1543 Der Reformrektor Caspar Borner erreichte es mit Unterstützung durch landesherrliche Räte, die meist in Leipzig studiert hatten, daß Herzog Moritz das durch die Reformation aufgelöste Dominikanerkloster samt Kirche in die Hände der Universität übergab (28. Juni). Da auch noch fünf Dörfer und das Oberholz im Leipziger Umland an die Universität fielen, wurde diese die bestausgestattete unter den deutschen Hohen Schulen.
1545 Nachdem unter Melanchthons Einfluss und durch das Wirken des Humanisten Joachim Camerarius auch die innere Reform der Universität, die Neuordnung des Lehrbetriebs, vorangekommen war, erhielt die Reformation der Theologischen Fakultät ihren Abschluss durch die Weihe der erneuerten Paulinerkirche, bei der Luther selbst am 12. August die Predigt hielt.
1559 Einführung der von Camerarius entworfenen Statuten für die Fakultäten.
1565 Vergleich zwischen dem Rat der Stadt und der Universität wegen des Kredits an Studenten.
1579 Ein Student wird wegen Diebstahls mit dem Schwert hingerichtet.
1580 Ein neues Reformwerk, seit 1576, auf den Weg gebracht, gestattete eine stärkere Überwachung durch den Landesherrn, Kurfürst August, der z. B. das letzte Wort bei der Bestellung von Professoren besaß. Kanzler der Universität war nicht mehr der jeweilige Bischof von Merseburg; seine Befugnisse fielen an die Regierung bzw. einen von ihr ernannten Beamten, und schließlich wurde auch der Kreis der Universitätsverwandten eingeschränkt: Das Gehorsamsversprechen galt nur noch für die Dauer des Aufenthaltes am Hochschulort.
Nach der großen kursächsischen Schulordnung von 1580, als deren letztes Glied die Universität erscheint, ist es der Zweck der Universität, die Gesamtheit des gelehrten Wissens zur Aneignung und zu künftiger Anwendung darzubieten.
In dieser Zeit gab es an der Universität 23 Professuren: 5 in der Theologischen Fakultät, 5 bei den Juristen, 4 bei den Medizinern, 9 in der Philosophischen Fakultät (Grammatik der klassischen Sprachen, Dialektik, Rhetorik, Linguistik nebst Geschichte, Poetik, Mathematik, Logik und Physik).
Einrichtung einer Professur für Anatomie und Chirurgie.
1587 "Es haben in dieser hohen Schulen von Anfang bis vff heutigen tag viel fürtrefflicher, gelerter Leuth die hebraische, lateinische vnd griechische Sprachen geistlich vnd weltlich beschriebene Recht, die Arzney, so wohl die gantz Philosophiam mit ruhm, getrewem fleisse vnd grossem nuze öffntlich gelesen vnd viel feiner, gelerter Leuth nach sich verlassen."
Aus: "Warhafftige Beschreibung der Stadt Leiptzigk" von Ulrich Gross, 1587
Die Zahl der Immatrikulierten betrug in dieser Zeit gut 800. Nicht alle waren aber wirklich Studierende, denn es war Brauch, schon Kinder zu immatrikulieren, um ihnen die Rechte von Universitätsangehörigen zuteil werden zu lassen, oder auch die sogenannten Jungen, die Diener von Adligen.
1616 Ernennung eines ständigen Bibliothekars an der Universitätsbibliothek.
1627 Noch im ersten Jahrzehnt des Dreißigjährigen Krieges ist die Universität Leipzig in Deutschland Spitze; mit den Worten von Kurfürst Johann Georg: "primum locum". 1618 wurden 1148 Immatrikulationen gezählt und 1629 auch noch 1104. Dann aber folgte ein Niedergang.
1641 Die Einweihung eines neuen Hörsaals der Juristen unter dem Ordinariat des rührigen Sigismund Finkelthaus steht für die Wende zum Besseren. Berühmtester Leipziger Jurist in dieser Zeit ist aber Benedikt Carpzov, der nicht nur mit scharfem Urteil in unzähligen Hexenprozessen agierte, sondern auch eine tragbare Lösung des Kriegsschuldenproblems für Sachsen finden half. Ein großes Verdienst erwarben sich Leipzigs Rechtswissenschaftler durch ihren zähen Kampf im Landtag um den Nachweis, dass in Sachsen Leibeigenschaft unstatthaft ist. Damit blieb, anders als im Osten, den sächsischen Bauern die Verkümmerung ihrer Rechte erspart.
1650 Studenten führen in Gegenwart des Kurfürsten auf dem Markt ein Schauspiel mit Gesang auf.
1653 Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) wird immatrikuliert.
1661 Kurfürstlich-sächsischer Erlaß gegen den Pennalismus (rohe Studentenbräuche, die auf Schikanen älterer Studenten, der Schoristen, gegenüber den jüngeren, den Pennälern, hinausliefen) und die studentischen Landsmannschaften.
1670 Erlass eines Duellverbots.
1682 Leipzig wird ein Mittelpunkt für die Herausgabe großer, gelehrter Zeitschriften. Otto Mencke gründet die "Acta Eruditorum", eine gesamtwissenschaftliche Überschau von europäischem Rang.
1687 Christian Thomasius, der Vater der deutschen Aufklärung, hält an der Universität die erste Vorlesung in deutscher Sprache (24. Oktober).
Die Herausgabe der Zeitschrift "Monatsgespräche" macht Thomasius gleichsam zum Begründer des deutschen Journalismus.
1688 Christian Reuter, Verfasser der Komödie "L'Honnete Femme oder die ehrliche Frau zu Plißine in einem Lustspiele vorgestellet", später Autor des berühmten Romans "Schelmuffsky" (1696) wird Student in Leipzig.
1690 Als Thomasius gegen die Lehre von der gottgewollten Obrigkeit und dann auch noch gegen die offizielle Politik des Dresdner Hofes in einer fürstlichen Eheangelegenheit Stellung nimmt, ergeht ein Lehr-, Disputations- und Veröffentlichungsverbot gegen ihn; er verlässt Leipzig und geht über Berlin nach Halle.
1697 Warnung des Rektors an die Studenten vor dem Besuch der Tee- und Kaffeestuben.
Gründung der poetischen Görlitzischen (seit 1727 unter Gottsched Deutschen) Gesellschaft, die sich mit Übungen in Poesie und der Reinigung und Erforschung der deutschen Sprache beschäftigt.
1699 Der bisher übliche Inskriptionseid (der zur Einschreibung an der Universität zu leistende Eid) wird den Studenten durch königlichen Erlass erlassen.
1701 Als in Leipzig erwogen wurde, die Laternenbeleuchtung einzuführen, beschloss der Rat der Stadt vorbeugende Maßnahmen gegen randalierende Studenten. Den Studenten wurde es verboten, nachts mit Schlafröcken, Nachtmützen und brennenden Pfeifen in den Straßen umherzuziehen.
Um der Schlafrockfreiheit willen kam es noch 1713 zu studentischem Aufruhr, viele Studenten wurden verhaftet.
1703 Gründung des Collegium Musicum durch Georg Philipp Telemann.
1704 Eröffnung eines "anatomischen Theaters" im Paulinum.
1709 Johann Burkhard Mencke hält nicht nur die Festrede zur 300-Jahr-Feier der Universität, ihm wird auch die erste selbständige Professur für Geschichte übertragen. Mit seinem Namen ist auch die "Deutsch-übende poetische Gesellschaft" (seit 1717) verbunden.
1710 Errichtung einer ordentlichen Professur für Chemie.
1711 Die Universitätsbibliothek wird den Studenten zugänglich gemacht.
1725 Johann Christoph Gottsched kommt als Privatdozent an die Universität Leipzig und wird 1730 außerordentlicher Professor der Poesie, später noch der Logik und Metaphysik. Fünfmal wurde ihm die Ehre des Rektorates zuteil. Eine Reihe von späteren Dichtern zieht es in dieser Zeit als Student nach Leipzig, so Abraham Gotthelf Kästner (1731), Gottlieb Wilhelm Rabener (1734), Johann Elias Schlegel (1739), Justus Friedrich Wilhelm Zachariae (1743), Lessing (1746), Klopstock (1747), Goethe (1765), Jean Paul (1781). Gottscheds Lebenswerk galt einer deutschen Sprach- und Theaterreform.
1743 Johann Friedrich Christ, Professor der Poesie, lehrt als erster deutscher Hochschullehrer Kunstwissenschaft.
1751 Gellert wird außerordentlicher Professor der Poesie. Er lehrte zunächst Theologie, dann Philosophie und trat für die Reinhaltung von Sitte und Moral wie für den stilgerechten Gebrauch der deutschen Sprache ein.
1752 Carl Ferdinand von Hommel, einer der bedeutendsten deutschen Strafrechtslehrer des 18. Jahrhunderts, wird Professor in Leipzig.
1760 Etwa 600 Studenten; Leipzig hat in dieser Zeit etwa 30.000 Einwohner.
1768 Gründung der Jablonowskyschen Gesellschaft durch den Fürsten Joseph Alexander Jablonowsky.
1785 Der Kurfürst schenkt der Universität die Winkler-Ludwigsche Sammlung physikalischer Instrumente, die die Grundlage für das spätere physikalische Kabinett bilden.
1790 Einrichtung einer Universitätssternwarte im Turm der Pleißenburg.
1795 Gründung der Philosophischen Gesellschaft, aus der sich 1809 das Philosophische Seminar entwickelt.
1797 Prof. Ernst Platner eröffnet im städtischen Lazarett, dem späteren Krankenhaus St. Jakob, ein klinisches Institut, nachdem vier Jahre zuvor hier bereits klinische Übungen begonnen wurden.
1804 Einrichtung eines chemischen Laboratoriums in der Pleißenburg.
1809 Mit der 400-Jahr-Feier, deren lateinische Festrede der Historiker Wenck hielt, verbunden war die Eröffnung des ersten philologischen Seminars zur Beförderung der klassischen Studien. Zur vierten Säkularfeier erfolgten zahlreiche Stiftungen.
1810 Eröffnung einer Frauenklinik dank der Trierschen Stiftung.
1811 Kämpfe zwischen den Landsmannschaften und der "adligen Fechtgesellschaft"; Theodor Körner, Senior der Thuringia, wird wegen eines Duells relegiert.
1812 Samuel Hahnemann, Bahnbrecher der Homöopathie, wird Privatdozent in Leipzig. 1821 wird er durch die Gegnerschaft der Professoren aus Leipzig vertrieben.
1813 Napoleon spricht einer Universitätsabordnung seinen Unwillen über die Haltung der Leipziger Studentenschaft aus.
Der Universität wird die "peinliche" Gerichtsbarkeit über die Studenten entzogen.
1818 Gründung der Burschenschaft in Leipzig, die 1820 bereits wieder verboten wird.
1822 Beschränkung der Polizeigewalt der Universität.
Gründung des Universitätssängervereins zu St. Pauli.
1825 Mit der Einrichtung des Königlichen Universitätsrentamtes geht die Kontrolle der Universitätsfinanzen an den Staat über.
1829 Aufhebung des "concilium perpetuum"; Einsetzung eines Universitätsrichters. |