und in der Studentenschaft und im Dezember 1948 zur Gründung der Freien Universität Berlin im damaligen amerikanischen Sektor der Stadt.



Das Hauptgebäude der Humboldt-Universität und das Universitätsklinikum Charité (Campus Charité Mitte)  Seit 1949 trägt die Universität den Namen der Brüder Alexander und Wilhelm von Humboldt. Unter dem Einfluss der Hochschulreformen von 1950/51 und 1967/68 nahm die Hochschule jedoch eine Entwicklung, die entgegen der früheren akademischen Traditionen Studieninhalte, Studienablauf und Forschungsbedingungen im Sinne einer vorherrschenden Ideologie völlig veränderte. Dennoch konnte auf einigen Gebieten der internationale Anschluss wieder hergestellt und durch weltweite Kooperationen gefestigt werden. Hervorzuheben sind die teilweise langjährigen und intensiven, heute noch deutschlandweit einmaligen Forschungs- und Austauschbeziehungen zu Hochschulen in Osteuropa, insbesondere mit der ehemaligen Sowjetunion. In Westeuropa gab es seit den 70er Jahren eine vertraglich vereinbarte wissenschaftliche Zusammenarbeit mit nahezu allen hauptstädtischen Universitäten. Ebenso gab es intensive Kooperationsbeziehungen mit Universitäten in Japan und den USA, aber auch mit Entwicklungsländern in Asien, Afrika und Lateinamerika.
Mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten  im Oktober 1990 ergriff die Humboldt-Universität zu Berlin die Chance, bei explizitem Anknüpfen an ihre älteren Traditionen in ihren internationalen Kooperationsbeziehungen die Internationalisierung von Lehre und Forschung stetig weiter zu erhöhen sowie die Mobilität der Studierenden auf ein neues Niveaus zu führen.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Vertiefung der Kontakte zur EU (speziell im Rahmen des Sokrates/Erasmus-Programms) der Ausbau der Wissenschaftskooperation und der Studierendenmobilität mit nordamerikanischen Hochschuleinrichtungen sowie die Stabilisierung der Beziehungen zu Partnereinrichtungen mit den Staaten in Mittel- und Osteuropa.  
Gegenwärtig pflegt so die Universität im Rahmen der Forschungskooperation vertragliche Kontakte zu nahezu 100 wissenschaftlichen Einrichtungen auf allen Kontinenten und verfügt über mehr als 400 Verträge im Rahmen des Sokrates-Programms.
Aus mehr als 100 Ländern der Welt studieren ausländische Studierende an der Humboldt-Universität, ihr Anteil an der Studentenschaft beträgt knapp 11 %.
Evaluierung und Umstrukturierung

Durch die deutsche Vereinigung wurde Berlin eine Stadt mit drei Universitäten. Trotz der Probleme, die sich mit dem Vereinigungsprozess verbanden, hat die Humboldt-Universität zu Berlin in einem außergewöhnlichen Umstrukturierungsprozess hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Ost und West, aus dem In- und Ausland gewonnen. Mit Hilfe von partiell extern besetzten Struktur- und Berufungskommissionen sowie von zahlreichen Gutachten und Empfehlungen von Expertengruppen gab sich die Humboldt-Universität neue wissenschaftliche Strukturen. Inhalte wurden evaluiert, verändert und neu definiert. Gleichzeitig wurde Anfang der 90er Jahre das gesamte Personal einer persönlichen und fachlichen Überprüfung unterzogen. Finanzielle Restriktionen wie auch strukturelle Aspekte hatten einen gravierenden Personalabbau zur Folge.  

Im Ergebnis der inneruniversitären Neustrukturierung gliedert sich die Humboldt-Universität heute in elf Fakultäten sowie zwei Zentralinstitute. Die heutige Medizinische Fakultät Charité der Humboldt-Universität zu Berlin wurde durch die Fusion des Universitätsklinikums Charité mit dem Virchow-Klinikum der Freien Universität Berlin die grösste medizinische Fakultät Europas.  

Das Lehr- und Forschungsprofil ...  

... der Universität umfasst alle grundlegenden Wissenschaftsdisziplinen in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, der Humanmedizin, den Agrarwissenschaften sowie der Mathematik und den Naturwissenschaften.  

Heute werden an der Humboldt-Universität 224 Fachstudiengänge bzw. Studienfächerkombinationen angeboten. In 19 Disziplinen bestehen Diplom-Studiengänge, hinzu kommen die Diplom-Studiengänge Dolmetschen und Übersetzen in jeweils zwölf Sprachen, darunter vielen osteuropäischen. Das Magister-Studium kann in 59 verschiedenen Fächern absolviert werden. Zum Studienangebot gehören schließlich die mit einer Staatsprüfung abschließenden Studiengänge Rechtswissenschaft, Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie (auslaufend) sowie das Hochschulexamen oder Kirchliche Examen im Fach Evangelische Theologie. Es wird eine große Breite an Lehramtsstudiengängen angeboten, einschließlich des Lehramts an Sonderschulen mit seinen Spezialisierungsrichtungen.  

Zum Wintersemster 1999/2000 wurden eine Reihe neuer Studiengänge eröffnet: Der Reformstudiengang Medizin, der Bachelor- und Master-Studiengang Statistik der Zusatzstudiengang Transatlantic Masters, der Aufbaustudiengang British Studies und der Master-Studiengang Polymer Science. Einzigartig in Deutschland sind die Studiengänge "Gender Studies" und "International Agricultural Sciences".  

Für diese breite Palette sind im Wintersemester 1999/2000 34.495 Studierende eingeschrieben; davon 57,3 % weibliche. 10,9 % der gesamten Studierendenschaft kommen aus dem Ausland. Angebote für Zusatz-, Aufbau- oder Ergänzungsstudien werden in den nächsten Jahren weiter ausgebaut. Darüber hinaus hat die Humboldt-Universität begonnen, die früher stark nachgefragten Fernstudiengänge wieder anzubieten. Außerdem gibt es vielfältige Angebote im Bereich wissenschaftlicher Weiterbildung, Ring- und Öffentliche Vorlesungen sowie ein "Seniorenangebot" der Medizinischen Fakultät.

  

Alexander von Humboldt (1827) An der Humboldt-Universität finden unter anderem Forschungen auf Gebieten der Mathematik, der Medizin, Physik, Chemie und Biologie, aber auch der Geschichte, Kultur- und Kunstwissenschaften, Skandinavistik, Wirtschaftswissenschaften oder der Rechtswissenschaften international hohe Anerkennung. Bei sieben Sonderforschungsbereichen ist die Humboldt-Universität Sprecherhochschule. Ferner gibt es 16 Graduiertenkollegs mit der Humboldt-Universität als Sprecherhochschule sowie die Innovationskollegs "Theoretische Biologie" und "Kompensations- und Regulationsmechanismen nach neurowissenschaftdefinierten Veränderungen an Transmissionssystemen und ihre Bedeutung für Hirnfunktionen". Zahlreiche Projekte sind mit Unterstützung der Europäischen Union zustande gekommen. Die Universität ist an 16 Sonderforschungsbereichen anderer Universitäten, an acht weiteren Graduiertenkollegs und an neun DFG-Forschergruppen beteiligt. Ferner konnten zehn Stiftungsprofessuren (ohne Medizin) eingerichtet werden.  
Mit den verschiedensten Projekten sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf nationalen und internationalen Messen vertreten, genannt seien hier die CeBIT, die Hannover-Messe, die Internationale Grüne Woche und die UTECH Berlin. Überdies werden gegenwärtig fast 70 Projekte an der Humboldt-Universität durch Stiftungen (VW-Stiftung, Stifterverband für die deutsche Wissenschaft u.a.) gefördert.  

Die Erfolge in der Weiterführung bzw. die Wiederanknüpfung an traditionelle Partnerschaften und das Interesse von renommierten Universitäten aus aller Welt an einer engeren Zusammenarbeit lassen deutlich werden, dass der Humboldt-Universität eine wichtige Rolle im weltweiten wissenschaftlichen Dialog zuerkannt wird.  

Der Campus Adlershof

Die beengten räumlichen Bedingungen der in Berlin-Mitte angesiedelten mathematisch-naturwissenschaftlichen Institute führten an der Humboldt-Universität bereits 1991 zu der Überlegung, sie in Berlin-Adlershof zusammenzufassen. Dort soll in den nächsten zwei Jahrzehnten ein Stadtteil mit ca. 30.000 Arbeitsplätzen, 5.000 Wohnungen sowie ein Landschaftspark entstehen, in dem auch die Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultäten der Humboldt-Universität ansässig sein werden. Das Institut für Informatik ist 1998 nach Adlershof umgezogen; zum Sommersemester 2000 nimmt das Institut für Mathematik dort seinen Studienbetrieb auf.

Die enge Verflechtung von Wissenschaft und Wirtschaft bietet einen idealen Nährboden für die Entwicklung neuer Produkte, Technologien und intelligenter Dienstleistungen. Dies gilt auch für die Entwicklung und Erprobung zukunftsorientierter Formen der universitären Lehre, Forschung und Weiterbildung. Damit kann eine einzigartige Gebietsentwicklung im Südosten Berlins gefördert werden.  

Bei der Verwirklichung dieses Vorhabens wird die Verlagerung der Institute auch die Entwicklung neuer interdisziplinärer Forschungsschwerpunkte, z.B. in den Materialwissenschaften, der Umwelttechnologie, Biophysik und Biotechnologie, bestimmen.  

Bedingt durch die angespannte finanzielle Situation des Landes Berlin und die damit auferlegten außerordentlich hohen Kürzungsauflagen, geht die Humboldt-Universität direkt vom Aufbau der vergangenen Jahre in den Abbau über. Ein mit dem Land Berlin geschlossener Vertrag bietet der Universität eine finanzielle Planungssicherheit bis zum Jahr 2000 und, hochschulpolitisch gesehen, grösste Eigenverantwortung. Die Humboldt-Universität macht von der Möglichkeit Gebrauch, befristet vom Berliner Hochschulgesetz abzuweichen und neue Entscheidungsstrukturen, Organisationsformen und Studienabläufe zu erproben.  

Trotz ihrer durch die Jahrzehnte hinweg bewegenden und turbulenten Geschichte ist die Humboldt-Universität ihren Grundsätzen von der Einheit von Forschung und Lehre treu geblieben.

Einige ausgewählte Einrichtungen der Universität
Mit dem Museum für Naturkunde verfügt die Humboldt-Universität über ein international anerkanntes Zentrum naturwissenschaftlicher Sammlungen. Es ist das grösste naturhistorische Museum Deutschlands und gehört gleichzeitig zu den zehn bedeutendsten seiner Art in der Welt. Zu seinen Schätzen zählen das besterhaltene Fossil des Urvogels (Archaeopteryx lithographica), das zwölf Meter hohe und 23 Meter lange Skelett vom Brachiosaurus - das weltweit grösste aufgestellte 150 Millionen Jahre alte Saurierskelett -, Präparate von Beutelwolf und Quagga sowie das grösste bekannte Stück Bernstein.
Invalidenstraße 43, geöffnet dienstags bis sonntags, 9.30 bis 17 Uhr,
030 / 2093 8591  
Die Pathologisch-anatomische Schausammlung im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité gilt der Medizinischen Fakultät als Hauptanziehungspunkt. Sie wurde vom Begründer der modernen Pathologie und Universalgelehrten Rudolf Virchow nach seiner Berufung im Jahre 1856 systematisch aufgebaut.  
Schumannstraße 20/21, geöffnet montags, dienstags, donnerstags, freitags von 13 bis 16 Uhr, mittwochs von 13 bis 19 Uhr, 030 / 2802 3147, -2542  

Zum Andenken an Robert Koch, der im Jahre 1905 während seiner Arbeit an der Charité den Nobelpreis für Medizin erhielt, wurde ein Museum in der Dorotheenstraße 96 eingerichtet. Mehr als 300 Exponate, darunter die Nobelpreisurkunde und ein eigenhändig signiertes Feuchtpräparat der Tuberkulose eines Affen, sind hier zu sehen. Im historischen Lesesaal dieses Hauses gab Koch 1882 die Entdeckung des Tuberkulose-Erregers bekannt.  
Besichtigung nach telefonischer Voranmeldung unter  030 / 2093 4719  

Die Mori-Ogai-Gedenkstätte ist eine Einrichtung des Zentrums für Sprache und Kultur Japans der Humboldt-Universität. Sie ist dem japanischen Arzt, Wissenschaftler, Schriftsteller und Übersetzer Mori Ogai (1862-1922) gewidmet, der 1887/88 in Berlin am Hygiene-Institut von Robert Koch studierte. An Ogais Verdienste bei der Vermittlung deutscher Kultur, Literatur und Medizin in Japan anknüpfend, übernimmt die Gedenkstätte wissenschaftliche Aufgaben und widmet sich schwerpunktmäßig der Übersetzung.  
Geöffnet montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr, Luisenstraße 39,
030 / 282 60 97.  

Die seit 1978 bestehende "Kleine Humboldt-Galerie" im Rechenzentrum präsentiert in wechselnden Ausstellungen künstlerische Arbeiten von Mitarbeitern und Studierenden der Universität sowie von Künstlern aus der Umgebung.
Hauptgebäude, Unter den Linden 6, geöffnet dienstags bis freitags, 12 bis 18 Uhr  

Das Arboretum im Berliner Bezirk Treptow bedeckt eine Fläche von 3,5 ha. Es wurde von dem späteren Landesökonomierat Franz Späth (1839 - 1913), Inhaber der Baumschule Ludwig Späth (gegr. 1720), im Zusammenhang mit der Betriebsverlegung auf die Flächen im damaligen Neu-Britz eingerichtet. Es beherbergt ca. 1200 Gehölzsippen.  
Späthstraße 80/81, geöffnet von April bis Oktober, mittwochs, donnerstags, samstags, sonn- und feiertags von 10 bis 18 Uhr  
030 / 636 69 41  


Die Universitätsbibliothek mit ihren zahlreichen Zweigbibliotheken verfügt über einen Bestand von 4,2 Millionen Büchern und Periodika, 1,3 Millionen Dissertationen sowie 530.000 sonstigen Materialien. Zu ihren Kostbarkeiten gehört die Bibliothek der Gebrüder Grimm mit ca. 5 500 Bänden. Die Restaurierung der teils stark beschädigten Bände wird in Form von "Buchpatenschaften" unterstützt.  
Zentrale Universitätsbibliothek, Dorotheenstraße 27, geöffnet montags bis freitags 9 bis 21 Uhr, sonnabends 9 bis 13 Uhr,  
030 / 2093 - 3212,  
e-mail: info@ub.hu-berlin.de  


Die Arbeitsbibliothek der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm in der Universitätsbibliothek

Die Humboldt-Universitäts-Gesellschaft ist der Verein der Freunde, der Ehemaligen und Förderer e.V.. Sie wurde 1996 gegründet und versteht sich als Bindeglied zwischen Universität und Öffentlichkeit. Zu ihren Aufgaben gehört die Pflege der Verbindungen zu ehemaligen Mitgliedern der Humboldt-Universität zu Berlin.  
Hauptgebäude, Unter den Linden 6,
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 楼主| 发表于 2002-12-9 19:51 | 显示全部楼层

Wilhelm von Humboldt

Geboren am 22. Juni 1767 in Potsdam
Aufgewachsen im Schloss Tegel, dem Familienbesitz der Humboldts, immatrikulieren sich die Brüder Alexander und Wilhelm 1787 an der Universität in Frankfurt (Oder). Ein Jahr später gehen sie nach Göttingen. Ab 1790 trennen sich ihre Wege.

1791 heiratet Wilhelm v. H. Caroline von Dacheröden, die Tochter eines preußischen Kammergerichtsrates.

Humboldt arbeitet an verschiedenen Zeitschriften mit und schreibt seine ästhetischen Versuche über "Hermann und Dorothea". Es entstehen die "Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen".

Ab November 1797 weilt Humboldt in Paris. Hier will er seine Studien fortführen, aber auch die gesellschaftliche Entwicklung in Frankreich verfolgen.

Von 1802-1808 vertritt Humboldt Preußen beim Heiligen Stuhl in Rom.

Im Februar 1809 wird er Sektionschef für Kultus und Unterricht im Ministerium des Innern in Berlin. In seiner Amtszeit entsteht ein neu gegliedertes Bildungssystem, das allen Schichten mehr Chancen des Bildungserwerbs sichern soll.  

Die Eröffnung der Universität im Oktober 1810 erlebt Humboldt allerdings nicht mehr in Berlin. Nach Auseinandersetzungen erlässt er sein Amt bereits im Sommer und geht als preußischer Gesandter erst nach Wien, später nach London. 1819 scheidet er aus dem Staatsdienst aus.

Wilhelm vom Humboldt widmet sich von da an bis zu seinem Tod am 8. April 1835 seinen wissenschaftlichen Studien in der Ruhe des Familienbesitzes in Tegel.
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 楼主| 发表于 2002-12-9 19:52 | 显示全部楼层

Alexander von Humboldt

Geboren am 14. September 1769 in Berlin, Jägerstraße 22
Aufgewachsen im Schloss Tegel, dem Familienbesitz der Humboldts, immatrikulieren sich die Brüder Wilhelm und Alexander 1787 an der Universität in Frankfurt (Oder). Ein Jahr später gehen sie nach Göttingen. Ab 1790 trennen sich ihre Wege.

Alexander v. H. unternimmt Exkursionsreisen in europäische Länder. 1790/91 studiert er an der Handelsakademie in Hamburg und der Bergakademie in Freiberg. 1792 wird Humboldt in Berlin zum Assessor im preußischen Bergdepartement ernannt. Nicht zuletzt sein allgemeines naturwissenschaftliches Interesse veranlasst A. v. Humboldt zum Austritt aus dem Staatsdienst.

Nun widmet er sich ausschließlich naturwissenschaftlichen Studien, die ihn auf ausgedehnte Reisen in mehrere Länder führen. 1799 bricht er zu seiner große Forschungsreise durch Lateinamerika auf, von der er erst 1804 zurückkehrt. Anschließend nimmt er seinen Wohnsitz in Paris. Hier lernt er Simon Bolivar kennen.

1805 promoviert Alexander v. H. an der Universität Frankfurt (Oder). Zurück in Berlin, wird er Mitglied der Akademie der Wissenschaften und erhält seine Ernennung zum Kammerherrn des preußischen Königs. Er hält Vorlesungen und schreibt wissenschaftliche Abhandlungen. 1807 verfasst er Vorschläge zur Reorganisation der Berliner Akademie. In diplomatischem Auftrag reist er nach Paris. 1827 nach Berlin zurückgekehrt, beginnt er seine Vorlesung über physikalische Erdbeschreibung an der Berliner Universität, die berühmten "Kosmos-Vorlesungen". 1829 unternimmt Humboldt die russisch-sibirische Forschungsreise.

Nach der Rückkehr werden Humboldt hohe Ehrungen zuteil, er nimmt Einfluss auf Wissenschaft und Kunst in Berlin. 1848 greift er in vermittelnder Weise in die revolutionären Ereignisse des März ein und erweist den Gefallenen der Kämpe im Trauerzug die letzte Ehre.

Am 6. Mai 1859 verstirbt Alexander von Humboldt in seiner Wohnung in der Oranienburger Straße 67 in Berlin.
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 楼主| 发表于 2002-12-9 19:53 | 显示全部楼层

NOBELPREISTRAEGER DER BERLINER UNIVERSITAET

NOBELPREIS FUER CHEMIE

   Jacobus HENRICUS van't HOFF

Geboren am 30. August 1852 in Rotterdam
Gestorben am 1. März 1911 in Berlin-Steglitz
1896-1911 Honorarprofessor für Chemie
1901 Nobelpreis für Chemie für seine Forschungen über die Gesetze der chemischen Dynamik und des osmotischen Drucks.



   Emil FISCHER

Geboren am 9. Oktober 1852 in Euskirchen
Gestorben am 15. Juli 1919 in Berlin-Wannsee
1892-1919 Professor für Chemie und Direktor des I. Chemischen Instituts
1902 Nobelpreis für Chemie für seine Zucker- und Purinarbeiten




    Adolf von BAEYER

Geboren am 31. Oktober 1835 in Berlin
Gestorben am 20. August 1917 in Starnberg
1859/60 Privatdozent an der Gewerbeakademie Berlin
1866-1872 außerordentlicher Professor
1905 Nobelpreis für Chemie für seine Entdeckungen in der Farbstoffchemie




    Eduard BUCHNER

Geboren am 20. Mai 1860 in München
Gestorben am 13.August 1917 in Focsani/ Rumänien
1898-1909 Professor für Chemie an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin (1934 als Fakultät in die Universität eingegliedert).
1907 Nobelpreis für Chemie für die Entdeckung der zellfreien Gärung




    Richard WILLSTÄTTER

Geboren am 13. August 1872in Karlsruhe
Gestorben am 4. August 1942 in Locarno
1912-1916 Honorarprofessor für Chemie
1915 Nobelpreis für Chemie für seine Arbeiten über pflanzliche Pigmentstoffe



   Fritz HABER

Geboren am 9. Dezember 1868 in Breslau
Gestorben am 29. Januar 1934 in Basel
1906 Professor
1912-1920 Honorarprofessor für Physikalische Chemie, 1920-1933 ordentlicher Professor
1911-1933 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physikalische Chemie
1933 Emigration nach England
1918 Nobelpreis für Chemie für seine Entwicklung der Ammoniaksynthese





  
  
  
   Walter NERNST

Geboren am 25. Juni 1864 in Briesen/ Westpreußen
Gestorben am 18. November 1941 in Oberzibelle b. Muskau
1905-1932 Professor für Physik
1925-1932 Direktor des Instituts für Physik
1922-1924 Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
Rektor 1921/22
1920 Nobelpreis für Chemie für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Thermodynamik





  
  
  
   Peter DEBYE

Geboren am 24. März 1884 in Maastricht
Gestorben am 2. November 1966 in Itahaca (USA)
1935-1939 Professor für Physik
1934 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Physik
1937 Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften
1936 Nobelpreis für Chemie für seine Arbeiten über Kristallphysik, Quantentheorie, elektrische Leitfähigkeit von Flüssigkeiten, spezifische Wärmekapazität, Dipoltheorie





  
  
   Adolf BUTENANDT

Geboren am 24. März 1903 in Bremerhaven
Gestorben am 18. Januar 1995 in München
1938-1944 Honorarprofessor für Biochemie
1936 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biochemie
1939 Nobelpreis für Chemie für die Erforschung der Keimdrüsenhormone





  
  
   Otto HAHN

Geboren am 8. März 1879 in Frankfurt/ Main
Gestorben am 28. Juli 1968 in Göttingen
1907-1910 Privatdozent
1910-1934 außerordentlicher Professor für Physikalische Chemie
1944 Nobelpreis für Chemie für die Entdeckung der Kernspaltung des Urans





  
  
  
   Otto DIELS

Geboren am 23. Januar 1876 in Hamburg
Gestorben am 7. März 1954 in Kiel
1904-1914 Privatdozent
1914-1916 außerordentlicher Professor für organische Chemie
1950 Nobelpreis für Chemie (gemeinsam mit seinem Schüler K. Alder) für die Erforschung der für die Synthese carbozyklischer Verbindungen wichtigen Diesynthese

   NOBELPREIS FÜR PHYSIK


    Wilhelm WIEN

Geboren am 13. Januar 1864 in Gaffken/ Ostpreußen
Gestorben am 30. August 1928 in München
1892-1896 Privatdozent für Physik
1911 Nobelpreis für Physik für die Arbeiten zur Wärmestrahlung und für die auf dieser Grundlage gewonnene Formulierung eines Strahlungsgesetzes und des so genannten Verschiebungssatzes





  
  
   Max von LAUE

Geboren am 9. Oktober 1879 in Pfaffendorf b. Koblenz
Gestorben am 24. April 1960 in Berlin
1902-1903 Student an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität
1906-1909 Privatdozent
1919-1943 Professor für Theoretische Physik
1914 Nobelpreis für Physik für die Entdeckung und Deutung der Röntgenstrahl-Interferenzen





  
  
  
  
   Max PLANCK

Geboren am 23. April 1858 in Kiel
Gestorben am 4. Oktober 1947 in Göttingen
1889-1892 außerordentlicher Professor für Physik
1892-1926 Professor für Theoretische Physik
1912-1938 Sekretar der physikalisch-mathematischen Klasse der Akademie der Wissenschaften
1930-1937 Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
Rektor 1913/14
1918 Nobelpreis für Physik für die Entdeckung des Wirkungsquantums





  
  
  
   Albert EINSTEIN

Geboren am 14. März 1879 in Ulm
Gestorben am 18. April 1955 in Princeton (USA)
1913-1933 Mitglied der Akademie der Wissenschaften/Lesendes Akademiemitglied
Einstein hielt Vorlesungen und Seminare zu verschiedenen Themen vom Sommersemester 1915 bis zum Wintersemester 1928/29
1921 Nobelpreis für Physik für die Deutung des lichtelektrischen Effektes durch die Lichtquantenhypothese




    Gustav HERTZ

Geboren am 22. Juli 1887 in Hamburg
Gestorben am 30. Oktober 1975 in Berlin
1917-1925 Privatdozent für Physik
1925 Nobelpreis für Physik für seine Elektronenstrahlexperimente (gemeinsam mit James Franck)





  
  
  
   James FRANCK

Geboren am 26.August 1882 in Hamburg
Gestorben am 21. Mai 1964 in Göttingen
1903-1906 Student an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität
1911-1916 Privatdozent für Physik
1916-1920 Professor für Physik, gleichzeitig Abteilungsleiter am Institut für Physikalische Chemie der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
1925 Nobelpreis für Physik für seine Elektronenstrahlexperimente (gemeinsam mit Gustav Hertz)





  
  
   Werner HEISENBERG

Geboren am 5. Dezember 1901in Würzburg
Gestorben am 1.Februar 1976 in München
1943-1945 Professor für theoretische Physik
1941-1945 gleichzeitig Direktor des Instituts für Physik der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
1932 Nobelpreis für Physik für das nach ihm benannte Unbestimmtheitsprinzip





  
  
  
  
   Erwin SCHROEDINGER

Geboren am 12. August 1887 in Wien
Gestorben am 4. Januar 1961 in Wien
1910-1913 Privatdozent
1916-1920 Professor für Mathematik
1927-1933 Professor für theoretische Physik
Mitglied der Akademie der Wissenschaften
1933 entpflichtet, 1937 emeritiert und nach England emigriert
1933 Nobelpreis für Physik für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Wellenmechanik





  
  
  
   Walter BOTHE

Geboren am 8. Januar 1881 in Oranienburg
Gestorben am 8. Februar 1957 in Heidelberg
1925-1929 Privatdozent
1929/30 außerordentlicher Professor für Physik
1954 Nobelpreis für Physik für die Untersuchungen über die Gültigkeit des Energiesatzes bei elementaren Strahlungsvorgängen




    Max BORN

Geboren am 11. Dezember 1882 in Breslau
Gestorben am 5. Januar 1970 in Göttingen
1915-1919 außerordentlicher Professor für Physik
1954 Nobelpreis für Physik für die Erarbeitung der Grundlagen der Quantenmechanik


   NOBELPREIS FÜR MEDIZIN


    Emil von BEHRING

Geboren am 15. März 1854 in Hansdorf/Westpreußen
Gestorben am 31. März 1917 in Marburg
Ausbildung am Berliner militärärztlichen Institut "Pépinière"
1889-1894 Mitarbeiter von Robert Koch am Berliner Institut für Infektionskrankheiten
1901 Nobelpreis für Medizin für die Entwicklung eines Diphtherie-Heilmittels




  
   Robert KOCH

Geboren am 11. Dezember 1843 in Clausthal
Gestorben am 27. Mai 1910 in Baden-Baden
1885-1910 Professor für Innere Medizin und Hygiene
1885 Direktor des Institutes für Hygiene
1891 Direktor des Institutes für Infektionskrankheiten
1905 Nobelpreis für Medizin für seine Entdeckung der Erreger von Infektionskrankheiten





  
  
   Paul EHRLICH

Geboren am 14. März 1854in Strehlen/ Schlesien
Gestorben am 20. August 1915 in Bad Homburg
1887-1890 Privatdozent
1890-1899 außerordentlicher Professor für Serologie
1908 Nobelpreis für Medizin für die Entwicklung des Salvarsans als Heilmittel gegen die Syphillis (gemeinsam mit dem Japaner Hata)





  
  
   Albrecht KOSSEL

Geboren am 16. September 1853 in Rostock
Gestorben am 5. Juli 1927 in Heidelberg
1883-1887 Privatdozent
1887-1895 außerordentlicher Professor für Physiologie und Anatomie
1910 Nobelpreis für Medizin für seine Arbeiten über Nukleinsäuren





  
  
  
   Otto WARBURG

Geboren am 8. Oktober 1883 in Freiburg i. Breisgau
Gestorben am 1. August 1970 in Berlin
1914-1921 Privatdozent
1921-1923 außerordentlicher Professor für Physiologie
Seit 1914 Abteilungsleiter und von 1931 bis 1970 Direktor des Institutes für Zellphysiologie der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft bzw. dem Max-Planck-Institut
1931 Nobelpreis für Medizin für seine Arbeiten zur Aufklärung der Zellatmung und der Gärungsprozesse

   Hans SPEMANN

Geboren am 27. Juni 1869 in Stuttgart
Gestorben am 12. September 1941 in Freiburg i. Breisgau
1914-1929 Honorarprofessor für Zoologie
1935 Nobelpreis für Medizin für seine Arbeiten zur experimentellen Entwicklungsphysiologie





  
  
   Werner FORSSMANN

Geboren am 29. August 1904
Gestorben am 1. Juni 1979 in Schopfheim
1929/30 Volontärassistent in der Klinik von Professor Sauerbruch an der Charité, in der er den Herzkatheterselbstversuch unternahm.
Ehrendoktor der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität 1977
1956 Nobelpreis für Medizin für seine Arbeit zur Herzkatheterisierung (Selbstversuch 1929)

   NOBELPREIS FÜR LITERATUR



  
     Theodor MOMMSEN

Geboren am 30.November 1817 in Garding
Gestorben am 1. November 1903 in Berlin
1861-1903 Professor für alte Geschichte
Rektor 1874/75
1902 Nobelpreis für Literatur für seine Quelleneditionen und Arbeiten zur römischen Geschichte und Rechtsgeschichte
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 楼主| 发表于 2002-12-9 19:55 | 显示全部楼层

Universitaet zu Koeln

Chronik der Universitaet
Die Universität zu Köln ist die zweitälteste und mit mehr als 63.000 Studierenden die grösste Hochschule in Deutschland.
Während viele andere Universitätsgründungen im spätmittelalterlichen Deutschland ihre Entstehung der Initiative bedeutender geistlicher und weltlicher Regenten verdankten, waren es in Köln die Bürger, die die Universität errichteten. So ist die Kölner Universität noch heute eine Stadt-Universität im doppelten Sinne: von den Bürgern der Stadt Köln gegründet und als Campus-Universität mitten im Stadtgebiet gelegen. Geographisch befindet sie sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem nördlich gelegenen großen Wirtschafts- und Industrieraum Rhein/Ruhr und zur südlich gelegenen Stadt Bonn.

1388
Gründung der Universität zu Köln. Nach Prag (1348), Wien (1365) und Heidelberg (1386) ist Köln die vierte Universitätsgründung im spätmittelalterlichen Deutschen Reich. Die Stiftungsurkunde der Universität wird von Papst Urban VI in Perugia unterzeichnet.

1798
Schließung der Universität zu Köln durch die Franzosen und Umwandlung in eine Zentralschule.

1919
Der Rat der Stadt Köln gründet erneut die Universität durch die Erweiterung der im Jahre 1901 errichteten Handelshochschule zur Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät. 1299 Studenten immatrikulieren sich, die von 91 Lehrkräften unterrichtet werden. Noch im gleichen Jahr wird die Medizinische Fakultät und ein Jahr später werden die Rechtswissenschaftliche und die Philosophische Fakultät gegründet. Bereits sechs Jahre später ist die Universität zu Köln nach Berlin die zweitgrösste in Preußen.

1934
Der Neubau der Universität, der noch heute ihr Hauptgebäude bildet, wird eingeweiht.

1945
Die Universität nimmt den Vorlesungsbetrieb wieder auf. Beim Wiederaufbau der zerstörten Universität gelingt es, den Campus-Charakter der Hochschule zu erhalten und auszubauen. Neben zahlreichen Instituten entstehen das Philosophikum, das Hörsaalgebäude, die Universitäts- und Stadtbibliothek und das Bettenhochhaus der Medizinischen Fakultät neu.

1954
Das Land Nordrhein-Westfalen übernimmt teilweise die Trägerschaft der Universität zu Köln.

1955
Teilung der Philosophischen Fakultät in eine Philosophische und eine Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät.

1960
Das Land Nordrhein-Westfalen übernimmt die volle Trägerschaft über die Universität zu Köln. Die enge Verbindung zur Stadt Köln wird durch das Kuratorium gewährleistet - ein unter den Universitäten des Landes Nordrhein-Westfalen so nur in Köln bestehendes besonderes Organ der Universität.

1980
Die beiden Kölner Abteilungen der Pädagogischen Hochschule Rheinland werden als Erziehungswissenschaftliche Fakultät und Erziehungswissenschaftlich-Heilpädagogische Fakultät der Universität zu Köln angegliedert.

1988
Die Universität zu Köln feiert die 600. Wiederkehr ihres Gründungsdatums.

1990
Die am 23. Oktober in Kraft getretene neue Grundordnung der Universität setzt das "Rektorat" als Leitungsgremium ein. Es besteht aus dem Rektor als Vorsitzenden, drei Prorektoren und dem Kanzler. Die Amtszeit des Rektors beträgt vier Jahre.
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 楼主| 发表于 2002-12-9 19:57 | 显示全部楼层

Die "alte" Universitaet

Die europäische Universität ist ein Produkt jenes materiellen und kulturellen Aufschwungs, der die abendländische Welt seit dem hohen Mittelalter immer stürmischer verändert hat. Das neue Verständnis von Wissenschaft ließ Schulen, sog. Generalstudien, entstehen, die wissenschaftliche Methodik in eben "schul"gerechter, "schola"stischer Weise vermittelten. Die ersten "Universitäten", das heißt: Korporationen von Lehrenden und Lernenden, entstanden im 12. und 13. Jahrhundert in Italien (Bologna) und Frankreich (Paris). Mitteleuropa hinkte, wie in der Gesamtentwicklung, so auch bei der Entstehung und Gründung von Universitäten hinterher. Erst 1346 stiftete der böhmische König Karl eine Universität in Prag. Nach Wien (1365) und Heidelberg (1386) folgte Köln: Am 21. Mai 1388 billigte Papst Urban VI. das entsprechende Ersuchen der Stadt, ein Generalstudium einrichten zu können. Köln war damals die grösstee deutsche Stadt, die nordwestdeutsche Wirtschaftsmetropole. Und als im 13. Jahrhundert die neuen Bettelorden (auch sie ein Ergebnis der neuen geistigen Entwicklungen) für die Ausbildung ihres eigenen wissenschaftlichen Nachwuchses neben den Universitäten ordensinterne Generalstudien gründeten, war es nicht von ungefähr, daß sie in Mitteleuropa damit vor allem auch in Köln begannen. Die entscheidende Rolle bei der Gründung des Kölner Generalstudiums der Dominikaner im Jahre 1248 spielte Albertus Magnus, dessen begabtester Schüler, Thomas von Aquin, bei ihm in Köln studierte. Nur kurz weilte 1307/8 der führende Franziskanertheologe und -philosoph Duns Scotus in Köln, wenig später der Hauptvertreter der Dominikanermystik, Meister Eckhart (+1328). Die Wissenschaft hatte in Köln 1388 also bereits eine gute Tradition.

Der Metropolcharakter Kölns bot alle Voraussetzungen für eine von Anfang an "große" und - wie sich dann rasch zeigen sollte - auch im europäischen Vergleich recht einflußreiche Universität. Sie begann, was damals noch nicht selbstverständlich war, sogleich mit allen vier klassischen Fakultäten, bot also das Studium der Theologie, der Jurisprudenz, der Medizin und der "Artes" (das von allen zu absolvierende Grundstudium philosophischer Art - daher später der Name "Philosophische Fakultät"). Rekrutierungsschwierigkeiten, wie sie bei anderen Gründungen jener Zeit üblich waren, hatte man in Köln nicht. Die Professoren und Studenten kamen nicht nur aus dem umliegenden Rheinland, sondern vornehmlich auch aus den Niederlanden. Die Beziehungen der Stadt Köln zu diesem Raume waren damals besonders eng und dicht. Indem die Stadt, nicht ein Fürst, wie etwa der Kurfürst und Kölner Erzbischof, die Universität gründete und materiell mittrug, wurde sie als Bürgeruniversität Spiegel jener Glanzzeit des europäischen Bürgertums am Ausgang des Mittelalters.

Innerhalb der wissenschaftlichen Diskussionen des Spätmittelalters spielten im Besonderen Kölner Theologen und Philosophen eine grössere Rolle in der Kontroverse zwischen Nominalisten und Realisten, bei der es um die Existenzweise von Allgemeinbegriffen ging. Nachdem sich am Ende des 14. Jahrhunderts in ganz Europa der Nominalismus durchgesetzt hatte, der Allgemeinbegriffen allein geistige Existenz zuwies, leiteten vor allem Kölner Professoren eine neue Blüte des Realismus ein, der sie als real existent ansah und sich dabei eben auf die "Kölner" Albertus Magnus und Thomas von Aquin stützte.

Als ausgesprochene Massenuniversität machte Köln sich indes vor allem um die allgemeine Tradierung von gelehrtem Wissen und um methodische Schulung verdient. Diese ausgesprochene Stärke der Kölner Scholastik trug mit dazu bei, daß eine weitere neue geistige Entwicklung des 15. Jahrhunderts, nämlich der Humanismus, es hier zunächst nicht leicht hatte, umso mehr er hoffte, gerade über Köln den Durchbruch in Deutschland erreichen zu können. An die Stelle der Denkschulung setzte der Humanismus die sprachlichliterarische Bildung. Die Kölner Scholastiker wurden von den Humanisten in einer berühmt gewordenen Auseinandersetzung als "Dunkelmänner" verunglimpft. Gleichwohl setzte sich dann auch in Köln die neue Bildungseinrichtung als Schulhumanismus durch. Maßgeblich hierfür war seine Entwicklung in den Universitätsbursen. Das waren von Professoren geleitete und auch unterhaltene Kollegien, in denen Studenten und Professoren in besonders engem Kontakt standen. Sie waren in dieser Form eine für Deutschland untypische Eigenheit, welche der Kölner Universität einen mehr westeuropäischen Charakter verlieh, wie er noch heute in den College-Universitäten Oxford und Cambridge präsent ist, während deutsche Ansätze in dieser Richtung im 16. Jahrhundert ansonsten stagnierten. Die Bursen nannten sich schon bald in humanistischer Weise "Gymnasien".

Wie sich die Stadt Köln insgesamt als "Tochter" Roms verstand, so blieb auch die Universität im Zeitalter der Reformation romtreu, ja, entwickelte sich zum Bollwerk des gegenreformatorischen Katholizismus im deutschen Nordwesten. Hierzu trug u.a. der große Einfluß der Jesuiten bei, welche über eine der drei die Fakultät der Artes bildenden Großbursen, das "Tricoronatum", nun auch in der Universität als solcher Einfluß gewannen. Diese erlebte Höhen und Tiefen der großen geistigen Entwicklungen mit. So gab es Professoren, die in der Zeit des Hexenwahns im 16. und vor allem im beginnenden 17. Jahrhundert für scharfes Vorgehen gegen Hexen eintraten, aber auch Friedrich von Spee, der das allgemeine Umdenken einleitete, wenngleich er die Universität schon nach kurzer Zeit verlassen mußte.

Die Studentenzahlen waren im Zeitalter der Reformation zunächst abgesackt; doch erlebte die Kölner Universität im ausgehenden 16. und im ganzen 17. Jahrhundert wieder steigenden Zuspruch. Herausragende Persönlichkeiten der europäischen Wissenschaftsgeschichte findet man hier allerdings nicht. Viele große Gelehrte der Zeit, etwa Erasmus, Leonardo, Descartes, Pascal, wirkten ohnehin nicht mehr an den Universitäten. Der Aufschwung gerade der deutschen Universitätswissenschaft im Zeitalter der Aufklärung, wie er sich mit dem Namen Immanuel Kants verknüpft, berührte die Kölner Universität im ausgehenden 18. Jahrhundert dann nur noch am Rande. In ihrem letzten gewählten Rektor vor der 1798 vor den Franzosen vorgenommenen Umwandlung in eine Zentralschule französischen Musters, Ferdinand Franz Wallraf, fand sie einen zukunftsorientierten Reformer, der zwar ohne wissenschaftliche Bedeutung blieb, jedoch mit seiner großen Kunstsammlung im Namen des heutigen Wallraf-Richartz-Museums fortlebt.

Als eine Art Gegenuniversität war die 1777/1786 vom Kölner Kurfürsten gegründete "Aufklärungs"-Universität Bonn gedacht. In französischer Zeit ging sie ebenfalls unter, wurde aber unter preußischer Herrschaft 1818 (übrigens in Fortsetzung der ebenfalls aufgehobenen Universität Duisburg) als einzige Universität der neuen preußischen Westprovinzen reaktiviert. Gleichwohl blieben die stadtkölnischen Bestrebungen nach Wiederbegründung der städtischen Universität im ganzen 19. Jahrhundert lebendig. Sie verbinden sich vor allem mit dem Namen des Kölner Großkaufmanns Gustav Mevissen, der als Präsident der Kölner Handelskammer in seinem Jahresbericht zu 1855 auf die Notwendigkeit hinwies, Köln "zu einem Zentrum der Wissenschaft zu machen". Wieder war es das Gewicht, das Köln als Stadt der Wirtschaft in die Waagschale legen konnte. 1901 nahm die von der Stadt getragene Kölner Handelshochschule als erste selbständige Handelshochschule Deutschlands ihren Lehrbetrieb auf. Damit war der Weg zur neuen Universität vorgezeichnet. Er wird markiert durch die Eröffnung der ersten Akademie für praktische Medizin innerhalb des Deutschen Reiches im Jahre 1904 und durch die Errichtung einer Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung im Jahre 1912.
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Die "neue" Universitaet

Von der Neugründung 1919 bis heute

1919, wenige Monate nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, wurde die Universitaet durch den damaligen Koelner Oberbürgermeister und späteren Bundeskanzler Konrad Adenauer wiederbegründet. Bis 1953 blieb sie eine stdtische Universitaet und ging dann in die Trägerschaft des Landes Nordrhein-Westfalen über. Heute ist sie mit fast 62.000 Studenten nach der Universitaet München zweitgroesste Universitaet in der Bundesrepublik. Sie bietet die Vorteile einer Campus-Universitaet, die jedoch nicht draußen vor den Toren der Stadt liegt, sondern in unmittelbarer Nähe zur Kölner City.

Internationale Beziehungen

Zahlreiche Forscher mit internationalem Ruf, die auch weit über ihre Fachgrenzen hinaus bekannt gewordenen sind, haben in Köln gelehrt. Beispielhaft seien die Betriebswirtschaftler Eugen Schmalenbach und Erich Gutenberg, der Philosoph und Soziologe Max Scheler, der Soziologe René König, der Wirtschaftswissenschaftler Alfred Müller-Armack und der mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnete Kurt Alder genannt. Daß die Universität zu Köln in der Welt auch heute noch einen guten Ruf genießt, zeigt die wachsende Zahl ausländischer Gastprofessoren und Studenten. Letztere machen nahezu neun Prozent der Studentenschaft aus. Mit den Universitäten I und II in Clermont-Ferrand (Frankreich), der Pennnsylvania State University (USA), der University of California (USA), der Keio-Universität Tokio (Japan), der Kliment Ochridski Universität Sofia (Bulgarien), der Jagiellonen-Universität Krakau (Polen), der Universidade Federal do Cear Fortaleza (Brasilien), der Aristoteles-Universität Thessaloniki (Griechenland) und der Universität Wolgograd (GUS) pflegt die Universität Partnerschaften. Daneben existiert eine Vielzahl von persönlichen Kontakten mit Wissenschaftlern in nahezu allen Ländern der Welt. Zusammen mit anderen anerkannten europäischen Universitäten und Managementschulen bietet die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät den Studiengang "Europa-Manager" (CEMS) an. Für Kölner Jura-Studenten besteht bereits seit einigen Jahren die Möglichkeit einer integrierten Ausbildung im deutschen und französischen Recht an der Sorbonne in Paris und der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln mit dem Abschluß eines "Magister Legum".

Spitzenpositionen in der Forschung

Auf vielen Forschungsgebieten nimmt die Universität zu Köln Spitzenpositionen ein. So ist das Genetische Institut Bestandteil des Kölner Gen-Forschungs-Zentrums - eines von vier in der Bundesrepublik. Allein zwei Sonderforschungsbereiche ("Molekulare Analyse der Entwicklung zellulärer Systeme" und "Der modulare Aufbau des genetischen Materials") sind am Genetischen Institut angesiedelt. Zwei weitere Sonderforschungsbereiche ("Physik und Chemie der interstellaren Molekülwolken" und "Physik mesoskopischer und niedrigdimensionaler metallischer Systeme") finden sich in der Physik. Daneben bleibt Köln aber weiterhin ein Zentrum vielseitiger "klassischer" philologisch-historischer Forschung. Das Institut für Altertumskunde, um nur ein Beispiel zu nennen, ist eines der bedeutendsten Forschungsstätten der Erschließung unveröffentlichter Papyri der ägyptisch-griechisch-römischen Antike. Im Jahre 1995 wurde der Sonderforschungsbereich "Kultur- und Landschaftswandel im ariden Afrika" eingerichtet, in dem die Fachrichtungen Ägyptologie, Afrikanistik, Botanik, Geographie, Ur- und Frühgeschichte, Völkerkunde mitarbeiten. Außerdem ist die Universität an dem Sonderforschungsbereich "Theorie des Lexikons" beteiligt.

Fakultätsübergreifende Forschungsschwerpunkte und Medien

Durch den Ausbau und die Entwicklung neuer, fakultätsübergreifender Forschungsschwerpunkte versucht die Universität seit einer Reihe von Jahren, den politischen und technologischen Umwälzungen Rechnung zu tragen. Hierzu zählen neben den Biowissenschaften vor allem die Umwelt- und Weltraumforschung, die Afrikaforschung, die Informatik, die moderne Sinologie, die Regionalwissenschaften Lateinamerika sowie die Europaforschung. 1995 richtete die Medizinische Fakultät gemeinsam mit der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät das "Zentrum für Molekularbiologische Medizin der Universität zu Köln (ZMMK)" ein. Gemeinsam mit der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät baut die Medizinische Fakultät derzeit das "Institut für Gesundheitsökonomie, Medizin und Gesellschaft an der Universität zu Köln" auf. An die Rolle Kölns als Medienzentrum anknüpfend baut die Universität zur Zeit ihren Schwerpunkt Medienwissenschaften aus. Auf eine lange Tradition können hier bereits das Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft sowie das Institut für Rundfunkrecht zurückblicken. Vor wenigen Jahren wurde das Institut für Rundfunkökonomie gegründet.

Graduierten-Kollegs

Auf die enge Verbindung von Forschung und Lehre wird an der Universität zu Köln besonderer Wert gelegt. So wurde an ihr in Zusammenarbeit mit der Fritz-Thyssen-Stiftung 1985 erstmalig in der Bundesrepublik ein Graduierten-Kolleg eingerichtet, mit dem besonders begabte Nachwuchswissenschaftler gefördert werden sollen. Nach diesem Modell wurden mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft inzwischen über 200 Graduierten-Kollegs an fast allen bundesdeutschen Hochschulen ins Leben gerufen, davon 5 an der Universität zu Köln.

Wissenschaftliches und Hochschul-Umfeld

Für das erfolgreiche Wirken einer wissenschaftlichen Einrichtung ist das Umfeld mitentscheidend. Drei Großforschungseinrichtungen (das Kernforschungszentrum Jülich, die Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt in Porz sowie die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung in St. Augustin) sowie drei Max-Planck-Institute (für Züchtungsforschung, für neurologische Forschung und für Gesellschaftsforschung) liegen in der Nähe und stehen in fruchtbarem Austausch mit Wissenschaftlern der Universität. Außerdem hat Köln acht weitere Hochschulen, darunter die Deutsche Sporthochschule, die Staatliche Hochschule für Musik und die 1989 gegründete Kunsthochschule für Medien. Insgesamt gibt es in Köln ca. 85.000 Studenten. Diese Forschungs- und Hochschulkapazität bietet Wissenschaftlern wie Studenten Arbeits- bzw. Studienmöglichkeiten, wie sie nur an wenigen Standorten in Europa vorhanden sind.
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 楼主| 发表于 2002-12-9 20:03 | 显示全部楼层

Kleine Kölner Universitätsgeschichte

Vorwort
Aus Anlaß ihrer 600-Jahr-Feier hat die Universität 1988 im Böhlau-Verlag eine große dreibändige Kölner Universitätsgeschichte veröffentlicht, deren ersten Band Erich Meuthen verfaßt hat. Dieses von der Fachwelt mit großer Anerkennung aufgenommene Werk, das seither durch dreizehn weitere Studien zur Geschichte der Universität zu Köln, unter ihnen die wichtige Darstellung von Frank Golczewski, "Kölner Universitätslehrer und der Nationalsozialismus" (1988), ergänzt werden konnte, hat die Neufassung auch unserer Kleinen Kölner Universitätsgeschichte inspiriert. Niemand war zur Verwirklichung dieses Plans besser vorbereitet als Erich Meuthen, dem ich an dieser Stelle für sein Manuskript sehr herzlich danke.

Sein kurzgefaßter Überblick schildert zunächst die Geschichte der alten Universität (1388 bis 1798), die ihre Blütezeit im 15. Jahrhundert hatte und unter der Führung der Theologen stand. Sie gibt dann einen Eindruck von der Entwicklung der neuen Universität (seit 1919), die sich unter Führung der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät zunächst nicht als Fortsetzung der alten, sondern als "neuartige" Universität verstand und die von den drei Prinzipien Praxisbezug, Sozialbezug und Pluralismus beherrscht sein sollte. Im Zuge der notwendigen Neubesinnung nach 1945 kam es unter Führung der Philosophischen Fakultät dann allerdings zu einem Umschwung, in dessen Verlauf wieder verstärkt der Anschluß an die alte Universität und auch an die Universitätsideale des 19. Jahrhunderts gesucht wurde. Einen weiteren wichtigen Akzent setzten in der Folgezeit die Methoden der naturwissenschaftlichen Fächer, die auch den internationalen Ruf der Universität zunehmend bestimmten, sowie neuerdings die Denkweisen der Fachgebiete, die sich mit der Welt der Rechner und ihrem Zauber "virtueller" Wirklichkeiten befassen.

Heute sind die in sich unterschiedlichen Ideale und Traditionen nebeneinander in der Universität wirksam, so daß der Autor dieses historischen Überblicks - selbst Mitglied der Philosophischen Fakultät - angesichts der gleichzeitig wirkenden Ideenvielfalt am Schluß etwas resignierend nur noch einen Dienstleistungsbetrieb ohne charakteristisches Profil - wenn auch auf hervorragendem Niveau - zu erkennen glaubt. Zu Recht verweist er dabei allerdings auf die Einbettung der Universität in die Stadt Köln.

So wie sich in dieser Stadt Altes und Neues, Strenges und Laxes, Seriöses und nicht ganz so ernst zu Nehmendes zu einem schillernden und zugleich überaus anregendem Profil großer, unverwechselbarer Liberalität verbinden, so geht es auch der Universität: Sie ist wach, lebendig, flexibel und doch auch traditionsbewußt, streng und nüchtern, sie fühlt sich mit der Geschichte verbunden und doch auch allem Neuen zugewandt, sie ist in der Region verankert und pflegt zahlreiche nationale und internationale Kontakte, sie bildet in sich eine große und auch eine kleine Welt. Die Repräsentanten dieser Universität sind in der Geschichte häufig nicht an der Spitze des Fortschritts marschiert. Das hat ihnen gelegentlich den Ruf von "Dunkelmännern" eingetragen, hat sie leider auch in der NS-Zeit nicht vor verhängnisvollen Verirrungen bewahrt, hat aber insgesamt doch daran mitgewirkt, daß für die Kölner Universität bis heute ein ruhiges, besonnenes und aufgeregten Zuspitzungen eher abgeneigtes Klima charakteristisch ist. Die Aufgabe der Zukunft wird es sein, die große Offenheit für Altes und Neues, den hohen Standard des Forschens und Lehrens trotz aller von außen kommenden Restriktionen zu erhalten, der akademischen Individualität im Großbetrieb einer "anonymisierenden Masse" dennoch ein eigenständiges Profil zu sichern und dem Lebensraum Universität insgesamt ein menschliches Gesicht zu bewahren.

Mit dem nochmaligen Dank an den Autor verbinde ich den Dank an die Stadtsparkasse Köln, die den entscheidenden finanziellen Beitrag zur Veröffentlichung der Kleinen Kölner Universitätsgeschichte geliefert hat.

Professor Dr. Jens Peter Meincke
Rektor der Universität zu Köln,

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Die Gründung.
Am 21. Mai 1388 billigte Papst Urban VI. das Ersuchen der Stadt Köln, ein "Generalstudium" einrichten zu dürfen. Nachdem die Stadt sich am 22. Dezember desselben Jahres zur Fundierung, Unterhaltung und Beschirmung verpflichtet hatte, nahm die neue "universitas", das heißt, eine sich korporativ zusammenschließende "Gemeinschaft" von Lehrenden und Lernenden, am 6. Januar 1389, dem Tag der Stadtpatrone, der Heiligen Drei Könige, den Vorlesungsbetrieb auf.

Nach den Fürstengründungen in Prag (1348) durch den böhmischen König Karl, als deutscher König Karl IV., und in Wien (1365) durch Herzog Rudolf IV. von Österreich, Initiativen, die aber nur mühsam reüssierten, sowie durch Kurfürst Ruprecht I. im pfälzischen Heidelberg (1386), wo es indes schon bald zu einer Krise kam, war die Kölner Universität nicht nur die erste, die im damaligen Reich von einer Bürgerschaft ins Leben gerufen wurde, sondern sie entsprach zugleich mit ihrem umfassenden Lehrangebot und einer für damalige Verhältnisse beeindruckenden Zahl von weit über 700 Immatrikulationen bereits im ersten Jahre und einer hinfort, wenngleich mit großen Ausschlägen, um 1000 pendelnden Studentenzahl durchaus dem Bild, das die schon zwei Jahrhunderte älteren west- und südeuropäischen Universitäten boten.

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Die Entfaltung der europäischen Wissenschaftswelt.
Damit ist auch bereits die langfristige und zugleich umfassend europäische Entwicklung angedeutet, innerhalb deren die Kölner Gründung zu sehen ist.

Die europäische Universität ist ein Produkt jenes materiellen und geistigen Aufschwungs, der die abendländische Welt seit dem hohen Mittelalter immer stürmischer verändert hat. Man sieht in den hochmittelalterlichen Universitäten, wie sie sich seit dem 12. Jahrhundert, etwa in Bologna und Paris, entfalteten, herausragende Zeugen jener Verwissenschaftlichung des Denkens und Handelns, die seither unseren Kontinent und schließlich die gesamte Zivilisation in immer stärkerem Maße bestimmt hat. Sie ist unter anderem gekennzeichnet durch die Kombination von "Schulung" (daher die vorerst beherrschende Rolle der "Schola"stik) und Weiterfragen, Forschung.

Wichtig war auch, daß wissenschaftliche Bildung zugleich Bestandteil des allgemeinen gesellschaftlichen Prestiges wurde. Einem häufig belegten Dictum zufolge galt der ungebildete König als ein "gekrönter Esel": "Rex illitteratus quasi asinus coronatus". Andererseits war für die neue Universität charakteristisch, daß sie Allgemeinbildung und Fachwissenschaften eng verknüpfte. Zum Zwecke intensiverer Allgemeinbildung wurde der im früheren Mittelalter noch dürre und dürftige Stoff der sieben "artes liberales" (Kenntnisse, die einem Freien zustanden), als da Grammatik, Rhetorik und Dialektik (Logik), Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie waren, umfassend, wenngleich mit unterschiedlicher Gewichtung ausgebaut; das beherrschende Interesse galt dabei vor allem der sich aus der Logik heraus weiterentfaltenden Philosophie.

Rasch wurde dieses Grundwissen der "Artes" in europäischer Verbindlichkeit nicht nur als Teil jener Allgemeinbildung angesehen, sondern auch als Voraussetzung für die sich daran anschließenden Fachstudien der Theologie, der Jurisprudenz und der Medizin institutionalisiert. Diese Trias von "Fakultäten" (Fächern) war zwar mehr oder weniger das Ergebnis zufälliger Konstellationen. Zusammen mit der Fakultät der "Artes" bildeten sie aber nun für viele Jahrhunderte bis in unsere Zeit die maßgebliche Organisationsstruktur der europäischen Universität. Der Bedeutung gemäß, die in der Fakultät der "Artes" die Philosophie erlangte, wurde sie später auch "Philosophische" Fakultät genannt.

Die Fachwissenschaften verliehen den einzelnen Universitäten die ihnen eigenen Akzente; Bologna glänzte durch das Rechtsstudium, Paris durch Theologie. Um sich als - höheres - "Generalstudium" bezeichnen zu können, bedurfte es neben der Artes-Fakultät nicht mehr als einer der drei höheren Fakultäten, wenngleich sie seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, u. a. das Pariser Theologiemonopol immer mehr aufbrechend, zur Regel wurden; doch mußte etwa die 1409 gegründete Universität Leipzig 25 Jahre warten, ehe sie eine theologische Fakultät erhielt.

Die Kölner Universität war sogleich mit allen vier Fakultäten da; ja, die Juristen lehrten in einer Doppelfakultät nicht nur das allgemein gängige Kirchenrecht, sondern auch schon - und zwar mit bedeutenden Vertretern - das Römische, also weltliche Recht.

Die Leipziger Universität von 1409 erwähnen heißt aber auch daran erinnern, daß, über Heidelberg und Köln im deutschen Westen hinaus, mit Erfurt (1389/92), eben Leipzig, Rostock (1419) und anderen Gründungen nun auch der mitteleuropäische Raum akademisch aktiviert wurde. Köln war indessen schon anderthalb Jahrhunderte vorher mit der Entfaltung der Bettelorden wichtiger Stützpunkt dieser Expansion geworden.

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Die Generalstudien der Bettelorden.
Die zu Beginn des 13. Jahrhunderts gegründeten, ganz und gar städtisch orientierten Bettelorden konnten sich der allgemeinen Modernisierung und damit Effizienzsteigerung durch Wissenschaftlichkeit nicht entziehen, ja, förderten sie in überragender Weise und richteten für ihre Orden ebenfalls neue Studienzentren, "Generalstudien", ein. Wie die Universität war auch die Gründung der Bettelorden eine Leistung der europäischen Romania.

Die ersten deutschen "Generalstudien" der Bettelorden etablierten sich innerhalb einer Gesamtbewegung von Westen nach Osten, abgesehen von den Generalstudien der Minoriten, bezeichnenderweise aber zunächst in Köln, so vor allem das dominikanische. Hier fanden sich schon bald Spitzenkräfte der europäischen Geistigkeit wie Albertus Magnus ein, der 1248 das Kölner Generalstudium des Dominikanerordens ins Leben rief, an dem dann auch sein Meisterschüler Thomas von Aquin lehrte.

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Der "Kölner" Großraum.
Der im weiteren Sinne deutsche Nordwesten, die "niederen Lande", bildete damals den wirtschaftlich, gesellschaftlich und institutionell am intensivsten entwickelten Raum innerhalb des Reiches, und Köln galt darin offensichtlich als eine Art Metropole. Wenngleich die noch weiter westlichen südniederländischen Gegenden - Flandern, Brabant und das Land um Lüttich - neue Schwergewichte darauf legten und das dann konsequenterweise mit der, aber eben als "Tochter" der Kölner Universität, 1425 gegründeten Universität zu Löwen auch akademisch unterstrichen, so tat diese Neugründung der älteren Kölner dennoch keinen merklichen Eintrag, obgleich Löwen sogleich die größere Studentenzahl aufweisen und auch wissenschaftlich konkurrieren konnte. Das Nebeneinander beider Universitäten kann noch einmal die geschichtliche Potenz, speziell das materielle Gewicht dieses "niederländischen" Großraums, markieren und damit auch Sonderheiten Hintergrund verleihen, durch die sich die Kölner Universität, wie gleich noch zu erläutern ist, von anderen deutschen Universitäten abhob.

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Universität und Stadt.
Der Stadtrat richtete als eine Art Aufsichtsorgan eine aus vier Provisoren bestehende Kommission ein, in die man besonders verdiente Ratsherren wählte. Das Amt galt als das vornehmste, das der Rat zu vergeben hatte.

Die Stadt besoldete durch feste Gehälter zunächst neun, später zwölf "professores publici et ordinarii", von denen vier Theologen, je drei Kanonisten und Mediziner sowie zwei Legisten waren, im weiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts gar deren drei. Die Gehälter dieser Professoren beliefen sich auf etwa 2 % der städtischen Auslagen, und das war wohl nicht wenig.

Vor allem aber erhielten andererseits Kölner Professoren städtische Ämter und wurden vom Rat mit vielerlei Sonderaufgaben betraut. Die Stadtsyndici hatten in der Regel eine "städtische" Professur in der Rechtswissenschaftlichen Fakultät inne. Schließlich saßen bis zu 40 % der an der Universität dozierenden Juristen im Stadtrat.

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Universität und Kirche.
Die enge Verbindung der Universität mit den Kölner Kirchen kam durch die päpstliche Reservierung von elf Kanonikatspfründen im Dom und den übrigen zehn Kölner Stiftskirchen für Professoren der Universität zum Ausdruck. Durch eine zweite "Gnade" gelangten 1437 noch einmal ebenso viele an denselben Kirchen hinzu. Immer wieder wurden Kölner Professoren Pfarrkirchen in der Stadt übertragen. Das sicherte den geistlich-seelsorgerischen Kontakt zur Bürgerschaft.

Der Erzbischof war seit dem Debakel von Worringen 1288 bis zum 19. Jahrhundert unwiderruflich aus der Stadt gewiesen. Das kirchliche Lehrmonopol, das auch Urban VI. mit seiner Urkunde wahrgenommen hatte, ließ an der Kirche allerdings nicht vorbeigehen. So wurde der Dompropst zum Universitätskanzler bestellt, der z. B. die Verleihung der akademischen Grade überwachte. Doch nahmen die Dompröpste das Amt in der Regel nicht selber wahr, sondern beauftragen damit Kölner Professoren als Vizekanzler.

Wie üblich setzte der Papst auch in Köln zur Sicherung der mit dem Gründungsprivileg verbundenen Rechte und Freiheiten der Universitätsangehörigen Konservatoren ein, nämlich den Abt von Groß St. Martin in Köln und die Dekane von St. Paul in Lüttich und St. Salvator in Utrecht. Ihre Amtssitze umschreiben noch einmal den niederländischen Einzugsraum der Kölner Universität.

Im übrigen nahmen die Rektoren einen hohen Rang in der kirchlichen Hierarchie in Anspruch, wenn sie sich, zumindest in späterer Zeit, unmittelbar nach dem Erzbischof und dem apostolischen Nuntius, aber vor allen anderen Geistlichen einordneten und damit den Zölibat als persönliche Voraussetzung für die Wahl ins Rektoramt begründeten, während diese Vorbedingung an anderen katholischen Universitäten bis zum 17. Jahrhundert allmählich entfallen war.

In Anlehnung an das Selbstverständnis der Stadt als "Romanae ecclesiae fidelis filia", wie das Stadtsiegel es verkündete, bezeichnete sich die Universität im Zeitalter der Glaubensspaltung gar als "fidelissima filia" des Papstes und als die "obtemperatissima" des Apostolischen Stuhls, womit sie ein weiteres prägendes Spezifikum ihrer geschichtlichen Existenz zum Ausdruck brachte.

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Die Bursen.
War das Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden im Mittelalter viel enger, als es heutzutage oft der Fall ist, so gilt das für die alte Kölner Universität in ganz besonderem Maße. Organisatorische Voraussetzung hierfür war die Entwicklung von Bursen und Kollegien, die in Köln universitätsprägende Bedeutung erlangten.

Das gilt besonders von den Bursen, für Scholaren der Artes-Fakultät eingerichtete Studienhäuser, die eine derart substantielle Bedeutung für das Studium insgesamt sonst in Deutschland, trotz entsprechender Tendenzen und Realisierungsansätze, nirgendwo erreichten. Sie wurden vornehmlich von Professoren gegründet, die sie auch unterhielten und leiteten. Neben den "öffentlichen", für alle Artes-Studenten verpflichtenden Lehrveranstaltungen entfalteten sich hier Begleitstudien, die von nicht unerheblicher Effizienz waren und immer stärker frequentiert wurden, zumal die Bursen mit führenden und in der Universität einflußreichen Gelehrten aufwarten konnten. Allmählich entwickelte sich ein Bursenzwang: Jeder Student der Artes hatte einer Burse anzugehören. So natürlich stets, wenn er dort wohnte. Doch auch Externe hatten im Laufe der Zeit die Lehrveranstaltungen der jeweils von ihnen gewählten Bursen zu verfolgen.

Durch immer neue Stiftungen expandierten die Bursen in der Weise regelrechter Unternehmen, die sich natürlich wechselseitig fruchtbar anspornende Konkurrenz machten. Kleinere Bursen gaben auf. Gegen die sich allmählich entwickelnden Großbursen kamen immer wieder versuchte Neugründungen nur noch schwer an. Bis 1524 waren vier übriggeblieben, von denen nun auch die einflußreiche Corneliana aufgab. Es hielten sich die Montanerburse, so genannt nach ihren maßgeblichen Förderern, den Theologieprofessoren Gerhard und Lambertus de Monte ('s-Heerenberg im Geldrischen), die Laurentiana, die der Friese Laurentius Buninch aus Groningen gründete, und die nach ihrem Gründer und Mitregenten der Laurentiana, dem Flamen Johann von Kuck, benannte Kuckanerburse. Cornelius Baldewini, der aus Dordrecht stammte, verlieh der Corneliana ihren Namen, und so sind diese Gründer allesamt Vertreter des schon in den Blick gerückten niederländischen Raumes. Auch die Cucana wäre untergegangen, wenn sie 1551 nicht von der Stadt übernommen worden wäre. Über der Türe des vom Rate angekauften neuen Hauses wurde, wie an städtischen Gebäuden üblich, das Wappen mir den drei Kronen angebracht, das der Burse den neuen Namen "Trium coronarum" verlieh. Aufstieg, Blüte und Konkurs also eben wie bei Großunternehmen: Man kann sich diesem Vergleich nur schwer entziehen.

Über den Bursenzwang hinaus setzte sich die Entwicklung bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts dann so weit fort, daß die Artes-Fakultät, 1577 auch satzungsmäßig festgeschrieben, identisch mit der Gesamtheit dieser drei Bursen wurde bzw. der von ihnen getragenen Schulen, die inzwischen in humanistischer Art - wir kommen noch darauf zurück - den Namen "Gymnasien" erhalten hatten. Eine derartige Bedeutung wie in Köln haben die auch an anderen deutschen Universitäten gegründeten Bursen nie gewonnen. Mit Blick nach Westen erinnern sie an College-Universitäten wie in Oxford und Cambridge.

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Die Kölner Jurisprudenz.
Eine weitere, schon berührte Kölner Sonderheit stellte die vergleichsweise starke Vertretung des Römischen Rechts im Studienbetrieb der rechtswissenschaftlichen Doppelfakultät dar. Sie bleibt unerklärlich ohne den offensichtlichen Bedarf an Juristen neuer Art, der wiederum die gesellschaftliche Dynamik des Nordwestens spiegelt. Die Jurisprudenz wies in Köln aber überhaupt recht hohe Studentenzahlen auf. Kennzeichnend für Kölner Rechtsprofessoren ist die von ihnen verfaßte juristische Einführungsliteratur, die sicher einer entsprechenden Nachfrage entgegenkam. Immer wieder begegnen Rechtsgutachten, "consilia", Kölner Juristen. Relativ früh sind unter ihnen solche von Kölner Legisten, also Lehrern des Römischen Rechts, dessen allgemeinere Rezeption in Deutschland damals begann. In Köln setzte 1424 auch der doctor in iure canonico Nikolaus von Kues seine in Padua eröffnete akademische Karriere fort, die er aber schon rasch abbrach, um in die Politik zu gehen.

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Die Kölner Theologie.
Für die Zeitgenossen war Köln allerdings die neben Paris bedeutendste Hochburg der Theologie. Vor dem Hintergrund der führenden Scholastiker ihrer Zeit, eines Albertus Magnus, eines Thomas von Aquin, hatten zunächst die Generalstudien der Bettelorden, sodann nicht weniger die Universität hohe Erwartungen zu erfüllen. Dominikaner wie jene war der ebenfalls in Köln lehrende bedeutendste deutsche Mystiker Meister Eckhart (†1328). Aus dem Franziskanerorden stellte sich neben sie Johannes Duns Scotus, der nach allerdings nur kurzer Lehrtätigkeit 1307/8 in Köln schon bald starb und hier wie Albertus Magnus beigesetzt wurde.

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Der "Wege"-Streit.
Die Scholastiker haben Theologie und Philosophie eng miteinander verknüpft, wenngleich man sich über die unterschiedlichen Prinzipien beider Wissenschaften im klaren blieb; doch forderten sie sich vor allem auch wechselseitig heraus. In der philosophischen Diskussion des 14. Jahrhunderts ging es mit Vorrang darum, ob das Allgemeine reale Existenz besitze - so die "Realisten" der "via antiqua" nach der zunächst herrschenden Lehre -, oder ob es nur in Begriffen, ja, bloßen Zeichen, "nomina", existiere, wie die "Nominalisten" der "via moderna" annahmen. Man sieht die darin eingewobene Problematik heute im übrigen vielschichtiger, als die Schlagworte jener Zeit sie erscheinen lassen.

Um die allgemeine Bedeutung der Kölner Universität in dieser Auseinandersetzung angemessen einzuschätzen, reicht freilich schon die etwas plakative Verständnisweise. Bevorzugten die europäischen Universitäten bis ins 15. Jahrhundert hinein fast ausschließlich die "via moderna", so setzte nunmehr eine Gegenbewegung ein, in der die Kölner Universität eine maßgebliche Rolle spielte. Sie personifizierte sich zunächst in dem 1420 nach Köln berufenen Pariser Theologen Heinrich von Gorkum. Obwohl sich die deutschen Kurfürsten bei der Stadt in fast schon bedrohlicher Weise für die Vertreter der "via moderna" einsetzten, lehnte die Universität, der die Stadt das Schreiben weitergeleitet hatte, die kurfürstliche Intervention als eklatanten Eingriff in die Lehrfreiheit ab: Wenn die "via antiqua" die "via moderna" überflügele, habe diese das hinzunehmen.

Von nun an strahlte der Kölner Realismus auf viele andere Universitäten aus. Sie reichten von Löwen bis über Heidelberg und Freiburg nach Basel im Süden, Kopenhagen und Greifswald im Norden und Osten. Immer wieder handelte es sich hierbei um Neugründungen, die ihr Lehrpersonal und damit auch den Realismus aus Köln bezogen.

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Thomisten und Albertisten.
Der Kölner Realismus stellte sich speziell in die Tradition des Thomas von Aquin. Bereits Heinrich von Gorkum war Thomist. Sein Kölner Schüler Johannes Tinctoris aus Tournai dürfte 1443 als erster die "Summa theologiae" in einer Lehrveranstaltung kommentiert haben. Ihm folgten weitere Kölner Thomisten wie Gerhard von Elten, und überall, wohin nun Kölner Thomisten kamen, geschah dies in derselben Weise. Das damals benutzte theologische Handbuch waren die aus dem 12. Jahrhundert stammenden "Sentenzen" des Petrus Lombardus. Wenn die spanische Scholastik des 16. Jahrhunderts die "Sentenzen" durch die "Summa" ersetzte - so der Dominikaner Petrus Franciscus de Vitoria -, dann liegt hier zwar kein "Kölner" Einfluß mehr vor. Dennoch bleibt aber bezeichnend, daß man in Köln schon fast ein Jahrhundert damit voranschritt.

Natürlich mußte auch der Realist Albertus Magnus das Interesse der Kölner wecken; verband sich hier doch das große Gelehrtengespräch über die Jahrhunderte hinweg mit der Lokaltradition. Schon um 1400 begegnen Pariser Albertisten. In Köln wirkte in diesem Sinne vor allem der bis dahin in Paris tätige Heymericus de Campo aus Brabant, den Heinrich von Gorkum 1422 nach Köln geholt hatte. Er wird dann der führende Albertist überhaupt, kehrte aber schon nach zehn Jahren in seine Heimat an die Universität Löwen zurück, an deren Gründung er neben anderen Kölnern großen Anteil hatte.

Dem Kölner Albertismus, der dann vor allem in Krakau Pflege fand, scheinen in Köln die führenden Köpfe nunmehr gefehlt zu haben, und so lebte Albert hier ohne größeren Einfluß nur im Bursenalbertismus der Laurentiana fort. Im übrigen rät die Forschung von dem Begriff "Albertismus" ab, da seinen angeblichen Vertretern die ihn als geschlossene Lehre darbietende Konsistenz mangele.

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Humanisten.
Doch schon bald standen der Kölner Universität zwei ganz neue Probleme ins Haus; das waren Humanismus und Reformation.

Der Humanismus, der von Italien aus seit der Mitte des 15. Jahrhunderts auch in Deutschland nach und nach Einzug hielt, setzte an die Stelle der Scholastik ein neues Bildungsverständnis. Insbesondere die spätmittelalterliche Scholastik hatte die kühle abstrakte Begrifflichkeit auf ein Höchstmaß gesteigert. Voller Überdruß entdeckte der Humanismus jetzt die konkrete Lebenswelt wieder, die in schöngeformter Sprachkunst zum Ausdruck kam. Als anregendes Vorbild diente dabei die Sprachgestaltung der Antike. Führte der mittelalterliche Sprachunterricht ohne tiefere philologische Durchdringung ins Lateinische ein, so forderten die Humanisten, die Werke der antiken Schriftsteller als solche zum Gegenstand intensiver Studien zu machen. Diese Lektüre sollte zu einer neuen Sprachbildung führen, die eine den Menschen insgesamt formende Allgemeinbildung und Kultur neuen Stils hervorbringen würde.

In der weltoffenen Großstadt Köln begegnen seit den vierziger Jahren des 15. Jahrhunderts ausländische Humanisten, die Klassikerhandschriften ausgraben. Doch auch innerhalb der Universität scheint schon recht früh humanistisches Interesse bestanden zu haben. Der als "Vorreformator" geltende Wessel Gansfort, der in den fünfziger Jahren als Magister artium in der Laurentianerburse tätig war, erinnerte sich später mit Dank seiner Lehrer, die ihn mit Plato vertraut gemacht hätten. Und zu diesen seinen Lehrern gehörte ausgerechnet der Realist Herwich von Amsterdam, der den Kölner Realismus nach Heidelberg brachte.

Die Kölner Matrikel vermerkt immer wieder die Namen gelehrter Humanisten, die teilweise sogar entsprechenden Einladungen gefolgt waren. Hielten sie zum Teil auch vielbeachtete öffentliche Vorlesungen, so dürfte von vor allem nachhaltiger Wirkung der Einzug des Humanismus in die Bursen gewesen sein. Allerdings scheint sich damit auch ein Generationsproblem angebahnt zu haben; waren es doch zumeist jüngere, teilweise mit italienischen Erfahrungen ausgestattete Lehrer der Artes, die nun den älteren Scholastikern Konkurrenz machten. Diesen kam der enorme Ruf zustatten, den die Kölner Scholastik erlangt hatte, so daß sie ihrerseits recht selbstbewußt auftreten konnten.

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Die "Dunkelmännerbriefe".
In diesen Zusammenhang gehören die berüchtigten "Dunkelmännerbriefe" ("Epistolae Obscurorum Virorum") von 1515/1517. Es handelt sich um fingierte, angeblich von Kölner Theologen stammende Briefe, deren ersten Teil in der Hauptsache der Humanist Crotus Rubeanus schrieb, ehemals Mentor des einige Jahre jüngeren Ulrich von Hutten, der als maßgeblicher Mitarbeiter im besonderen dann Briefe eines zweiten Teiles verfaßte. Beide sind einige Jahre zuvor in Köln immatrikuliert gewesen.

Es wurde schon auf die große Kölner Studentenzahl hingewiesen, die ja in der Regel das Grundstudium der Artes absolvierten und dabei in die Anfangsgründe der Philosophie einzuführen waren. Um diesem Bedürfnis gerecht zu werden, hatten führende Kölner Scholastiker philosophische Schulbücher verfaßt, sog. "Kopulate", in denen der Stoff übersichtlich, doch ohne höhere Ansprüche für den Massengebrauch zurechtgemacht war, was sich auch buchhändlerisch lohnte. Mit diesen Kölner Autoren rechneten die Humanisten nun ab, indem sie eine Reihe von ihnen als arrogante und zugleich ignorante, vor allem sprachlich unzureichende und im übrigen bedeutungslose Schwätzer lächerlich machten. "Dunkelheit" meint hier eben diese Bedeutungslosigkeit, die im Gegensatz zur Berühmtheit jener steht, die 1514 der Humanist Johannes Reuchlin in seinen "Clarorum virorum epistolae" zu Worte kommen ließ.

Adressat der "Dunkelmännerbriefe" war der sich selber als "Lehrer der Rhetorik und Poesie" bezeichnende Kuckaner Ortwinus Gratius, der in einer Kölner Druckerei als Korrektor für Scholastiker- wie für Klassikerausgaben arbeitete. Eben so wollte er auch der Sache nach scholastische Philosophie und literarische Bildung miteinander versöhnen, was den Autoren der "Dunkelmännerbriefe" zutiefst widerwärtig war.

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Schulhumanismus.
Ortwinus Gratius formulierte indessen genau jenen Weg, den man in Köln bei der Konfliktentschärfung gehen würde. Scholastik und Humanismus wurden kombiniert. So vor allem sichtbar in den Studienordnungen der Bursen. Dabei wurde aus dem Humanismus als gestalterischem Lebensprinzip allerdings jener Schulhumanismus, der sich aufs rein Literarische zurückzog.

Der Schulhumanismus verband sich gesamteuropäisch mit einer Neugestaltung des Schulunterrichts. Bestimmte Bücher, die erarbeitet wurden, bildeten den organisatorischen Rahmen für das mittelalterliche Artesstudium, wie dies auch für andere Studiengänge der Fall war. In den neuen Gymnasien wurde das Lernprogramm dagegen in "Klassen" unterrichtet, die eine didaktisch konsequente Entwicklung des Lehrstoffs sicherten. Das begann schon, erstmals 1377 an der Stadtschule zu Zwolle nachgewiesen, vor dem Eindringen des Humanismus, hatte also ursächlich noch nichts mit diesem zu tun, fing aber an, aktuell zu werden, als es darum ging, den humanistischen Lehrstoff organisatorisch unterzubringen.

Das geschah in Köln wie auch andernorts in unteren Klassen, von der "Sexta" an, während der philosophische Lehrstoff den beiden oberen Klassen, "Secunda" und "Prima", vorbehalten blieb. In die Universitätsmatrikel eingetragen wurden die Besucher der Gymnasien erst beim Eintritt in die "Secunda", die mit ihrer Bezeichnung als "Logica" den dort behandelten Lehrstoff beschrieb. Auf diese Weise gehörten, strenggenommen, die Humaniora in Köln denn doch nicht zum universitären Lehrstoff. Gleichwohl waren sie der Artes-Fakultät faktisch in hervorragender Weise eingebunden, insofern diese sich aus den drei Gymnasien in deren Gänze zusammensetzte. Die Kölner Universität bot damit den umfassendsten Bildungsplan an, der möglich war, von der untersten Grammatikklasse bis zur Promotion in den höheren Fakultäten. Das bedeutete eine Ganzheitlichkeit der Bildung, die insbesondere auch den Erfordernissen und Erwartungen des konfessionellen Zeitalters entgegenkam.

Damit zum zweitgenannten Kölner Problemfeld, der Reformation.

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Reformation und katholische Gegenbewegung.
Die schon mehrfach unterstrichene Bedeutung der Kölner Theologen zeigt sich schlaglichtartig im Auftreten gegen Martin Luther, als die theologische Fakultät von Köln und, sich ihr darin anschließend, die Löwener Fakultät 1519 die ersten richtungweisenden altgläubigen Gutachten gegen ihn verfaßten. Die päpstliche Bannandrohungsbulle "Exsurge Domine" von 1520 nahm dann auf die beiden Gutachten ausdrücklich Bezug. Trotz einiger Versuche, die aber stets nur von einzelnen Professoren ausgingen, die evangelische Lehre in die Universität zu bringen, blieb sie die "fidelissima filia" der römischen Kirche.

Erst mit Verzögerung wurden 104 Sätze Luthers 1521 auch von der theologischen Fakultät schlechthin, nämlich der Pariser, verurteilt. Der katholische Kontroverstheologe Johannes Fabri wird in seiner Diskussion mit dem Reformator Ulrich Zwingli die Universitäten Paris, Köln und Löwen als die generell kompetenten Interpreten der Heiligen Schrift empfehlen. Unter den damals kontroverstheologisch wirkenden Theologen trat vor allem der als päpstlicher Inquisitor tätige Dominikaner Jakob Hoogstraten hervor.

Als der apostolische Nuntius Aleander von dem 1520 im Anschluß an seine Aachener Krönung in Köln weilenden Karl V. das Mandat erwirkte, in päpstlichem Auftrag die häretischen Schriften Luthers verbrennen zu lassen, und sich mit einem entsprechenden Ansinnen an die Kölner Universität wandte, bemühte diese sich energisch, davon verschont zu werden: Man wolle dem apostolischen Stuhl zwar in allem gehorsam sein, Bücherverbrennung sei aber nicht ihre Sache; die stehe nämlich dem Erzbischof, den weltlichen Fürsten und der dafür verantwortlichen Obrigkeit zu.

Die Verbrennung fand zwei Tage später auf Befehl des Nuntius freilich dann doch, und zwar auf dem Domhof, in Anwesenheit auch von persönlich zitierten Professoren der theologischen Fakultät statt. Der Sache nach, so ließ der Rektor im Rektoratsbuch ausdrücklich festhalten, war man sich jedoch katholisch ganz und gar einig. Damals weilte auch der Humanist Erasmus von Rotterdam in Köln und verwandte sich bei Aleander gegen die Bücherverbrennung. Sicher hat er die zögernden Professoren in ihrer Zurückhaltung bestärkt.

Damit ist der Blick auf die zum Ausgleich neigende, eben erasmianische Spielart der niederrheinischen Altgläubigkeit gelenkt. Die hier herausragende Persönlichkeit war Johannes Gropper, Inhaber einer "städtischen" Dekretalenprofessur in der rechtswissenschaftlichen Fakultät und zugleich engster Berater des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied. Freilich endete seine Politik dann doch in einer Sackgasse, als der Erzbischof sich immer stärker der Reformation annäherte, z. B. den evangelischen Theologen Martin Bucer zu sich berief, und Karl V. die protestantische Gefahr durch eine militärische Demonstration bannte.

Im Zuge der konfessionell nun weitaus eindeutigeren Entwicklung wurde die Universität jetzt stärker als zuvor zu einem Zentrum der Gegenreformation für jenen von uns schon hinreichend beschriebenen Großraum, nur mit dem Unterschied zu früher, daß dieser sich in der politischen, wirtschaftlichen und nicht zuletzt auch konfessionellen Auflösung befand.

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Die Jesuiten im "Tricoronatum".
Ein universitätsgeschichtlich wichtiges Datum stellt in diesem Zusammenhang die 1556 erfolgte Übertragung des Kölner Tricoronatum an die Jesuiten dar. Als die katholische Sache unter Hermann von Wied auf des Messers Schneide stand, sandte Ignatius von Loyola, der Gründer und erste Generalobere des der Gegenreformation verpflichteten Jesuitenordens, 1542 den Savoiarden Petrus Faber nach Deutschland. Dieser gewann in dem damaligen Kölner Montaner Petrus Canisius aus Nimwegen seinen wichtigsten Helfer, mit dem und mit zehn weiteren in Köln immatrikulierten Studenten Faber die erste Jesuitengemeinschaft auf deutschem Boden gründete. 1560 zählte die Kölner Jesuitengemeinschaft bereits 60 Mitglieder. In Köln bürgerte sich damals auch zuerst der Name "Jesuiten" für die Mitglieder der Gesellschaft ein.

Die Möglichkeit zu umfassenderem Einfluß auf die religiöse Entwicklung bot sich mit der die Kuckanerburse paralysierenden Krise, die das Gymnasium auch als städtisches Tricoronatum nicht zu meistern vermochte. Da trat der Kuckaner Johannes Rethius, Sohn des einflußreichen Kölner Bürgermeisters Johann von Reidt (der sich ebenfalls schon in der Universitätsreform engagiert hatte), in die Gemeinschaft der Kölner Jesuiten ein und ließ sich von der Stadt zunächst ad personam die Leitung des Tricoronatum übertragen, die nun faktisch, von der Stadt schon bald auch rechtlich sanktioniert, in der Hand der Jesuiten lag. In den beiden Reidt personifizierte sich die für die Zukunft der Kölner Universität charakteristische Verbindung eines breiteren, christlich-humanistischen Bildungsinteresses mit dem gegenreformatorisch-katholischen Glaubenselan.

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Tricoronatum. Montanum. Laurentianum.
Seiner Bedeutung nach setzte sich das Tricoronatum schon bald vor Montanum und Laurentianum an die Spitze der drei Kölner Gymnasien. Der Anstieg der Studentenzahlen war fast schon atemberaubend; 1560 zählte man 500 Tricoronaten, 1576 über 1000. Seit etwa 1570 hatte das Tricoronatum in der Regel so viele Graduierte vorzuweisen wie die beiden anderen Gymnasien zusammen.

Bei der Vereinheitlichung der gymnasialen Studienordnungen setzten sich die Jesuiten weitgehend und vorbildgebend durch. Die schon angemerkte Ausweitung des als gymnasial relevant angesehenen Unterrichtsstoffes in Anfängerklassen geht in starkem Maße auf die Vorstellungen der Jesuiten zurück.

Einig war man sich in der grundlegenden religiösen Zielsetzung, wie sie etwa der bedeutende Laurentianer-Regens Caspar Ulenberg um 1611 in einem Entwurf für sein Gymnasium betonte, die Studenten seien in der Frömmigkeit mit weitaus größerer Sorgfalt zu unterweisen, weil Frömmigkeit besser als gelehrte Bildung sei: "melior est pietas quam eruditio". Für die religiöse Erziehung in den Gymnasien bürgte nicht zuletzt die personelle Verbindung ihrer Professoren mit der theologischen Fakultät. Sie war de facto allerdings schon immer gegeben, indem die Magister, die Theologie studierten, zugleich weiterhin in den artistischen Fächern unterrichteten, ehe sie nach Abschluß ihres Theologiestudiums dann ganz in die theologische Fakultät überwechselten. Ulenberg schrieb vor, daß alle Kollegen, die der Regens seiner Burse kooptierte, diesem das künftige Theologiestudium zu versprechen hätten. In einem Maße, wie es im Mittelalter noch unbekannt war, steigerte und erweiterte sich die Schülerkontrolle über den schulischen Bereich hinaus in eine allgemeine Lebenskontrolle hinein.

Auch qualitativ konnte sich das Tricoronatum in ganz besonderer Weise blicken lassen. Eine überaus große Zahl bedeutender Bischöfe des 16. und 17. Jahrhunderts sind Schüler des Tricoronatum gewesen, wie ebenso viele prominente Stadtkölner, etwa die späteren Bürgermeister Melchior von Gail, Wilhelm Hackstein, Johann Hardenrath. So auch der Nationalökonom und Staatstheoretiker Adam Contzen, der Philologe und Staatstheoretiker Justus Lipsius, der in Köln wichtige Anregungen für seinen Neustoizismus erhielt, der Astronom und Berater des Kaisers von China, Johann Adam Schall von Bell, oder Georg Braun, der Verfasser des bekannten Städtebuchs.

Nur wenige bedeutende Jesuitengelehrte haben allerdings längere Zeit in Köln gewirkt wie der einflußreiche Schuldramatiker und Dichtungstheoretiker Jakob Masen aus Dahlen (heute Mönchengladbach), der mit seinem "Rusticus imperans" die meistgespielte lateinische Schulkomödie des 17. Jahrhunderts verfaßte.

Unfreiwilligerweise kurz weilte auch Friedrich Spee in Köln, der mit seiner wohl in Köln begonnenen "Cautio criminalis" das Ende des Hexenwahns einleitete. Er bekam deswegen mit anderen Kölner Professoren Scherereien, von denen der Theologe Heinrich Textorius Glimbach 1631 die Stadt aufgefordert hatte, sich von den ungleich zahlreicheren Hexenverbrennungen in protestantischen Ländern nicht in den Schatten stellen zu lassen. Von 1627 bis 1632 sind in Köln noch mindestens 20 angebliche Hexen verbrannt worden. Wenn der Hexenunfug in Köln seither merklich zurückging, dürfte das schon der "Cautio criminalis" anzurechnen sein.

Die ältere Forschung hat zwar den 1487 erschienenen "Hexenhammer", das von dort an maßgebliche Handbuch zur Aburteilung von Hexen, aufs engste mit Kölner Professoren und der theologischen Fakultät insgesamt in Verbindung gebracht; doch läßt die neuerliche kritische Nachprüfung den Kölner Anteil daran merklich in den Hintergrund treten.

Philosophisch vertrat man im Tricoronatum die spanische Jesuitenscholastik, die in Francisco Suárez (1548-1619) ihren Gipfel erreicht hatte. Kennzeichnend sind aber auch mathematisch-naturwissenschaftliche Interessen, die sich im 18. Jahrhundert fortsetzten. Im übrigen haben jüngste Forschungen dartun können, daß an der alten Kölner Universität die Naturwissenschaften allgemein weit stärker gepflegt wurden und deren europäische Entfaltung intensivere Aufmerksamkeit fand, als bislang angenommen wurde.

Als der Jesuitenorden 1773 aufgehoben wurde, übernahm die Stadt, von einzelnen Besitztiteln abgesehen, die gesamte Hinterlassenschaft. Der Schulbetrieb wurde dadurch nur wenig gestört, da die Stadt die Ex-Jesuiten als Lehrer in ihrer Schule beließ.

Weder das Laurentianum noch das Montanum konnten mit einer solchen Fülle wissenschaftlicher Leistungen aufwarten wie das Tricoronatum. Beide Gymnasien hielten jedenfalls sorgfältig fest, wie viele berühmte Persönlichkeiten auch aus ihnen hervorgegangen seien, und das waren nicht wenige. Alle drei Schulen haben eine aus dem katholischen Deutschland jener Jahrhunderte nicht wegzudenkende Bildungaufgabe wahrgenommen.

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Die höheren Fakultäten: Mediziner.
Unterschiedliche Bedeutung hatten die drei höheren Fakultäten. Die medizinische war, wie, vielleicht außer in Wien, auch an anderen deutschen Universitäten üblich, die kleinste, übertraf allerdings zunächst viele andere. An den führenden Rang der Wiener Medizin reichte Köln jedoch bei weiten nicht heran. Fast die Hälfte der bis 1559 nachweisbaren Professoren stammte aus der Diözese Utrecht, also den nördlichen Niederlanden. Die Fakultät geriet im 16. Jahrhundert dann in eine schwere Krise, bisweilen hatte sie nur einen einzigen Ordinarius, 1575 stand sie gar ohne Doktor da. Freilich ist aus dem recht frühen Jahre 1555 für Köln auch schon ein zu Lehrzwecken genutzter privater Kräutergarten eines Medizinprofessors belegt.

Obgleich man im Unterschied zu anderen Ländern an deutschen Universitäten der Sezierung von Leichen lange ablehnend gegenüberstand, brach sie sich im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts doch auch hier allenthalben Bahn. Für Köln läßt sich mit Sicherheit sagen, daß bis zum Ende des 17. Jahrhunderts keine öffentlichen Sektionen stattgefunden haben. Erst 1715 richtete man auf Veranlassung des in Padua promovierten Professors Thomas Steinhaus aus Köln definitiv Sektionen ein, wofür ein eigenes "Theatrum anatomicum" geschaffen wurde.

Die Chirurgie war in Köln, wie auch sonst überall, Sache der nicht wissenschaftlich-theoretisch, sondern "handwerklich" (eben "chir-urgisch") ausgebildeten und tätigen Wundärzte. Eine chirurgische Vorlesung begegnet in Köln zum erstenmal im Jahre 1684.

Die Verbindung zwischen den Universitätsmedizinern und der Stadt war recht eng. Zeitweise gehörten bis zu 50 % der Professoren dem Stadtrat an. Sie wurden von der Stadt z. B. für die Medizinalaufsicht herangezogen.

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Juristen.
Profilierter als die Mediziner treten die Kölner Rechtsprofessoren hervor. Das städtische Engagement war hier kaum noch steigerungsfähig. Die schon hohe Zahl der "städtischen" Rechtsprofessuren wuchs aber 1559 noch einmal auf nunmehr vier zivilistische und drei kanonistische Ordinariate, "dweil die studiosi in iure sich vilfeltig in universitate meren", wie es hieß. Außer in Leipzig scheint damals keine deutsche Rechtsfakultät auf so viele Ordinariate gekommen zu sein, die in anderen Ländern allerdings nicht so ungewöhnlich waren. Orléans, in Frankreich führend, hatte acht, Coimbra in Portugal gar 15.

Allerdings erstaunlich ist, daß nur relativ wenige Kölner Juristen in die geschichtlichen Darstellungen der Disziplin eingegangen sind. Doch sind die literarisch bekannten deutschen "Einführungswissenschaftler", wie Henricus Brunonis de Piro (vom Birnboeme), Loppo von Zierikzee, Nicasius de Voerda und Hermannus Sifridus Sinnema, fast alle gerade Kölner Professoren gewesen und unterstreichen damit die schon angemerkte rechtspraktische Bedeutung. Der prominenteste deutsche Jurist in der Mitte des 16. Jahrhunderts, Johannes Oldendorp, wurde 1538 zwar vom Kölner Rat an die Universität berufen, aber es hieß ausdrücklich, daß er hier nicht nur die "gentium leges Romanas" zu interpretieren habe, sondern zugleich "in causis rei publicae" zur Verfügung stehe. Ebendieses erwartete man natürlich von einem Juristen; aber so nachdrücklich denn doch nicht überall. Immerhin bleibt bemerkenswert und wohl auch für das Kölner Renommee bezeichnend, daß der aus Paris stammende Zivilist Denis Godefroy, der 1583 die erste, bis ins 18. Jahrhundert kanonische Geltung beanspruchende Gesamtausgabe des Corpus juris civilis herausgab, auch in Köln studiert hat.

Bei allem Praxisbezug war man in Köln im übrigen dennoch recht traditionell. Wie freilich auch anderenorts, aber nicht überall, gingen die Vorlesungen auch in Köln nur zögernd nicht mehr von der Legalordnung der Rechtscorpora, sondern von der Systematik einzelner Teildisziplinen aus. Erst 1732 setzte die Stadt ein festes Gehalt für eine Professur des Öffentlichen Rechts aus. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts trat man dann, vor allem unter Einfluß der Göttinger Schule, entschieden in die Modernisierung ein. Nun gab es Vorlesungen im Straf- und Prozeßrecht, aber z. B. auch im Wechselrecht.

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Theologen.
Obenan stand in Köln indessen auch seit dem 16. Jahrhundert immer noch das Theologiestudium. Die Erfahrungen mit der Reformation hatten die katholische Kirchenleitung gelehrt, daß das Theologiestudium nicht so sehr auf wissenschaftliche Hochleistung auszugehen hatte, wie dies im Mittelalter der Fall war, sondern daß es vielmehr darum ging, dem gemeinen Klerus eine solide, praktisch verwertbare Schulung für die Breitenseelsorge mitzugeben. In diesem Zusammenhang fand im 16./17. Jahrhundert allenthalben eine Verkürzung des Theologiestudiums statt. So ging man in Löwen von zwölf Jahren auf sieben zurück, in Köln von zehn auf zunächst fünf und später gar auf vier.

Die Studentenzahlen, die zur Zeit der Reformation allgemein abgesackt waren, stiegen seit der Mitte des 16. Jahrhunderts wieder kontinuierlich an. Für 1654 sind - sicher ein Extremwert - 300 Theologiestudenten bezeugt. Bei der Aufhebung der Universität 1798 lasen 20 Theologieprofessoren.

Der Einfluß der Jesuiten war satzungsmäßig begrenzt. Je zwölf Professuren waren für Welt- und Ordensgeistliche bestimmt, und von diesen wurden den Jesuiten lediglich zwei zugeteilt. Neben den Bettelorden spielten die alten Mönchsorden benediktinischer Provenienz im katholischen Schulbetrieb der Barockzeit generell eine wichtige Rolle; so auch in Köln, wenngleich sie vor allem für Süddeutschland prägend wurden.

Der Einzug des Thomismus in die katholische Studienwelt ging vornehmlich auf Initiative der Jesuiten zurück. 1702 wurde von der theologischen Fakultät in Köln die Verbindlichkeit der thomasischen Doktrin für das Kölner Theologiestudium statuiert.

Bei innerkatholischen Kontroversen, wie sie durch den Jansenismus und den Probabilismus entfacht wurden, traten Kölner Theologen durchaus auch gegen die päpstlich Doktrin auf. Die Herausforderung der Kölner Professoren durch die Aufklärung läßt neben der grundsätzlichen Festigung eines sich an der Tradition orientierenden Konservatismus doch auch eine Reihe von kompromißbereiten Affinitäten und Zuneigungen erkennen.

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Modernisierung.
Diese Tendenzen sind im Rahmen einer allgemeinen Modernisierung zu sehen, die für die drei letzten Jahrzehnte der alten Kölner Universität insgesamt signifikant ist. Der letzte gewählte Rektor, Ferdinand Franz Wallraf, Professor für Botanik bzw. Naturgeschichte und Ästhetik in der medizinischen Fakultät, wurde einerseits der große Sammler und damit Retter einer vielfältigen Kölner Überlieferung. Weniger geläufig ist, daß er aber auch ein Protagonist der als immer dringlicher erkannten Reform der Universität war. So stellte er in seiner Antrittsrede 1786 die Bedeutung in den Vordergrund, die den Naturwissenschaften für die künftige Entwicklung der Universität zukomme. Die ihn kennzeichnende Pragmatik tritt auch in einem Gutachten hervor, in dem er die Einrichtung einer "Handlungsakademie für angehende Kaufleute" empfahl, als hätte er über ein Jahrhundert hinweg die Kölner Handelshochschule, Basis der neuen Universität des 20. Jahrhunderts, vorausnehmen wollen. Wallrafs Wünsche und Vorschläge sind im übrigen vor dem Hintergrund vielfältiger modernisierender Entwicklungen zu sehen, wie sie schon für die Medizin, für die Rechtswissenschaft, für das Tricoronatum anzumerken waren.

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Das vorläufige Ende.
Die große Herausforderung stellt aber gerade unter diesem Aspekt die von den Kölner Erzbischöfen Max Friedrich von Königseck bzw. Max Franz, Bruder der reformeifrigen Kaisers Joseph II., 1777 in Bonn ganz im Geiste der Aufklärung gegründete, 1786 zur Universität erhobene Akademie dar.

Der Entscheidung, ob man in Köln, soweit die katholische Lehre zur Rede stand, nun erst recht die orthodoxe Tradition betonen oder Bonn an Modernität noch überholen wollte, wurde man entzogen, da die französische Regierung 1798 die Universität in der von Frankreich 1794 besetzten Stadt im Rahmen der gesamtfranzösischen Unterrichtsorganisation, die generell keine Universitäten mehr vorsah, faktisch aufhob und an ihre Stelle eine Kölner "Zentralschule" für das neue Roer-Département setzte, wenngleich man sie sich auch weiterhin als "L'Université de Cologne organisée en école centrale" bezeichnen ließ.

Als die Zentralschulen 1802 in ganz Frankreich beseitigt und statt dessen (niedere) Sekundarschulen und (höhere) Lycées eingerichtet wurden, jedoch Bonn, aber nicht Köln ein Lycée erhielt, gewährte Napoleon auf Bitte der Bürgerschaft für Köln eine in ihrer Art, soweit bekannt, ganz singuläre Sekundarschule zweiten Grades, die ihrem Lehrplan zufolge dann doch dem Lycée gleichkam. Bonn war auf jeden Fall bevorzugt.

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Das 19. Jahrhundert.
Versuche der Stadt, wieder in den Besitz einer akademischen Ausbildungsstätte höchsten Ranges zu gelangen, blieben während der ganzen "französischen" Zeit erfolglos, fanden ihr vorläufiges Ende jedoch erst 1818, als der nunmehrige preußische Landesherr sich für Bonn als Standort der neuen Universität für die Westprovinzen entschied. Dabei dürften weniger weltanschaulich-politische Gründe maßgeblich gewesen sein, die Köln als reaktionär und "schwarz" erscheinen ließen, als vielmehr die örtlichen Vorteile, die sich in Bonn boten. Von kölnischer Seite wurde dann hinfort in starkem Maße ebenfalls "politisch", mit der überörtlichen Bedeutung der Stadt, argumentiert und von hier aus die Wiederbegründung als eine geradezu logische Notwendigkeit dargetan, nicht jedoch im Rückblick auf die untergegangene Universität ein sich damit verbindender historischer Anspruch angemeldet.

Maßgebender Träger neuer Kölner Initiative wurde seit der Mitte des Jahrhunderts der Kölner Kaufmann und Präsident der Handelskammer Gustav (von) Mevissen, ein für die wirtschaftliche wie geistige Entwicklung Kölns in vielerlei Hinsicht bedeutender Anreger, der 1856 erstmals seine Forderung formulierte, daß Köln wieder "zu einem Zentrum der Wissenschaft" werde.

Bekanntlich stieg die Bevölkerungszahl im 19. Jahrhundert rapide; so auch in Köln. Dementsprechend wuchsen in ganz Deutschland die Studentenzahlen von etwa 12 300 im Wintersemester 1840/41 bis auf 80 000 am Beginn der Ersten Weltkriegs. Dieser Sachverhalt hat jedoch nie als Begründung für eine Wiederbelebung der Kölner Universität gedient. Vielmehr wies man auf qualitativ prägende Entwicklungen hin.

Es war offenkundig, daß sich mit der Technisierung und Industrialisierung grundlegende Veränderungen abspielten, die Niederschlag nun auch in der Wissenschaftsorganisation der Zeit zu finden hatten. Die klassischen Naturwissenschaften entfalteten sich vorerst innerhalb des institutionalisierten Universitätsbetriebs, tendierten aber allmählich zu effizienteren außeruniversitären Forschungseinrichtungen, wie sie unter dem Dach der 1911 in Berlin gegründeten "Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften" mit den verschiedenen Kaiser-Wilhelm-Instituten ins Leben traten, damit aber auch die Problematik moderner Wissenschaftsorganisation im Hinblick auf die Funktion der Universitäten deutlich machten. Zunächst standen die neuen Bereiche Technik und Wirtschaft bei ihrem wissenschaftlichen Beginn noch außerhalb des akademischen Lebens und bemühten sich, wissenschaftsorganisatorisch integriert zu werden. Die Gründung der neuen Kölner Universität ist mit diesem Problem auf engste verknüpft gewesen.

Zunächst war fraglich, wie weit man diese sog. "praktischen" Wissenschaften überhaupt als "Wissenschaften" akzeptierte. Beide Bereiche, der technik- wie der handelswissenschaftliche, drängten indessen sehr rasch nach schulischer Vermittlung und entsprechenden Lehrinstitutionen, wie sie für die Technik erstmals in der 1794 zu Paris gegründeten "École Polytechnique" realisiert wurden. Nach Polytechniken in Prag (1806) und Wien (1815) folgten in Deutschland solche 1825 in Karlsruhe, 1827 in München, 1828 in Dresden usw. Die Bezeichnung als "Poly-Technikum" wollte kundgeben, daß man sich von technischen Fachschulen, wie etwa den schon bestehenden Bergbauschulen, unterschied, also wie die Universitäten ein umfassenderes, höheres Wissen vermittelte, wenngleich man von den Universitätswissenschaftlern als zweitklassig angesehen wurde.

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Der Kölner Neubeginn.
Es ist nun bezeichnend, daß sich die Stadt Köln seit der Mitte des Jahrhunderts, verstärkt seit 1858, um das für die beiden preußischen Westprovinzen vorgesehene Polytechnikum bemühte, das aber 1863 nicht nach Köln, sondern nach Aachen kam. War schon hier Mevissen für Köln tätig, so ließ das Scheitern der Polytechnikumspläne jetzt um so stärker sein praktisch-kaufmännisches Interesse auf die Einrichtung einer höherstufigen Schule in dem zweiten der genannten "praktischen" Bereiche lenken, nämlich der Handelswissenschaft.

Was in der Handels- und Wirtschaftskunde betrieben wurde, galt den Zeitgenossen allgemein, wie den Wissenschaftstheoretikern in specie, zunächst aber noch nicht als "Wissenschaft" im eigentlichen Sinne. Man unterschied sie von der sog. "reinen" Wissenschaft der Universitäten als, wie man sagte, "angewandte" Wissenschaft. Dementsprechend ging es zunächst generell um eine höherrangige, ja, akademische Anerkennung der Wirtschaftswissenschaften. Das konnte durch Anlehnung an eine Universität geschehen, so in der 1898 gegründeten Leipziger Handelshochschule.

Anders hingegen in Köln, wo 1901 die erste selbständige Handelshochschule gegründet wurde. Sie wäre allerdings undenkbar gewesen ohne das beträchtliche Stiftungsvermögen von 100 000 Mark, das schon 1879 Mevissen für die Errichtung einer "Kaiser-Wilhelm-Handelshochschule" zur Verfügung gestellt hatte.

Nicht uninteressant ist, daß weder der Staat noch aber auch die Stadt, die Provinzialverwaltung und die kaufmännischen Berufsverbände zunächst großes Interesse an Mevissens Hochschulplänen hatten. Immerhin dauerte es noch 22 Jahre, bis die Stadt unter Bereitstellung weiterer Mittel das Projekt realisierte und sich zu eigen machte. Man wird die Gründung um so mehr als wissenschafts- und speziell hochschulgeschichtlichen Markstein anzusehen haben. Rasch folgten ihr bis 1919 Handelshochschulen in Frankfurt, Berlin, Mannheim, München, Königsberg und Nürnberg. Im deutschsprachigen Ausland waren allerdings schon 1898 Wien und St. Gallen vorangegangen.

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Von der Handelshochschule zur Universität.
Es ist müßig, näher zu ermitteln, ob man in Köln in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts die Universität überhaupt noch anstrebte oder ob die Einrichtung einer Handelshochschule lediglich zu den taktischen Schritten gehörte, um sie denn doch zu erlangen. Das Selbstbewußtsein der Handelshochschule war beträchtlich, als es darum ging, sich in der Universität als Fakultät zu etablieren.

Jedenfalls eröffnete die Gründung von 1901 einen regelrechten Einbruch allgemeiner praktischer Wissenschaftlichkeit in die akademische Welt. 1904 wurde in Köln die erste deutsche "Akademie für praktische Medizin" eröffnet, welche die klinischen Disziplinen anbot und dabei insbesondere der ärztlichen Aus- und Weiterbildung dienen sollte. 1912 trat eine "Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung" hinzu, deren Schwerpunkt auf der Rechtsausbildung von Kommunal- und Sozialbeamten lag. Doch nach wie vor litt man unter der Zweitrangigkeit im Verhältnis zu den Universitäten, vor allem etwa, da der Handelshochschule das Promotionsrecht verwehrt blieb, das der Frankfurter Handelshochschule ebenso wie ihre künftige Umwandlung in eine Universität zugesagt wurde.

Um so beachtlicher war die in Köln zunächst vorherrschende Tendenz, eigenständig und dementsprechend "neuartig" zu bleiben, ohne sich in den Rahmen einer herkömmlichen Universitätsverfassung einfügen zu müssen. Die Wendung in die Wege geleitet zu haben ist das wesentliche Verdienst des seit 1904 amtierenden Studiendirektors der Handelshochschule, Christian Eckert. Handelskammer und Industrieverbände mußten in langen Verhandlungen von der Notwendigkeit einer Universitätsgründung überzeugt werden.

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Die "neue" Universität von 1919.
Der politische Durchbruch erfolgte jedoch erst durch Oberbürgermeister Adenauer, der sich seit seiner Amtsübernahme 1917 den Universitätsplan voll zu eigen machte. Um die schon bestehende akademische Basis noch zu verbreitern, zog er die Gründung eines Kaiser-Wilhelm-Instituts für Ernährungsphysiologie in Betracht, die mißlang, sowie eines sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts, das 1918 ins Leben gerufen werden konnte und der maßgeblichen Leitung des Philosophen Max Scheler unterstellt wurde. Der Gedanke der Praxisorientierung verband sich mit der sog. "sozialen Frage", die durch den unglücklichen Kriegsausgang neue Akzente erhielt.

Adenauer konnte des weiteren auf die politische Notwendigkeit aufmerksam machen, durch die Gründung einer Kölner Universität die deutsche Position am Rhein zu stärken. Die Kölner Universität sollte die Tradition der 1872 gegründeten Universität Straßburg fortsetzen. Weiterblickend allerdings dann Adenauer, der das so nicht gelten lassen wollte. Vielmehr wies er der neuen Kölner Universität europäische Brückenfunktion, im besonderen zwischen Deutschland und Frankreich, zu.

Nicht zuletzt versicherte er sich der Zustimmung der politisch maßgeblichen Kräfte und führte die Verhandlungen mit dem Berliner Ministerium im Mai 1919 zu einem Vertrag der preußischen Staatsregierung mit der Stadt Köln über die Errichtung einer städtischen Universität, die mit der Unterzeichnung durch Adenauer am 29. Mai 1919 ihren Anfang nahm. Daß sie nicht nur formal städtisch war, kam in der starken Stellung zum Ausdruck, die als oberstes Verwaltungsorgan der Universität das gleichzeitig geschaffene Kuratorium besaß. Unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters gehörten ihm sieben Stadtverordnete an, aus dem Kreise der Universität außer dem Geschäftsführenden Vorsitzenden Professor Eckert nur Rektor und Prorektor. Das Kuratorium hatte das Recht, zu allen Berufungsvorschlägen der Fakultäten an das Ministerium Stellung zu nehmen. Auseinandersetzungen Adenauers mit einem unvermeidlichen Staatskommissar, als welcher damals der Oberpräsident der Rheinprovinz amtete, machen deutlich, wie eifersüchtig die Stadt über ihre Universität wachte.

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Äußere Entwicklung.
Die neue Alma mater bestand aus vier Fakultäten. Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät ging aus der Handelshochschule hervor und ist daher in der Reihenfolge der Fakultäten bis heute die erste. Die Akademie für praktische Medizin wurde in eine Medizinische Fakultät umgewandelt, die 1925 um die vorklinischen Fächer ergänzt wurde. 1920 erfolgte die Konstituierung einer Rechtswissenschaftlichen sowie einer Philosophischen Fakultät.

Das erste Jahrzehnt der neuen Universität präsentiert sich als überaus dynamisch. Führende, im besonderen junge Wissenschaftler konnten gewonnen werden, worauf gleich noch näher einzugehen ist. Bis zum Ende der zwanziger Jahre hatte sich die Zahl der Lehrstühle auf 65 verdoppelt, die Studentenzahl stieg auf über 5000. Schon im Jahre 1925 zählte die Kölner Universität in Preußen nach Berlin die meisten Studenten. Auf Deutschland insgesamt gesehen lag sie nach Berlin, München und Leipzig an vierter Stelle.

Sehr hoch war der Anteil der Studenten aus der Mittelschicht der kleineren Kaufleute, Handwerker, Landwirte, mittleren Beamten und Angestellten; er lag etwa 20 % über dem an anderen deutschen Universitäten üblichen Durchschnitt. Die verkehrsgünstige Lage förderte das Fahrstudententum; die Verwurzelung der Studenten in der Stadt war infolgedessen schwächer, als es in kleineren Universitätsstädten der Fall zu sein pflegt. Die sich auch dank dieser günstigen Lagevorteile weit in den Mittelstand erstreckende Breite der gesellschaftlichen Herkunft verband sich am Universitätsort selbst mit einer gewissen Anonymität, wie sie nicht erst für die Gegenwart kennzeichnend ist.

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Bauten.
Was aber aus jener Zeit immer stärker in den Blick fällt, sind die Universitätsbauten. Die mittelalterlich-frühneuzeitliche Stadtuniversität besaß kein repräsentatives Zentralgebäude. Neben Räumlichkeiten, die für einzelne Fakultäten gebaut oder von ihnen lediglich genutzt wurden, wie die Aula Theologica im Hause des Domkapitels, erwarben bzw. bauten die Bursen und andere Kollegialstiftungen größere Gebäude. Sie konzentrierten sich in einem Geviert westlich des Doms.

Dagegen machte sich die neue Universität durch Großgebäude nun auch städtebaulich bemerkbar. 1905-1907 wurde am Südrand der Altstadt ein repräsentativer Bau für die Handelshochschule errichtet, der zunächst dann auch als Universität diente. Doch schon in den zwanziger Jahren erwies er sich als zu klein. 1929 begann man mit einem umfangreichen Neubau im Westen der Stadt innerhalb des großräumig geplanten Grüngürtels. Die Arbeiten wurden 1931 im Gefolge der Weltwirtschaftskrise vorübergehend eingestellt, jedoch schon 1933 wiederaufgenommen und 1935 mit der Einweihung des heute sog. "Hauptgebäudes" vollendet. Die im wesentlichen auf Adenauer zurückgehende Grünanlagenplanung hatte entsprechenden Einfluß auf die Wahl des neuen Standortes.

Eine zusätzliche Orientierungsrichtung boten die westlich gelegenen medizinischen Einrichtungen der Lindenburg, die mit dem Neubau durch eine beidseitig von weiteren Universitätsgebäuden flankierte repräsentative Allee verbunden werden sollte, woraus sich dann ein relativ geschlossenes Universitätsviertel gebildet hätte. Die Grundstücksverhältnisse ließen diesen Plan zwar scheitern, doch konnte er in Kompromißform später, wie noch zu zeigen ist, durchaus wiederaufgenommen werden.

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Das universitäre Selbstverständnis.
Wie die Gründer der von ihnen selbst als "neuartig" bezeichneten Universität von 1919 sie verstanden, sollte sie durch die drei Prinzipien Praxisbezug, Sozialbezug und Pluralismus bestimmt sein. Der Pluralismus sollte zugleich die Verfachlichung und allgemeine Sektorierung der Wissenschaften, aber auch der Gesellschaft überhaupt auffangen. Allerdings mußte gefragt werden, ob der wissenschaftliche und weltanschauliche Pluralismus als solcher dazu in der Lage war, ob man ihn nicht sachlich näher zu bestimmen hätte, wie es z. B. geschah, wenn man die Notwendigkeit klassischer Bildung vertrat. Der Einkapselung, die durch zu starke Fachbetonung zu befürchten stand, suchte man durch ein nachdrücklich gefördertes Studium Generale beizukommen.

Damit sind die wichtigsten Akzente gesetzt, die das Selbstverständnis der neuen Universität und ihr entsprechendes Lehrangebot kennzeichneten und auf das zumindest in einigen exemplarischen Details im folgenden noch etwas näher eingegangen werden soll.

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Praxisorientierung und Allgemeinbildung.
Einen instruktiven Einstieg in die Kölner Problematik bietet schon das Lehrprogramm der Handelshochschule und der sie fortsetzenden Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät. Zunächst vermittelte die Handelshochschule vorrangig Nationalökonomie und einschlägige Rechtswissenschaft, das heißt, Fächer und Lehrinhalte, die bereits eine gewisse Tradition hatten, wenngleich unter Zurichtung auf die handelswirtschaftliche Praxis. Als Wissenschaft neu entwickelt wurde die Betriebswirtschaftslehre durch den 1904 nach Köln berufenen Eugen Schmalenbach, der sie als praxisorientierte "Kunstlehre" freilich vom Ideal der reinen Wissenschaft abhob. Sein Schüler Ernst Walb, der 1911-1920 und dann wieder 1926-1945 in Köln lehrte, arbeitete über das betriebliche Rechnungswesen und entwickelte die Bankbetriebslehre. Daneben entfaltete sich verstärkt die Versicherungswissenschaft. Die weitere Verfachlichung zeigte sich, als 1925/26 auf Initiative Schmalenbachs die Betriebswirtschaftslehre in den etatisierten Teildisziplinen Treuhandwesen, Handelsbetriebslehre und Bankbetrieb sowie in einem Betriebswirtschaftlichen Indurstrieseminar und in einem Handelslehrerseminar Ausgestaltung fand.

Andererseits hielten die Einzeldisziplinen engen Kontakt mit der außeruniversitären Praxis. Forschungsinstitute verschiedenster Art entstanden, die jene Brücke von der Lehre zur Praxis und wieder zurück schlugen. Die wachsende Bedeutung der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften spiegelte sich auch in der Öffnung anderer Fakultäten, wie sie etwa in der Entwicklung des Handels- und Industrierechts, des Arbeitsrechts, des Bank- und Börsenrechts innerhalb der Rechtswissenschaftlichen Fakultät zum Ausdruck kam. Wirtschaftsgeschichte und Politikwissenschaft lenkten desgleichen auf Zusammenhänge über das Fachliche hinaus. 1917 wurde in Köln der erste deutsche Lehrstuhl für Wirtschaftsgeschichte eingerichtet.

Mit Interesse liest man, daß schon das Lehrprogramm der Handelshochschule um allgemeine Geisteswissenschaften ergänzt wurde. Von Anfang an gab es Professuren für Französische und Englische Sprache und Literatur, die also nicht nur wirtschaftssprachlich orientiert waren, und seit 1914 auch für Philosophie und Ästhetik. Diese Vorlesungen, die "publice" gehalten wurden, legte man bewußt in die Abendstunden. Den allgemeinbildenden historischen, philologischen und philosophischen Themen kam nachdrücklich vertretene Bedeutung zu. Indem sie für breitere Kreise auch außerhalb der Universität gedacht waren, erinnern sie an Volkshochschultendenzen. Es ist nicht zufällig, daß Paul Honigsheim, ein Pionier der Volkshochschulbewegung, seit 1927 in der Philosophischen Fakultät eine Professur für Philosophie, Soziologie und Sozialpädagogik besaß, nachdem ihm Adenauer schon 1920 hauptamtlich die Leitung der Kölner Volkshochschule übertragen hatte. Ins Leben gerufen wurde sie im übrigen von dem Soziologen Leopold von Wiese, der zu den führenden Köpfen der Handelshochschule und sodann der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät zählte.

Er gehört zu den Begründern der sich von den Bindungen an Sozialphilosophie, Nationalökonomie und Psychologie lösenden und sich als eigene Disziplin konstituierenden Soziologie. In seiner Kölner Universitätsrede von 1919 betonte er, daß die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät "in erster Linie die gradlinige Fortsetzung der Handelshochschule" sei. Wenn jedoch der bisherige Hauptakzent auf der Berufsausbildung gelegen habe, so wolle man sich nun stärker der persönlichen Bildung widmen; damit erst werde man in der Lage sein, das Testament Mevissens zu erfüllen. Privatwirtschaftslehre und Soziologie hätten Eckpfeiler der neuen Fakultät zu sein.

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Gesellschaftliche Einbindung.
Die hier apostrophierte Persönlichkeitsbildung wurde dementsprechend in zahlreichen damaligen Äußerungen und Erläuterungen immer wieder als im weitesten Sinne "soziale", nicht also als klassisch-individuelle gefordert. Nachdem schon 1912 die Hochschule für kommunale und - eben bezeichnenderweise: "soziale" - Verwaltung gegründet worden war, stellte die Stadt 1918 die notwendigen Mittel für die Errichtung eines Forschungsinstituts für Sozialwissenschaften bereit. Es gliederte sich in eine Soziologische Abteilung, deren Direktoren Leopold von Wiese und der Philosoph Max Scheler wurden (der zu den dominierenden Persönlichkeiten des deutschen Geisteslebens in den zwanziger Jahren gehörte), in eine der Soziologischen Abteilung zur Seite tretende Sozialpolitisch-Kommunalpolitische unter der Leitung des Sozialdemokraten Hugo Lindemann sowie in eine Sozialpolitisch-Sozialrechtliche unter Theodor Brauer, welcher der katholischen Soziallehre verpflichtet war. Beide wurden nach 1933 abgesetzt bzw. zur Aufgabe ihrer Ämter gezwungen. Lindemann bezog u. a. Frauenforschung in seine Studien ein, veröffentlichte z. B. eine Enquête "über das Berufs- und Lebensschicksal der weiblichen Angestellten".

Die politisch-weltanschauliche Zuordnung dieser Gelehrten erfolgt hier ganz bewußt, weil sie Adenauers entsprechende Auffassung von der "modernen" Kölner Universität wiedergibt, daß sie nämlich pluralistisch die herrschenden Strömungen der Zeit zu repräsentieren habe, die liberale, die sozialdemokratische und die katholische. Immer wieder beschwor er den "weltanschaulichen Pluralismus", der sich in der neuen Kölner Universität niederzuschlagen habe.

Das entsprach natürlich dem grundsätzlichen Bestreben nach gesellschaftlicher Einbindung. Doch ergab sich zugleich die Frage nach der Beeinträchtigung der Wissenschaftlichkeit, die sich im Gefolge einstellen konnte. Die lebhafte Diskussion lief letzten Endes darauf hinaus, daß sich bei kluger Austarierung der politischen Kräfte eine wissenschaftlich läuternde und traditionsbildende Toleranz entwickeln werde, die, wenngleich oft nur verdeckt, in der neuen Universität bis in die Gegenwart hinein fortlebt.

Beim Blick auf die Anfänge dieser Kölner Entwicklung sticht ein damaliges Schlagwort hervor, das gerade in seiner Zeitgebundenheit griffig war, nämlich die sog. "soziale Frage". Sie konnte für eine sich auf sie einrichtende Gestaltung der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, der Rechtswissenschaft und auch der Medizin wegweisend sein. Allerdings nicht für den universitären Fächerkanon insgesamt. Im besonderen die Naturwissenschaften, aber auch manche geisteswissenschaftlichen Disziplinen der klassischen Philosophischen Fakultät mußten somit außerhalb des vordringlichsten Interesses liegen. Man scheute sich regelrecht vor der Bezeichnung "Philosophische Fakultät" und sprach zunächst vornehmlich von einer "Kulturwissenschaftlichen Fakultät", was ohne Zweifel besser in das Grundkonzept paßte. "Alte Philologie" - so hieß es in einer Denkschrift - "alte Geschichte und Archäologie, reine Mathematik und dergleichen mehr" wollte man im Hinblick auf deren Pflege in Bonn an der Kölner Universität zurücktreten lassen. Damit war ein Grundgedanke der klassischen Universität, nämlich das Streben nach Universalität, aufgegeben. Doch man merkte dazu an, daß wohl gerade umgekehrt viele neue Wissenschaftsbereiche von den Universitäten bislang nicht berücksichtigt worden seien.

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"Klassische Bildung".
Die Problematik zeigte sich an der Klassischen Philologie. Von dem auf der Berufungsliste 1922 Zweitplazierten, dem in Basel lehrenden Johannes Stroux, hieß es in der Begründung, er sei "als Lehrer in Volkshochschulvorträgen ... eifrig und mit Erfolg tätig" gewesen. Der Berufene, Joseph Kroll, einflußreich als Kölner Rektor nach 1945, äußerte 1964 in einem Rückblick ironisch, man habe von ihm 1922 "bessere Unterhaltungsvorlesungen über die Antike" erwartet. Kroll war Gräzist. Zunächst sollte es mit ihm genug sein. Durch die Einrichtung eines dennoch weiteren Lehrstuhls mit Schwergewicht auf dem Lateinischen wurde die Klassische Philologie nun aber auch in Köln so ausgebaut, wie es an den älteren Universitäten üblich war. Berufen wurde der streng philologisch ausgerichtete Günther Jachmann, womit die sog. "kulturwissenschaftliche" Konzeption denn wohl aufgegeben wurde. Immerhin kam auf den althistorischen Lehrstuhl Johannes Hasebroek, der sich in besonderer Weise der antiken Wirtschaftsgeschichte annahm.

Die in Köln geführte bildungstheoretische Diskussion hat ihren bildungsgeschichtlichen Ort innerhalb eines größeren Verständnisrahmens jener Zeit. In Korrektur zu Humboldts Grundprinzipien der Bildung, als da seien: Individualismus, Totalität, Universalität, erklärte der Bildungswissenschaftler Georg Kerschensteiner: "Der Weg der Bildung geht über die Arbeit". Ähnlich Eduard Spranger: "Der Weg zur höheren Allgemeinbildung führt über den Beruf und nur über den Beruf." Umgekehrt die idealistische Universitäts- und Bildungskonzeption, bei der die Allgemeinbildung am Anfang steht. Trotz dieser Umkehrung geht es beiden darum, die Allgemeinbildung zu retten. Humanistische und technisch-ökonomische Bildung sollten also miteinander versöhnt werden. Dabei nehmen nach Auffassung der "neuartigen" Universität die Sozialwissenschaften mit offensichtlich integrativer Wirkkraft eine Schlüsselstellung ein.

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Die Zeit des Nationalsozialismus.
Die Kölner Spezifika waren allerdings zu Beginn der dreißiger Jahre dabei, sich abzuschleifen, als der Nationalsozialismus alle Diskussionsstränge brutal durchschnitt. Es erstaunt, wie gering die Abwehrkräfte waren, die von der Kölner Universität dem Nationalsozialismus entgegengestellt wurden, obwohl sie ihrer Intention und Struktur nach zu den demokratischsten Institutionen der Zeit gehörte. Sie war sogar die erste, die sich 1933 "gleichschalten" ließ und ei-nen opportunistischen Führungswechsel betrieb, wenngleich in der Absicht, dadurch zu retten, was vielleicht zu retten wäre.

In der Tat gelang es ihr auf diese Weise denn auch, sich in einen gewissen Windschatten zu flüchten, der sie die Stürme der nächsten zwölf Jahre passabler als manch andere Universität überstehen ließ. Die Zahl der entlassenen Professoren lag mit etwa 20 % zwar über dem deutschen Durchschnitt; zwei Professoren zahlten für ihre Gesinnung mit dem Leben: der Ordinarius für Sozialpolitik Benedikt Schmittmann und der Mittellateiner Goswin Frenken. Bezeichnend für das damalige Kölner Klima ist jedoch, daß die Rückrufbriefe, die nach dem Kriegsende durch die Dekane im Auftrag ihrer Fakultäten an die vertriebenen Kollegen ergingen, lediglich in einem nachweisbaren Fall ein ablehnend-negatives Echo fanden, wenngleich nur wenige tatsächlich zurückgekehrt sind.

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Wiederaufnahme der Grundsatzdiskussion über die Aufgaben der Universität nach 1945.
Die Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus ließen nach 1945 die Grundsatzdiskussion wieder aufleben, welchen Charakter die Universität zu besitzen habe. Die Spannungsproblematik der Zeit vor 1933 war den Wiederaufbauenden von 1945 natürlich noch präsent. Beide Zielrichtungen von damals wurden erneut formuliert und im Unterschied zu früher durchaus kämpferisch gegeneinander aufgebaut.

Die zunächst am stärksten prägende Gestalt war der schon genannte Gräzist und jetzt erste Nachkriegsrektor Joseph Kroll. Er machte kein Hehl aus seiner Ablehnung der "praxisorientierten", "neuen" Universität von 1919. "Ich befand mich", so äußerte er zu den zwanziger Jahren, "an einer Universität, deren immenses Leben ich täglich spürte. Einer Universität aber, die von den Humaniora nichts wissen wollte." Doch die Universität sei nun einmal keine Fachschule. Vielmehr sollten die Studenten zum "Ideal des reinen Menschentums" "auf dem akademischen Wege herangebildet werden." "Es ist im Griechentum konzipiert worden, hat mit seiner schöpferischen Kraft das Abendland gestaltet, auf ihm beruht die Kultur der Menschheit." "Dafür mit allen Kräften zu arbeiten, ist die besondere Aufgabe unserer Universität."

Diese Gedankengänge entsprachen einer nach 1945 gängigen Interpretation des seit 1933 Geschehenen aus der Geschichte heraus: Die Abwendung von der auch durch Kroll beschworenen antik-christlichen oder, zusammengefaßt, "abendländischen Tradition" habe zur Barbarei des Nationalsozialismus geführt.

Man bezeichnet die damit verbundenen Zielsetzungen der Nachkriegsjahre als "restaurativ". Dieser Begriff ist keineswegs bloß diffamierendes Plakat der kritischen Gegenseite. Kroll selbst sagt nämlich, es sei nicht um Wiedererziehung in diesem oder jenem Sinne gegangen, "sondern" um "Restauration". Er wandte daher - da "restauratio" ja Wiedererneuerung bedeute - das uns aus der Kölner Universitätsgeschichte inzwischen geläufige Epitheton "neu" nunmehr auf die Universität der Nachkriegszeit an: "Die neue Universität hat ein ganz anderes Gesicht ... als zu Anfang des Jahrhunderts." Andererseits war sie aber noch einmal in starkem Maße der Humboldtschen Universalität verpflichtet. Von dieser Position aus lehnte Kroll z. B. 1953 die Teilung der Philosophischen Fakultät in eine Philosophische und eine Mathematisch-Naturwissenschaftliche lebhaft ab. Solcherart Spezialisierung habe die "neue" Universität entgegenzuwirken.

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Auswirkungen auf die wissenschaftliche Entwicklung.
In dieser universalen Tradition ortete man vor allem auch das Mittelalter. So nimmt es nicht wunder, wenn man es stärker im Lehrprogramm berücksichtigt wissen wollte, als es schon in den zwanziger Jahren der Fall war. Verschiedene, teilweise sehr heterogene Gründe hatten es damals zu keiner Katholisch-Theologischen Fakultät kommen lassen, die ja, der allgemeinen Zielsetzung entsprechend, etwa pastoralpraktisch hätte gewichtet werden können, zumal die katholische Weltanschauungskomponente das skizzierte Farbenspektrum mitgestaltete. 1947 kam es statt dessen zu einem neuen Lehrstuhl für mittelalterliche Philosophie samt Gründung eines sie besonders pflegenden und bis heute blühenden Thomas-Instituts.

Wenn seine Einrichtung durch den sozialdemokratischen Kölner Bürgermeister Görlinger damals auf einer Kuratoriumssitzung mit der Bemerkung abgelehnt wurde, was eine solche Gründung denn solle; gehe sie doch von einer Einstellung aus, "die sich vor den Notwendigkeiten des heutigen Lebens verschließe", so versetzt uns der Grundton der Diskussion unschwer in die zwanziger Jahre, an die hier offenkundig angeknüpft wurde. Und so machten denn beide Seiten im Geiste des Pluralismus ein Geschäft ab: Die einen billigten nun ebenfalls die Mediävistik, wofür die anderen auf derselben Sitzung einem Ordinariat samt Seminar für Politische Wissenschaften zustimmten. Und um die Sache gut "kölsch" zu machen, berief man auf diesen Lehrstuhl zwar den Zentrumsreichskanzler Wilhelm Brüning. Doch im gleichen Jahre 1947 errichtete man in der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät ein "Forschungsinstitut für Sozial- und Verwaltungswissenschaften", mit dem ausdrücklich das 1934 aufgelöste "Forschungsinstitut für Sozialwissenschaften" wiederbelebt werden sollte; in Fortsetzung des Usus der zwanziger Jahre wurde es politisch von der Kölner Sozialdemokratie gestützt.

In der Universität war der Jurist Hans-Carl Nipperdey ihr wichtigster Förderer, Mitbegründer der modernen Arbeitsrechtswissenschaft und seit 1954 erster Präsident des Bundesarbeitsgerichts in Kassel, im Kölner Lehrkörper der große Gegenspieler von Joseph Kroll. Mit ihm und mit Nipperdey standen sich zwei Universitätspolitiker gegenüber, die zwar zwei recht unterschiedliche, für die Kölner Universität insgesamt indessen überaus charakteristische Traditionen repräsentierten. Das Miteinander beider Positionen gab der Kölner Universität nicht nur weiterhin Profil, sondern wirkte in deren wechselseitigem Ausgleich, wie "1968" offenkundig wurde, auch allgemein stabilisierend, nicht also sprengend.

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Äußere Entwicklung in der Nachkriegszeit.
Nach einjähriger Unterbrechung wurde die Universität durch Erlaß der Britischen Militärregierung vom 24. Oktober 1945 wiedereröffnet, am 26. November wurde mit den Vorlesungen begonnen. Bereits im August hatte eine Personalkommission der Professoren Richtlinien für die politische Beurteilung des Universitätspersonals ausgearbeitet. Die Entnazifizierung umfaßte auch die Studenten; sie wurden erst immatrikuliert, wenn sie einen politischen Unbedenklichkeitsausweis vorweisen konnten. Ohne eine entsprechende Bestätigung der Militärregierung durfte keine Bescheinigung über bestandene Prüfungen ausgestellt werden.

Insgesamt wurden die dreißiger und vierziger Jahre als eine Art Intermezzo wohl zu leicht vergessen. Die Nachkriegsgeschichte ist auch in Köln von demselben hektischen Ausbau bestimmt, über den man in historischen Darstellungen auch anderer deutscher Universitäten regelmäßig nachlesen kann. Die Studentenzahl war 1935 in nationalsozialistischer Zeit auf 2300 begrenzt worden. Beim Wiederbeginn 1945/46 wurden zunächst 1450, im folgenden Semester sodann wieder 2300 Studenten zugelassen. Diese Zahl wuchs bis 1950 auf 5000. 1960 hatte man schon fast 14 000 erreicht. Zehn Jahre später zählte man 19 000. Allein im letzten Jahrzwölft ist die Zahl von 48 000 im Jahre 1985 auf 62 000 im Jahre 1997 gestiegen und ließ Köln in Konkurrenz mit der Universität München um den ersten Platz in der Bundesrepublik treten.

Eine sprunghafte Steigerung erfolgte 1980 durch die Angliederung der beiden in Köln ansässigen Abteilungen der Pädagogischen Hochschule Rheinland als Erziehungswissenschaftliche bzw. als Erziehungswissenschaftlich-Heilpädagogische, seit 1987 Heilpädagogische Fakultät, wodurch sich die Studentenzahl außerhalb des kontinuierlichen Wachstums zusätzlich erhöhte. Besonders die letztgenannte Fakultät zeigt eine überdurchschnittlich hohe Entwicklung der Studentenzahl; von 1985 bis 1997 stieg sie um 130 %. An zweiter Stelle folgt ihr mit 63 % Steigerung in derselben Zeit die Philosophische Fakultät, die es inzwischen als überhaupt stärkste Fakultät auf mehr als 20 000 gebracht hat, während die Zahl der Mediziner sich andererseits um etwa 22 % auf knapp über 3500 verringerte.

Alle diese Zahlen sind zusätzlich vor dem Hintergrund des Numerus clausus zu sehen, der immer mehr Studiengänge erfaßt. Über 12 000 Bewerbungen um einen Studienplatz an der Kölner Universität mußten im Wintersemester 1997/98 abschlägig beschieden werden. Mit 54 zulassungsbeschränkten Studiengängen nimmt sie eine Spitzenstellung in der Bundesrepublik ein. Um über 100 % ist in den letzten zwölf Jahren auch die Zahl der ausländischen Studenten gestiegen; sie beträgt bereits knapp 6000.

Die Entwicklung des Lehrkörpers folgte den Studentenzahlen mit gewissen Abweichungen. Bei Kriegsende gab es 86 planmäßig etatisierte Professoren. Nachdem man 1945 mit zunächst 46 Professoren begonnen hatte, wurde die frühere Zahl 1948 wieder erreicht. Die 5000 Studenten, die 1950 immatrikuliert waren, konnten die Lehrveranstaltungen von 125 beamteten Professoren nutzen, das heißt: Ein Professor betreute im Schnitt 40 Studenten. Für die 19 000 Studenten im Jahre 1970 gab es zwar 270 hauptamtliche Professoren, aber auf jeden von ihnen entfielen nunmehr etwa 70 Studenten. Für 1985 ergibt sich dann mit 528 Professoren eine Relation von 1:91, und die 62 000 Studenten von 1997 verteilen sich auf 527 Professoren im Verhältnis 1:117, während der Bundesdurchschnitt bei 1:55 liegt. Mit einer Auslastung von über 300 % hat die Kölner Universiät die bundesweit höchste Überlastquote.

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Bauliche Expansion.
Die Expansion der Universität wird äußerlich am sichtbarsten durch ihre bauliche Entfaltung. Die ursprüngliche Großplanung mit Einschluß der Lindenburg ließ sich, wie schon gesagt, nicht verwirklichen. Statt dessen wurde dem Hauptgebäude, das in nördlicher Richtung schon 1956-1960 durch einen Annexbau für die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät erweitert worden war, nach Westen hin ein Forum vorgelagert, das 1964-68 durch ein neues Hörsaalgebäude, 1971-74 durch ein Philosophikum für die immer mehr Raum beanspruchende Philosophische Fakultät umrahmt wurde. Südlich des Hörsaalgebäudes schloß die 1968 fertiggestellte neue Universitäts- und Stadtbibliothek eine gartenarchitektonisch durchgestaltete Grünfläche ab, die den schonenden Umgang mit der Grüngürtelkonzeption zeigt. Die 1968-1975 errichteten Physikalischen und Chemischen Institute sind, wieder näher zur Stadt hin orientiert, ebenfalls in Grünanlagen eingebettet wie auch die nunmehr neugestaltete Mensa. Es dürfte keine deutsche Großstadt-Universität geben, die einen derart aufgelockerten und dennoch stadtnahen Campus vorweist.

Weiter westlich bildet das umfangreiche Klinikareal, dominiert von dem 1974 bezugsfertigen Bettenhaus des Zentralklinikums, einen städtebaulichen Kontrapunkt und trägt so zur Prägung des gesamten Stadtteils Lindenthal bei, der eine Reihe weiterer Universitätsbauten wie vor allem für die Erziehungswissenschaftliche und für die Heilpädagogische Fakultät vorweist. Eben hier finden sich auch zahlreiche Studentenwohnheime, die darüber hinaus teilweise, wie das größte in Efferen, weiter außerhalb liegen.

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Von der Stadt- zur Landesuniversität.
Das Jahr 1945 brachte für die Universität keine größeren organisatorischen Umbrüche. Am 7. Mai 1946 konstituierte sich das Kuratorium auf seiner ersten Sitzung nach dem Kriege unter Leitung des Kölner Oberbürgermeisters und wurde dann auch personalpolitisch recht aktiv.

Freilich zeichnete sich schon rasch die Belastung ab, die der Stadt mit dem Neuaufbau und den Ansprüchen einer modernen Universität aufgebürdet werden müßten. Noch stellte der Oberbürgermeister auf einer Kuratoriumssitzung am 14. Mai 1947 fest, es wolle sich wegen eines Zuschusses an die Universität nicht an die nordrhein-westfälische Landesregierung wenden, um so die Selbständigkeit der städtischen Einrichtung zu erhalten. Doch das ließ sich nicht durchhalten. Am 20. Juli 1948 gab Bürgermeister Görlinger im Kuratorium bekannt, seine sozialdemokratische Fraktion im Stadtrat habe beantragt, das Land solle die Universitätskosten wenigstens teilweise übernehmen, wenngleich der Senat der Universität sich wenige Tage später dafür aussprach, daß die Stadt Finanzträger bleibe.

Nachdem im Juli 1950 das Finanzministerium Mittel für den Neubau einer Orthopädischen Klinik in Aussicht gestellt hatte, beauftragte das Kuratorium am 7. August 1950 den Kölner Oberstadtdirektor, Verhandlungen mit der Landesregierung aufzunehmen, um den Staatsvertrag von 1919 hinsichtlich der finanziellen Beteiligung des Landes an den wachsenden Kosten entsprechend anzupassen. Verhandlungen zwischen Vertretern der Landesregierung, der Stadt und der Universität von Januar bis Anfang Mai 1952 führten zu der Vereinbarung, daß die Universität mit Wirkung vom 1. April 1953 in den Haushaltsplan des Landes aufgenommen werde und die Stadt 50 % des jährlichen Zuschußbedarfs an das Land zahle. Die offizielle Übernahme durch das Land erfolgte am 1. April 1954 mit Wirkung vom 1. April 1953.

Eine ergänzende Vereinbarung vom 24. Oktober 1960 sah vor, daß das Land in den nächsten fünf Jahren, jährlich um 10 % steigend, den gesamten Zuschußbedarf für die laufenden Kosten der Universität übernahm. Dafür übereignete die Stadt der Universität weiteren Grundbesitz zur Errichtung neuer Institutsbauten. Sie verpflichtete sich ferner, 20 % des Zuschußbedarfs der Universitätskliniken zu tragen.

Das Kuratorium wurde um den Regierungspräsidenten als Vertreter des Landes ergänzt. Den Vorsitz hatte weiterhin der Oberbürgermeister. Stadt und Stifter blieben durch mehrere Vertreter im Kuratorium präsent.

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Die Einzelfächer im Fächerkosmos.
Inneruniversitär bildete die bemerkenswerteste organisatorische Veränderung die - wie schon angedeutet - erst nach einer Grundsatzkontroverse erfolgte Teilung der Philosophischen Fakultät in eine Philosophische und eine Mathematisch-Naturwissenschaftliche seit 1. April 1955.

Das Fächerangebot wurde vom 1. April 1980 an mit der schon erwähnten Eingliederung der beiden Kölner Abteilungen der Pädagogischen Hochschule Rheinland als Erziehungswissenschaftliche bzw. Erziehungswissenschaftlich-Heilpädagogische, seit 1987 Heilpädagogische Fakultät, erweitert. Die bei dieser Gelegenheit diskutierte Von-Fach-zu-Fach-Zuordnung wurde aus denselben Gründen abgelehnt wie die an fast allen anderen Universitäten erfolgte Zerschlagung der Fakultäten in Fachbereiche. Die Einbettung auch der exzellent vertretenen Fachwissenschaften in größere wissenschaftliche Zusammenhänge wird in Köln mit Nachdruck ebenso betrieben und gefördert wie die schon zur Tradition gewordene Verbindung der Universität mit der außeruniversitären Praxis, die sich in "angegliederten" Instituten realisiert.

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"1968".
Die Jahreszahl "1968" verbindet sich in der Geschichte der einzelnen Universitäten in der Regel mit Umbrüchen, die historische Zäsuren zur Folge hatten und manche von ihnen mit bis heute fortwirkenden Schäden gebeutelt und geschwächt haben. Nicht so in Köln. Auch hier gab es 1968 eine Rektoratsbesetzung, der sich in den folgenden Jahren weitere Übergriffe auf einzelne Institute und Ausschreitungen gegen Professoren bis zu einem tätlichen Angriff auf den Rektor anschlossen. Standfestigkeit, Konsequenz, Vernunft und nicht zuletzt die kompromißoffene kölnische Mentalität konnten bereits im Jahresbericht des Rektors von 1971 den Rückgang unnötiger inneruniversitärer Provokationen als ersten Erfolg verbuchen lassen. Die Universität hatte sich als stabil erwiesen.

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Spitzenforschung.
Die jüngste Weiterentwicklung der fachlichen Breite gebührend würdigen hieße an dieser Stelle eine überlange Zahl von Institutionen und Projekten aneinanderreihen, die den politischen und technologischen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte ebenso Rechnung tragen, wie sie der Tradierung unserer Zivilisation verpflichtet sind. Ich nenne mehr willkürlich die Biowissenschaften, Umwelt- und Weltraumforschung, Afrikaforschung, Informatik, moderne Sinologie, Lateinamerikanische Regionalwissenschaft, Europaforschung. Der Kölner Chemiker Kurt Alder erhielt 1950 den Nobelpreis für Chemie. Die Breite sei exemplarisch angedeutet, indem einerseits das Genetische Institut als Bestandteil des Kölner Genforschungs-Zentrums genannt wird (es gibt deren nur wenige in der Bundesrepublik), andererseits die Erschließung unveröffentlichter Papyri der ägyptisch-römischen Antike im Institut für Altertumskunde. Daß die Kölner Forschung über die Spezialisierung hinaus auch institutionell wissenschaftsprägend geworden ist, zeigt die Einrichtung des ersten deutschen Graduierten-Kollegs, die 1985 eben in Köln erfolgte und Bedeutung als Modell erhielt.

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Gegenwart und Rückblick.
Allerdings sei nicht verkannt, daß die Kölner Universität, wie alle großen Universitäten, auch eine andere Seite hat, die aber ein allgemeines Signum ausufernder moderner Massenuniversitäten ist, daß nämlich die akademische Individualität bis zur Unkenntlichkeit in einer anonymisierenden Masse zu verkommen droht und sie selbst nur noch ein Dienstleistungsbetrieb ohne charakteristisches Profil ist, wenngleich auch jetzt noch auf hervorragendem Niveau. Aber bereits die Kölner Universität des Mittelalters hat belehrt, daß es in Köln kaum etwas anderes als eine große Universität geben könne, und zwar unter ungeniertem Bekenntnis hierzu.

Um so denn zu dem entsprechend guten Schluß zu kommen: Ohne Zweifel lebt die Attraktivität der Universität seit dem Mittelalter von der Attraktivität dieser großen Stadt, und insofern gehören beide auch weiterhin eng zusammen.

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Zum weiterlesen

Zur wissenschaftlichen Erschließung und Darstellung der Kölner Universitätsgeschichte.

Kölner Universitätsgeschichte. Herausgegeben von der Senatskommission für die Geschichte der Universität zu Köln. Band I. Die alte Universität, von Erich Meuthen. Band II. Das 19. und 20. Jahrhundert, von Bernd Heimbüchel und Klaus Pabst. Band III. Die neue Universität. Daten und Fakten, unter Mitarbeit von Karl-Heinrich Hansmeyer, Friedrich-Wilhelm Henning, Manfred Kops, Bernd Kranski, Peter Lauf, Hannelore Ludwig, Peter Peil herausgegeben von Erich Meuthen, Köln, Wien 1988.
Älteste Stadtuniversität Nordwesteuropas. 600 Jahre Kölner Universität. Ausstellung des Historischen Archivs der Stadt Köln 4. Oktober bis 14. Dezember 1988, Köln 1988 (Zusammenstellung der Ausstellung, Katalogtext: Manfred Groten).
Die Matrikel der Universität Köln, bearbeitet von Hermann Keussen. Erster Band 1389-1475, 2. verm. u. erw. Auflage, Bonn 1928. Zweiter Band 1476-1539, Bonn 1919 (Nachdruck beider Bände, Düsseldorf 1979). Dritter Band. Nachträge 1389-1559 und Register zu Band I und II, Bonn 1931. Vierter Band 1559-1675 und Fünfter Band 1675-1797, vorbereitet von Hermann Keussen, bearbeitet von Ulrike Nyassi und Mechtild Wilkes, Düsseldorf 1981. Sechster Band und Siebenter Band, Register 1559-1797, vorbereitet von Hermann Keussen und Philipp Nottbrock, bearbeitet von Manfred Groten und Manfred Huiskes, Düsseldorf 1981 (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde VIII).
Hermann Keussen, Die alte Universität Köln. Grundzüge ihrer Verfassung und Geschichte, Köln 1934.
Festschrift zur Erinnerung an die Gründung der alten Universität Köln im Jahre 1388, Köln 1938.
Rainer Christoph Schwinges, Deutsche Universitätsbesucher im 14. und 15. Jahrhundert, Stuttgart 1986; darin S. 221-486: Universitätsbesuch in Köln.
Frank Rexroth, Deutsche Universitätsstiftungen von Prag bis Köln, Köln, Weimar, Wien 1992.
Hans-Jürgen Becker, Die Entwicklung der juristischen Fakultät in Köln bis zum Jahre 1600, in: Der Humanismus und die oberen Fakultäten (Mitteilung XIV der Kommission für Humanismusforschung), Weinheim 1987, S. 43 - 64.
Markus Bernhardt, Gelehrte Mediziner des späten Mittelalters: Köln 1388-1520. Zugang und Studium – Cay-Rüdiger Prüll, Die "Karriere" der Heilkundigen an der Kölner Universität zwischen 1389 und 1520 in: Gelehrte im Reich. Hg. von Rainer Christoph Schwinges (Zeitschrift für Historische Forschung. Beiheft 18), Berlin 1996, S. 113-158.
Günther Binding und Georg Müller, Die Bauten der Universität zu Köln, Köln 1988.
Studien zur Geschichte der Universität zu Köln. Herausgegeben von der Senatskommission für die Geschichte der Universität zu Köln, Köln, Wien 1985, Band 1: Margaret Asmuth, Die Studentenschaft der Handelshochschule Köln 1901 bis 1919 (1985); Band 2: Naturwissenschaften und Naturwissenschaftler in Köln zwischen der alten und der neuen Universität (1798-1919), hg. von Martin Schwarzbach (1985); Band 3: Rolf Ortmann, Die jüngere Geschichte des Anatomischen Instituts der Universität zu Köln 1919-1984 (1986); Band 4: Jochen Bolten, Hochschulstudium für kommunale und soziale Verwaltung in Köln 1912-1929 (1987); Band 5: Luitwin Mallmann, Französische Juristenausbildung im Rheinland 1794-1814 (1987); Band 6: Betriebswirte in Köln, hg. von Friedrich-Wilhelm Henning (1988); Band 7: Kölner Volkswirte und Sozialwissenschaftler, hg. von Friedrich-Wilhelm Henning (1988); Band 8: Frank Golczewski, Kölner Universitätslehrer und der Nationalsozialismus (1988); Band 9: Handelsakademie - Handelshochschule - Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, hg. von Friedrich-Wilhelm Henning (1990); Band 10: Humanismus in Köln, hg. von James V. Mehl (1991); Band 11: Peter Lauf, Jüdische Studierende an der Universität zu Köln 1919-1934 (1991); Band 12: Hannelore Ludwig, Die wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Lehre in Köln von 1901 bis 1989/1990 (1991); Band 13: Götz-Rüdiger Tewes, Die Bursen der Kölner Artisten-Fakultät bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts (1993); Band 14: Gunter Quarg, Naturkunde und Naturwissenschaften an der alten Kölner Universität (1996); Band 15: Dorothea Fellmann, Das Gymnasium Montanum in Köln 1550-1798 (1999).
600 Jahre Kölner Universität 1388/1988. Reden und Berichte zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Universität, hg. von Karl-Heinrich Hansmeyer und Friedrich-Wilhelm Henning, Köln 1989.
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 楼主| 发表于 2002-12-9 20:05 | 显示全部楼层

Ruprecht-Karls-Universitaet

Die Ruprecht-Karls-Universität ist die älteste Universität Deutschlands. Sie war nach Prag und Wien die dritte Gründung auf dem Boden des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Der Kurfürst und Pfalzgraf bei Rhein Ruprecht I. eröffnete sie mit päpstlicher Genehmigung1386 in seiner Residenzstadt, um seinem Territorium einen geistigen Mittelpunkt zu geben, Fremde anzuziehen und Kirchen- und Staatsdiener im eigenen Lande auszubilden. Die ersten Professoren kamen aus Paris und Prag - Kirchenspaltung und Nationalitätenkämpfe hatten sie zum Weggang gezwungen. Gründungsrektor war der Niederländer Marsilius von Inghen.
Die Kurfürsten sorgten für ihre Universität, griffen aber auch in ihre Autonomie ein, wo es ihnen notwendig schien. So schufen sie neuen geistigen Strömungen, wie dem Humanismus, Raum.

Von der Reformation blieb die Universität trotz Luthers Auftreten in Heidelberg 1518 lange Zeit unberührt. Erst Kurfürst Ottheinrich wandelte sie 1556 in eine evangelische Landeshochschule um.In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde Heidelberg durch Friedrich III. zu einem Zentrum europäischer Wissenschaft und Kultur und erhielt einen besonderen Charakter als calvinistische Hochschule. Heidelberg wurde zum deutschen Genf, dessen internationale Ausstrahlung Professoren und Studenten aus ganz Europa hierherzog. Unter Mitwirkung der theologischen Fakultät entstand 1563 der berühmte Heidelberger Katechismus. Neben den Calvinismus trat gegen Endedes 16. Jahrhunderts der Späthumanismus.

Die Blütezeit dauerte bis 1618. Der Dreißigjährige Krieg traf dieUniversität schwer. Mehrfach wurde der Lehrbetrieb unterbrochen,1622 die weltberühmte Bibliotheca Palatina nach Rom verschleppt.Den mühsamen Neuanfang nach dem Krieg zerschlug die völlige Zerstörung Heidelbergs durch die Truppen Ludwigs XIV. 1693. Erneut blieb die Universität mehrere Jahre geschlossen.

Im 18. Jahrhundert herrschte wie an fast allen Hochschulen auch in Heidelberg intellektuelle Mittelmoeigkeit vor. Der bis dahin unangefochten evangelische Charakter ging durch eine verspätete Gegenreformation verloren. Finanzielle Mißwirtschaft und dieRevolutionskriege am Ende des 18. Jahrhunderts brachten dieUniversität um ihren Besitz und ihre Einkünfte.

Der Übergang Heidelbergs an Baden 1803 führte einen Neuanfang herbei. Die Universität wurde reorganisiert und zur staatlich finanzierten Lehranstalt. Den Namen des ersten badischen Großherzogs Karl Friedrich fügte die Universität dem Namen ihres Stifters hinzu und nennt sich seither Ruprecht-Karls-Universität.

Geistig wurde die Universität vom Neuhumanismus geprägt, aber auch die Romantiker fanden Anhänger unter Professoren und Studenten. Zwei Jahre lehrte Hegel in Heidelberg, Schlosser begründete eine eigene Heidelberger Schule der politischen Geschichtswissenschaft, der Mediziner Chelius zog Patienten aus ganz Europa an. Heidelberger Professoren gehörten zu den Trägern des Vormärz-Liberalismus, mehrere von ihnen waren 1848 Mitglieder der Frankfurter Nationalversammlung.Nach der Revolution wurde Ludwig Häusser Sprecher der liberal-nationalstaatlichen Gesinnung in Südwestdeutschland. Während die Naturwissenschaften im Zusammenwirken von Bunsen, Kirchhoff und Helmholtz eine Sternstunde erlebten, war Heidelberg im 19. Jahrhundert weithin bekannt als Juristenuniversität.

Heidelberg war eine weltoffene und liberale Universität. Das zeigte sich nicht nur an den zahlreichen ausländischen Studenten, sondern seit der Jahrhundertwende am spezifischen Heidelberger Geist, dem interdisziplinären Gespräch, das inspiriert wurde von MaxWeber mit seinen Freunden, vor allem dem Theologen Ernst Troeltsch, und einem Kreis junger Gelehrter.

In der Weimarer Republik galt Heidelberg als eine Hochburg des demokratischen Geistes, geprägt durch Professorengestalten wie Karl Jaspers, Gustav Radbruch, Martin Dibelius, Alfred Weber. Die aus amerikanischen Spenden erbaute Neue Universität erhielt die von Friedrich Gundolf formulierte Widmung "Dem lebendigen Geist". Gleichwohl blieben Schatten: Die Studentenschaft radikalisierte sich, der Pazifist Emil Gumbel mußte die Universität verlassen,weil ihn seine national gesinnten Kollegen nicht ertrugen. Wissenschaftlich prägten vor allem Philosophische und Juristische Fakultät in jener Zeit das Bild Heidelbergs. Neue Wege ging aber auch Ludolf von Krehl mit dem Konzept einer ganzheitlichen Medizin.

Das Dritte Reich führte in Heidelberg zur Entlassung einer großenZahl von Dozenten und zum Ausschluß von Studenten aus politischen und rassischen Gründen. Viele mußten emigrieren, zwei Professoren wurden unmittelbar Opfer des Terrors. Durch das Wirken profilierter Regimeanhänger war Heidelberg als braune Universität verrufen, der"lebendige Geist" wurde offiziell durch "den deutschen Geist"ersetzt, dem dann wie überall viele huldigten.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs war die Universität äußerlich unzerstört, bedurfte aber der geistigen Erneuerung. Unter Federführung von Jaspers wurde eine neue Satzung ausgearbeitet, in der sich dieUniversität verpflichtete, "dem lebendigen Geist der Wahrheit, Gerechtigkeit und Humanität zu dienen." Erster Rektor der Nachkriegszeit war der Chirurg Karl Heinrich Bauer.

Im Zuge des Ausbaus und der Expansion wurde die Universität räumlich geteilt: Für die Naturwissenschaften und einen Teil der Medizin entstand im Neuenheimer Feld eine Campus- Universität, während die Geisteswissenschaften ihr angestammtes Quartier in der Altstadt behielten.

Reformen veränderten die bisherigen Strukturen. Bestand die Universität seit ihrer Gründung aus vier Fakultäten (Theologie, Recht, Medizin, Philosophie) und kamen 1890 die Naturwissenschaften als fünfte Fakultät hinzu, wurde sie 1969 in 16 Fakultäten aufgegliedert. Die Zahl der Studenten wuchs kontinuierlich an - im Jubiläumsjahr 1986 waren 27.000 Studierende in Heidelberg immatrikuliert.

Auch der traditionell große Anteil von Ausländern hat sich nach dem Krieg wieder eingestellt. Daß trotz der hohen Zahlen Lehreund Forschung auch heute noch als einheitliche Aufgabe verstanden werden, sieht die Universität in allen ihren Gliedern als Herausforderung und Verpflichtung an.
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 楼主| 发表于 2002-12-9 20:06 | 显示全部楼层

Nobelpreistraeger

Philipp Lenard
Physiker (geboren 1862 in Preßburg, gestorben 1947 in Messelhausen), Professor in Breslau, Aachen, Heidelberg, Kiel und ab 1907 wieder in Heidelberg, erhielt 1905 den Nobelpreis für Physik für seine bahnbrechenden Arbeiten über die Natur der Kathodenstrahlen. Im Widerspruch zu seiner wissenschaftlichen Kompetenz stand allerdings in den späteren Lebensjahren sein Einsatz für die "Deutsche Physik", die sich zum Ziel gesetzt hatte, alles "Jüdische', insbesondere die Relativitätstheorie, aus der Physik zu entfernen.

Albrecht Kossel
Biochemiker (geboren 1853 in Rostock, gestorben 1927 in Heidelberg), Professor für Physiologie in Berlin, Marburg und Heidelberg, war einer der ersten, die die Methoden der organischen Chemie auf die Untersuchung biologischer Systeme anwandte. Er erhielt 1910 den Nobelpreis für Medizin für seine Arbeiten über Proteine und insbesondere die Nukleinsäuren.

Otto Meyerhof
Biochemiker (geboren 1884 in Hannover, gestorben 1951 in Philadelphia (USA)), Professor in Kiel, Berlin und Heidelberg. Nachdem ihm 1935 durch die Nationalsozialisten die Lehrbefugnis entzogen worden war, emigrierte er über Paris nach Philadelphia. Den Nobelpreis für Medizin er- hielt er 1922 für die Entdeckung energetisch wichtiger Zyklen in biologischen Reaktionsketten.

Richard Kuhn
Chemiker (geboren 1900 in Wien, gestorben 1967 in Heidelberg), Professor in Zürich und Heidelberg und gleichzeitig Direktor am Heidelberger Kaiser-Wilhelm- (später Max-Planck-) Institut für medizinische Forschung, erhielt für seine Arbeiten über Carotinoide und Vitamine 1938 den Nobelpreis für Chemie, den er jedoch aus politischen Gründen nicht annehmen durfte.

Walter Bothe
Physiker (geboren 1891 in Oranienburg, gestorben 1957 in Heidelberg), Professor in Berlin, Gießen und Heidelberg und Direktor des Kaiser-Wilhelm- (später Max-Planck-) lnstituts für medizinische Forschung. Den Nobelpreis für Physik erhielt er 1954 für die Entwicklung der Koinzidenzmetho- de und der mit ihr gemachten Entdeckungen.

Hans Jensen
Physiker (geboren 1907 in Hamburg, gestorben 1973 in Heidelberg), Professor für Theoretische Physik in Hannover, Hamburg und Heidelberg, entwickelte zur Erklärung der Stabiliät von Atomkernen bei bestimmten Nukleonenzahlen das Schalenmodell und erhielt für diese Arbeit 1963 den Nobelpreis für Physik.

Georg Wittig
Chemiker (geboren 1897 in Berlin, gestorben 1987 in Heidelberg), Professor in Braunschweig, Freiburg i.B., Tübingen und Heidelberg, entwickelte eine allgemein anwendbare Olefinsynthese zum Nachbau komplizierter Naturstoffe und erhielt dafür 1979 den Nobelpreis für Chemie.

Bert Sakmann
Mediziner (geboren 1942 in Stuttgart), forschte von 1974 bis 1989 am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen, arbeitet seit 1989 am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg und ist gleichzeitig Professor an der Ruprecht-Karls-Universität. Er erhielt 1991 den Nobelpreis für Medizin für die Entwicklung einer Methode zur Untersuchung der Funktion einzelner zellulärer Ionenkanäle.
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