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[资源工具] ✔️A1-B2 德国历史 Leben mit der deutschen Teilung

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发表于 2021-2-6 17:04 | 显示全部楼层 |阅读模式

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本帖最后由 Sky23 于 2021-2-6 19:41 编辑

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 楼主| 发表于 2021-6-20 13:58 | 显示全部楼层
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spannende Titelmelodie * Limbach-Oberfrohna bei Karl-Marx-Stadt, DDR, Anfang der 80er. Die Einwohner beim freiwilligen Arbeitseinsatz. Doch diesmal wird nicht für Staat und Partei geschuftet. Die Menschen wollen Westfernsehen. Bisher war der Empfang mies, deshalb bauen sie sich jetzt ihre Antenne ganz einfach selbst. * entspannte Technomusik * ARD und ZDF senden damals auch über den Eisernen Vorhang. Nur in einigen Mittelgebirgstälern, im äußersten Nordosten und im Raum Dresden sieht es mit dem Empfang schlecht aus. Der Schauspieler Stephan Grossmann wächst damals in Moritzburg in der Nähe von Dresden auf. Wir haben in Dresden das "Tal der Ahnungslosen" gehabt. So nannte man das, weil wir keinen Empfang hatten. Nur bei äußerst günstiger Wetterlage kommt auch in Moritzburg doch mal das Westfernsehen durch. Dann herrscht bei Familie Grossmann helle Aufregung. Ich erinnere mich auch noch, dass der Vater oft oben war und versucht hat, das zu verfeinern, diese Antenne, ganz feine Justierungen. Und unten musste einer stehen: "Jetzt! Bisschen weiter rüber." (zischt) Dann war's weg, dann kam's wieder und dann war es meist so krisselig. Dann weiß ich noch, dieser "Tagesschau"-Sprecher: "Herzlich willkommen zur Tagesschau." Diese Stimme. Und jetzt so: "Lass so, lass so!" Dann sind aller runter, sind alle gekommen. Dann saßen wir alle davor und blickten in diese Welt hinein. Das wollen damals auch andere Dresdner. 1984 tauchen in der Stadt anonyme Briefe an staatliche Stellen auf, in denen ultimativ der Westempfang gefordert wird. Anderenfalls droht die Gruppe Volkszorn Sabotageakte an, bis hin zur Sprengung des Dresdner Fernsehturms. Wutbürger in der DDR. Die Staatssicherheit ermittelt jahrelang, ohne Ergebnis. Versuche, Westfernsehen im Rest der Republik zu verbieten, hat das SED-Regime da längst aufgegeben. Es gab zu keiner Zeit ein Verbot, Westmedien zu konsumieren, weder Rundfunk zu hören noch das Westfernsehen einzuschalten. Verbote gab es allein für bestimmte Berufsgruppen, also zum Beispiel Angehörige der NVA, der Nationalen Volksarmee. Auch in den Schulen wurde genau darauf geachtet, in welchem Haushalt, in welchem Elternhaus Westfernsehen geschaut wurde. Aber für die Bevölkerung gab es dieses Verbot nicht. Trotzdem gibt es immer wieder Kampagnen gegen die Programme des Klassenfeinds. Vor allem in den 50er- und 60er-Jahren. Besonders Jugendliche würden durch die Westmedien aufgehetzt, heißt es. (Mann) Ihr Standpunkt, den Sie zum Westfernsehen haben, ist geradezu verantwortungslos. Bringen Sie Ihren Sohn nicht in ständige und laufende Widersprüche zu dem - wir haben das schon mal behandelt -, was er an der Schule hört. Glauben Sie, Ihr Sohn ist in der Lage, sich selbstständig Standpunkte zu erarbeiten, wenn er ständig diesen fein abgestimmten Methoden der ideologischen Diversion ausgesetzt ist? Sie müssen sich das sehr, sehr genau überlegen. Ich nenne das Verantwortungslosigkeit. * nachdenkliche Klänge * Doch es bleibt bei mahnenden Worten. Sogar Staatschef Erich Honecker sagt: Jeder Bürger der DDR könne die Westprogramme nach Belieben ein- und wieder ausschalten. Das war ein doch sehr weitreichendes Eingeständnis, nämlich etwas, was sich nicht mehr leugnen ließ. In der DDR schalteten sehr, sehr viele Bürgerinnen und Bürger jeden Abend um und reisten virtuell in die Bundesrepublik aus. So fiebert ein Großteil der DDR-Bürger wie ihre Landsleute im Westen bei "Dallas" und dem "Denver-Clan" mit, schaut den "Großen Preis" oder "Dalli Dalli" und kennt bundesdeutsche Politiker oder Stars manchmal besser als die eigenen. Das ist eine deutsch-deutsche Absurdität, dass ein Staat praktisch vollkommen beherrscht ist von den Medien des Nachbarstaates. Das war sozusagen jeden Abend 'ne geschlossene virtuelle Ausreise der gesamten DDR. Und das hatte natürlich in gewisser Weise auch irgendwo was Beruhigendes oder was Lähmendes. Das zeigen auch die Zahlen derjenigen, die das Land verlassen wollen. Sie sind dort am höchsten, wo das Westfernsehen nicht hinkommt, wie in Dresden. Deshalb unternimmt die Staatsmacht auch nichts mehr, wenn Bürger in den 80ern in Eigenleistung ganze Dörfer und Stadtviertel verkabeln, wie in Limbach-Oberfrohna oder hier in Dresden-Hellerau. Der Hintergrund war schlicht diese Erfahrung, die man gemacht hatte, dass der Unmut in der Bevölkerung ob des schlechten Empfangs oder des nicht vorhandenen Empfangs dann sank. Und auch die Zahlen der Ausreiseantragsteller zurückgingen. Westfernsehen im Osten: eine Folge der Spaltung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. An der Nahtstelle der Blöcke stehen sich die Deutschen Ost und West als feindliche Brüder gegenüber. Und doch gibt es ein alltägliches Leben, einen Austausch zwischen Ost und West. Dieser Alltag der Teilung steckt voller Absurditäten und Merkwürdigkeiten. Besonders in der Mauerstadt Berlin. West-Berlin, September 80, Streik bei der S-Bahn. Ein ganz normaler Arbeitskampf? (Off) Das Besondere am Streik ist, dass er sich gegen einen Arbeitgeber wendet, der keinerlei Tarifautonomie kennt oder gar anerkennt. Es ist die Reichsbahndirektion, praktisch die Regierung der DDR. Der Arbeitgeber sitzt im Osten, die Mitarbeiter aber kommen aus dem Westen - das gibt es nur im geteilten Berlin. Ein Überbleibsel aus der Nachkriegszeit, als die vier Siegermächte Deutschland gemeinsam verwalten und den Bahnverkehr in ganz Berlin der Reichsbahn übertragen, die ihren Sitz im Osten hat. Der Kalte Krieg spaltet dann das Land und auch seine Hauptstadt. West-Berlin liegt nun wie eine Insel mitten in der DDR. Bis 1961 bleiben hier die Sektorengrenzen offen, während der Eiserne Vorhang zwischen Deutschland Ost und West längst dicht ist. Der Sänger und Schauspieler Klaus Hoffmann lebt damals mit seinen Eltern in West-Berlin. Oft fährt die Familie zu Verwandten in den Osten. Der Weg dahin war mühsam, weil du schon damals über die Grenze gingst. Und rein in die S-Bahn. Wir fuhren am Wochenende zu Verwandten nach Kaulsdorf, um zu essen. Völlig verdrehte Welt. Und das war an sich ... Meine Leute waren das. Der Osten war für mich Angebot an Leichtigkeit, an Gesang, Essen, Geschichten. Wir saßen immer um Tische, da wurde gegessen und erzählt. Das war toll. Der 13. August 1961 setzt dem ein Ende. Ab jetzt zerreißt die Mauer Zehntausende Familien, entzweit Freunde, trennt Lebenswege. Denn auch West-Berliner dürfen jetzt nicht mehr in den Osten. Eigentlich will die DDR auf Bahnhöfen in West-Berlin Passierscheine für Besuche ausgeben. Aber das verhindert der Westen. Weil er den Staat DDR nicht anerkennt, erkennt er auch seine Dokumente nicht an. So müssen sich die Berliner aus Ost und West im Alltag mit der Mauer und Teilung einrichten. Doch der Schmerz über die Trennung bleibt. Ich glaub, was mir am meisten nahekommt: dass wir so getrennt waren. Das ist es. Auch die Leute, die du dann auf Dauer nicht mehr wiedersiehst. Erst über zwei Jahre nach dem Mauerbau springt West-Berlin dann doch über seinen Schatten und verhandelt mit der offiziell gar nicht existenten DDR. Kurz vor Weihnachten 63 dann der Durchbruch: West-Berliner können Passierscheine beantragen und dürfen bis nach Neujahr Verwandte im Osten der Stadt besuchen. Für viele das schönste Weihnachtsgeschenk. Glauben Sie ... Ich will Ihnen was sagen. Ich war eben so ... Ich hab 'n bissl geschluckt. Mir kamen die Tränen. Glauben Sie das? Der Westen musste 'ne dicke Kröte schlucken, indem sie sagen mussten: "Okay, wir erkennen die DDR als, als irgendwie existent an." Als Staat haben sie natürlich nicht gesagt, als "irgendwie existent". Sie haben also die Realität anerkannt, auch die Realität der Mauer. Und deswegen war das für die DDR ein gewisser Erfolg. Aber letztendlich zeigte der Riesenansturm, dass die Berliner immer noch zusammengehören wollen, dass da der Wille der Bevölkerung da war. Willy Brandt, als Regierender Bürgermeister West-Berlins an der Passierscheinregelung beteiligt, wird 1969 Bundeskanzler. "Wandel durch Annäherung" heißt die Parole seiner neuen Ostpolitik. Erstmals verhandeln beide deutsche Staaten offiziell miteinander und vereinbaren Schritte hin zu einer Normalisierung ihrer Beziehungen. Diese Normalisierung war gleichzeitig auch die Festlegung der Absurdität. Es wurde die Absurdität zur Normalität. Aber dies war wahrscheinlich der einzige Weg, sie zu überwinden. Sozusagen die Destabilisierung der Situation durch Stabilisierung. Das ist Dialektik. Auch der Status von West-Berlin wird neu geregelt. Dennoch bleibt die Halbstadt eines der merkwürdigsten politischen Gebilde des 20. Jahrhunderts. (Off) Berlin ist nach dem Grundgesetz ein Bundesland, aber die Alliierten behielten sich bestimmte Rechte vor. Es hat zwar teil am Wirtschafts- wunder und den Studentenunruhen, doch die Berliner Abgeordneten haben kein Stimmrecht im Bundestag. Es gibt keine Wehrpflicht in West-Berlin, aber amerikanische Truppenparaden. Es gibt eine Hochburg für Bildleser, aber ebenso die Sozialistische Einheitspartei West-Berlin. Ulrike Sterblich wächst damals in West-Berlin auf. Das Leben in der Mauerstadt ist für sie Alltag. Also für jemanden wie mich, geboren zu Beginn der 70er, also in diese Situation reingeboren ... Ich hatte kein Gefühl von Gefahr oder Ähnlichem. Und ich glaube auch, dass das eigentlich niemandem so ging. Das hatte 'ne große Normalität angenommen. West-Berlin ist ein Biotop. Nicht nur Kreuzberger Nächte sind lang. Anders als in Westdeutschland gibt es keine Polizeistunde. Die eingemauerte Stadt zieht viele junge Wilde an. Auch, weil man hier der Wehrpflicht entgehen kann. Die linke Subkultur blüht. Speziell für Leute, die aus Wessiland kamen, war das natürlich so eine Auffangstation für Künstler, für Freigeister, Leute, die vor der Bundeswehr abhauten. Du machtest durch bis in den Morgen, und alle waren meistens besoffen und haben Unsinn geredet und träumten von der großen Revolution. Es entstand eine Szene in Berlin, die sehr bunt war. Grad durch die, die von außen kamen. Aber diese Insel war eine Insel. Zu den skurrilen Attraktionen West-Berlins gehört auch seine U-Bahn: Jahrzehntelang fährt sie unter Ost-Berlin hindurch. Zwei Transitstrecken führen von Wedding unter Berlin-Mitte nach Kreuzberg und zurück. Ulrike Sterblich erinnert sich an die Atmosphäre in den Zügen. (Sterblich) Man fährt mit der U-Bahn durch dunkle, stillgelegte Bahnhöfe, in denen bewaffnete Leute stehen. Und da ist es schummrig und der Zug hält nicht an, sondern schleicht durch und es ist etwas verfallen. Also es ist eigentlich eine ganz ... also eine extrem merkwürdige Inszenierung. Und trotzdem - und das ist ja eigentlich das Merkwürdigste daran: Wenn ich damals da so lang gefahren bin, hatte das trotzdem so eine Normalität, dass ich nicht mal von meinem Buch - man hatte damals noch Bücher - aufgeschaut habe, wenn ich da durchgefahren bin. Die Eingänge im Osten sind seit dem Mauerbau verriegelt und verrammelt. Sogar die Notausgänge sind dicht. Wir kennen alle dieses Bild von Marilyn Monroe, wo der Rock so hochweht. Das ist ein Notausgang. Die haben wir natürlich überall hier in Berlin, wo man mit Leitern von den Fahrschächten hochkann. Die haben sie alle dichtgemacht. Man hätte bei Feuer, Havarie ... Wir hätten nicht rausgekonnt. Auch ein wichtiger Kreuzungsbahnhof West liegt mitten in Ost-Berlin: Friedrichstraße. Oben ein fast normaler DDR-Bahnhof. Unterirdisch ein Labyrinth von Gängen und Tunneln, als Grenzübergang von Stasi und Grenztruppen gesichert und hermetisch abgeriegelt vom Rest der DDR. Offensichtlich sollte man auch verwirrt werden, wenn man da durchgegangen ist, und es war unheimlich kahl. Mit so einem fahlen Neonlicht, das so knistert. Wirklich, wie so 'ne Gruselfilminszenierung kann man sich das letztendlich vorstellen. Von hier aus fahren auch S-Bahnen nach West-Berlin. Doch seit dem Mauerbau 1961 boykottieren viele West-Berliner die Ostbahn. (Off) West-Berlin heute: Die Züge fahren fast leer. In den Abteilen sitzen pro Tag nur 100.000 Fahrgäste. Fast zwei Millionen West-Berliner dagegen fahren mit Bus und U-Bahn, obgleich eine S-Bahn-Fahrt um die Hälfte billiger ist. Der Streik von 1980 gibt dem einstigen Rückgrat des Großstadtverkehrs dann den Rest. Die S-Bahn fällt in einen jahrelangen Dornröschenschlaf, ehe sie Mitte der 80er doch noch vom Westen übernommen wird. Aber erst nach dem Mauerfall wächst dann wieder zusammen, was zusammengehört. Mauer und Geisterbahnhöfe verschwinden und die S-Bahn fährt wieder in ganz Berlin. Auch sie gehören zum Alltag der Teilung: die Millionen Pakete, die damals hin- und hergeschickt werden. Anfang 1977 in der Bundesrepublik. Klatschtanten und Koffeinjunkies werden nervös - die Kaffeepreise steigen. (Off) Der Grund für die Verteuerung: Bürgerkriege in Westafrika, Überschwemmungen in Kolumbien und Frostschäden in Brasilien haben viele Pflanzen vernichtet. Seit dem Sommer 1975 hat sich der Rohkaffee-Durchschnittspreis aller Sorten nahezu vervierfacht. Was im Westen maximal für Unmut unter preisbewussten Verbrauchern sorgt, wächst sich im Osten zur Kaffeekrise aus. Das stellte die DDR vor ein Problem, denn sie hatten meistens mit Fünf-Jahres-Haushaltsplänen ihre Wirtschaft geplant. Da waren nicht solche Ausgaben für Kaffee vorgesehen, wie sie jetzt hätten ausgeben sollen. Das brachte sie jetzt aber in die missliche Lage: Sie proklamierten ja, ein Arbeiter- und Bauernstaat zu sein. Und wenn man denen nicht mal Kaffee geben kann, werden die Leute unzufrieden. Parteichef Erich Honecker macht die Angelegenheit zur Chefsache. Die Berechnungen gehen davon aus, angesichts der von uns nicht zu beeinflussenden Weltmarktpreise für Rohkaffee die beste Lösung für den Verbraucher zu finden. Doch die sorgt für einen Sturm der Entrüstung. Günstige Kaffeesorten verschwinden aus den Regalen. Als Ersatz wird ein Surrogatmix propagiert, im Volksmund bald "Erichs Krönung" genannt. Dass sich der Volkszorn gerade noch in Grenzen hält, hat auch mit ihnen zu tun: Pakete aus dem Westen. Vor allem zur Weihnachtszeit kommen die DDR-Postmitarbeiter ins Schwitzen. Rein statistisch erhält jeder DDR-Haushalt bis zu vier Westpakete pro Jahr. Die DDR-Propaganda versucht gegenzuhalten: Jeder neunte DDR-Bürger also schickte bisher ein Weihnachtspaket nach Westdeutschland, während nur jeder 14. Westdeutsche ein Paket für Verwandte in der DDR packte. Trotzdem reden sie ständig nur von dem Paketstrom, der sich in die Ostzone ergießt. Denn sonst bricht ja das Märchen von den hungernden Brüdern und Schwestern zusammen. Rein darf nur, was die sogenannte Geschenkpaketverordnung erlaubt: (Off) Schokoladenwaren dürfen nur bis zu 1000 Gramm - ein Kilogramm je Sendung - verschickt werden. Dazu zählen Pralinen, Schokolinsen, Erzeugnisse mit Schokoladenüberzug. Bei Kakao ist die Höchstmenge je Sendung auf 500 Gramm, gleich ein Pfund festgesetzt. Auch Kaffee, ein äußerst begehrter Artikel in der DDR, darf nur bis zu 500 Gramm geschickt werden. Das ist diese politische Motivation, es einzudämmen, damit die Sogwirkung aus dem Westen nicht zu groß wird. Alle Sachen sind schöner verpackt, schmecken besser, das Angebot ist größer. Andererseits ist die DDR aber auf diese Pakete eigentlich angewiesen, weil sie dadurch bestimmte Produkte auf dem Weltmarkt nicht einkaufen muss und Devisen spart. Als die Kaffeekrise die DDR erschüttert, fallen viele Mengenbegrenzungen. So kann zumindest etwas Druck aus dem Kessel gelassen werden. * "Ich freu mich auf ein Päckchen" von Die Rinks * Da bin ich mit dem Leiterwagen zur Post in Moritzburg und hab dieses Paket, sehr groß, draufgemacht. Dann hat die ganze Familie sich versammelt. Dann ging das Paket auf und es war wie ein Gruß aus einer fernen Welt. Und der Geruch, wie der aus diesem Paket kam ... Ja, unbeschreiblich, fantastisch. Also das ... verrückt. Und da war dann Kaba und Nutella, wo dann wirklich zugeteilt wurde, wer was kriegt. Wo dann mit meinem Bruder immer der Kampf war mit dem Nutella. Und wenn da nur ein Glas drin war: Wer isst wie viel Löffel? Und all so ein Quatsch. (Soch) Dadurch, dass Westpakete in die DDR kamen, spaltete das auch ein Stück weit die Gesellschaft. Die Kinder in der Schule haben unterschieden: Wer bekommt Westpakete und wer nicht? Wer hat den hübschen Rucksack? Das war natürlich sehr schwierig für Leute, die linienkonform in der DDR waren oder nirgendwo angeeckt sind, aber bestraft waren, da sie keinen Zugang zu den Westwaren hatten. Das war sehr schwierig und rief auch oft Neid hervor. Genau wie bei den Intershops, wo man mit Westgeld einkaufen und der Mangelwirtschaft zumindest teilweise entfliehen kann. Wenn man keine Beziehungen hat, mal 'ne harte Mark zu kriegen, dann wird das auch nichts. Um an Westgeld zu kommen, lässt sich auch Stephan Grossmann was einfallen. Ziel sind die Westtouristen, die das Moritzburger Schloss besichtigen. Wir haben uns dann immer ein bisschen ärmlich angezogen. Und haben unseren Spaß draus gemacht und standen dann immer, wenn die Busse kamen, und winkten so: "Hallo!" Und dann bekamen wir auch ... "Mensch, die armen Kinder. Guck mal, die haben ja Hunger." Dann haben wir auch immer mal eine Westmark gekriegt. Und das hat funktioniert. Wer richtig spendable Verwandte im Westen hat, muss sich nicht mit ein paar D-Mark und kleinen Paketen zufriedengeben. Über die Firma Genex können Bundesbürger ihren Verwandten im Osten Autos aus östlicher wie westlicher Produktion zukommen lassen. Und sogar komplette Einfamilienhäuser. Die Gewinne fließen auf Konten der Staatssicherheit. Stasi und DDR-Zoll überwachen auch den deutsch-deutschen Paketverkehr. Die Schnüffler suchen nach Bargeld. Allein von 1984 bis 89 kommen so fast 33 Millionen D-Mark zusammen. Aber auch andere verbotene Artikel werden entnommen, wie Medikamente oder Schund- und Schmutzliteratur aus dem Westen. Was lange niemand ahnt: Auch im Westen werden Pakete aus dem Osten flächendeckend kontrolliert. Ein eindeutiger Verstoß gegen das Grundgesetz. Die Geheimdienste erhoffen sich davon Hinweise auf Agenten. Anders als die Schnüffler im Osten geben sie sich aber keine Mühe, ihr Tun zu verbergen. (Soch) Es wusste keiner von den Kontrollen. Und wenn dann doch ein Päckchen kontrolliert wurde, was im Westen kontrolliert wurde, aber gar nicht mehr im Osten, dachten die Menschen meist, es war die Stasi oder passierte im Osten. So schrieben sie auch die Eingaben und beschwerten sich: Die Beschwerden liefen an die Oststellen, wenn was fehlte oder beschlagnahmt wurde. Die allermeisten Ostpakete sind harmlos und zeugen von den Schwierigkeiten der DDR-Bürger, adäquate Geschenke für ihre Verwandten in der Überflussgesellschaft zu finden. (Grossmann) Was sollten wir denn da zurückschicken? Irgendwelche Humpen oder Krüge? Weil meine Mutter und mein Vater mal im Westen waren, wussten die natürlich: So 'n Scheiß brauchen die nicht. Also die waren da vielleicht auch weiter und haben gesagt: "Was sollen wir denen jetzt da ... Wir müssen denen 'ne Freude machen, wenn die uns besuchen." Daran erinnern sich bis heute viele mit leichtem Schaudern: Transitreisen durch die DDR. 10. April 83: Ein Mann aus Niedersachsen nähert sich mit seinem Wagen der Übergangsstelle Drewitz an der Grenze zu West-Berlin. Gemeinsam mit einem Freund will Rudolf Burkert dort einen Boxkampf besuchen. Hinter sich hat er eine Transitfahrt durch die DDR. Wer aus der Bundesrepublik nach West-Berlin will und kein Geld für den Flieger hat, muss eben so durch die DDR. Neben fünf Zugstrecken erlaubt der Osten nur vier Straßenverbindungen für den Transitverkehr. Die Verkehrswege werden fast lückenlos überwacht. Sichtbar sind vor allem die Kontrollen der DDR-Volkspolizei. Sie achtet peinlich genau darauf, dass die Verkehrsvorschriften eingehalten werden. Offiziell zum Schutz der eigenen Bevölkerung. Der westdeutsche Kraftfahrer galt als, ja, rücksichtslos, als permanent zu schnell fahrend. Man vertrat die Ansicht, dass der Kapitalismus zu Ausbeutung und Raserei auf den westdeutschen Straßen und zum westdeutschen Verkehrschaos führten. Entsprechend argwöhnisch kontrollierte man dann auch die Transitreisenden. Im Westfernsehen gibt es hilfreiche Tipps für die Transitfahrt. (Off) Es besteht Anschnallpflicht und ein absolutes Alkoholverbot. Die Geschwindigkeitsbeschränkung von 100 Stundenkilometern muss strikt eingehalten werden. Wer sich nicht daran hält, muss mit Strafen zwischen zehn und 300 Mark rechnen, sofort in Westwährung zu bezahlen. Das geht ja um Devisenjägerei, oder sind Sie anderer Meinung? (Reporter) Wie meinen Sie das? - Hauptsächlich geht's doch darum, 'n paar Westmark zu kriegen. Devisen waren immer knapp in der DDR, und diese Einnahmen, die man bei Verkehrsübertretung hatte, die waren durchaus einkalkuliert. Die "Rollbahnen des Klassenfeinds", wie es intern heißt, werden aber auch verdeckt kontrolliert - durch ein Großaufgebot der Staatssicherheit. Es gibt ja mehrere Rastplätze, wo man tatsächlich auch in Kontakt gekommen ist. Wo diese Kontakte bewacht werden müssen. Wo man auch guckt: Fährt einer ab, was man ja nicht durfte, um Verwandte zu treffen? Oder auch, um Leute einzuladen und sie heimlich mitzunehmen? Das war ja auch 'ne relativ beliebte Methode: dass man Verstecke in Autos eingebaut hat und auf dem Transit aufgenommene Flüchtlinge auf die Weise rübertransportiert hat. Auch Rudolf Burkert trifft sich an einer Raststätte mit Verwandten. Dabei wird er beobachtet. Je näher sie der Grenze kommen, desto höher steigt der Puls vieler Reisenden. Kaum einer weiß, dass er es auch hier mit Stasi-Leuten zu tun hat. Die Grenzer-Uniform ist nur Tarnung. Die Schikanen an der Grenze sind gefürchtet. Korrekt und höflich waren die auch. Also höflich vielleicht nicht ganz, aber korrekt waren sie tatsächlich. Die haben tatsächlich immer dasselbe gesagt, was ihnen gesagt worden ist. Die waren nicht grob oder so was. Aber diese Form von Höflichkeit ist ja auch keine sehr sympathische. Die ist kalt und abweisend. Am besten waren die Fragen: "Führen Sie Waffen oder Munition oder Sprengstoff mit sich?" Da muss ja jeder sich schon auf die Zunge beißen, um nicht diesen blöden Witz zu sagen: "Wieso, brauchen Sie was?" Dann hättest du verloren. Weil diese Stereotypen, die Uniform, die mit dir spricht: "Kommen Sie mal raus, wir stellen hier die Fragen" ... Und es kann ganz böse enden - auf dem Rückweg einer Reise hab ich das erlebt, eine ganze Nacht. "Wir ziehen Sie jetzt aus, Sie werden untersucht." Und zwar wirklich in allen Öffnungen der Welt. Und das war's mit der Freiheit, und das wusste jeder, der durchfuhr. Also hältst du die Klappe. Stets drohen sogenannte Verdachtskontrollen. Diese Fahrzeuge werden genau unter die Lupe genommen. Wem sie dabei nur das Gepäck durchwühlen, der hat noch Glück. Oft heißt es auch: "Sitze ausbauen, Türverkleidungen entfernen, Armaturenbrett abschrauben." Auch Rudolf Burkert wird am Grenzübergang Drewitz herausgezogen. Von seinem Mitfahrer erfährt Burkerts Frau später, was dort geschieht. Dann sagt er zu mir: "Wir sind da angekommen, wir wurden aus der Schlange rausgenommen. Dann hat dieser Grenzbeamte zu mir gesagt: 'Sie bleiben im Auto sitzen.'" Und mein Mann musste mit reingehen, und er sagte: "Ich habe lange gesessen und nach anderthalb Stunden oder mehr ..." Zeitlich kann er sich nicht festlegen, sagt er. Es war nur sehr lange. Er sagte: "Dann wurde ich reingerufen und dann wurde mir gesagt, dass Rudolf verstorben wäre." Ich sag: "Hast du Rudolf noch mal gesehen?" "Nein", sagt er, "er lag und da war die Decke drüber." Rudolf Burkert habe während der Befragung einen Herzinfarkt erlitten, sei unglücklich gestürzt und habe sich dabei tödliche Verletzungen zugezogen, erklärt der Osten. Ich hab gesagt: "Das ist kein normales Herzversagen. Das ist für mich Mord." Aber selbst wenn Zweifel über den genauen Hergang bleiben: Auch die Obduktion im Westen ergibt, dass der Gaststättenpächter aus der Nähe von Bremen eines natürlichen Todes gestorben ist. Rudolf Burkert ist eines der tragischen Opfer der deutschen Teilung. Deutsch-deutsche Begegnungen gibt es damals aber nicht nur auf der Transitstrecke. West-Berlin, Juli 86, ein Kaufhaus am Ku'damm. Ja, am 9. Juli, ungefähr um 16 Uhr nachmittags, hat einer unserer Hausdetektive einen Kunden beobachtet, der etwas eingesteckt hat, ohne zu bezahlen. Wir haben den ganz üblichen Weg eingeschlagen, die Polizei geholt. Die Polizei hat diesen Kunden mitgenommen und damit war für uns dieser Routinediebstahl zunächst erledigt. Ein Routinediebstahl - durch einen Besucher aus der DDR. (Off) Die Versuchung durch Warenfülle ist für Menschen, die aus einer Mangelwirtschaft kommen, manchmal zu groß. Ein Überangebot auf der einen Seite, kein Geld auf der anderen. Die Langfinger sind oft Rentnerinnen und Rentner aus dem Osten. Sie sind die einzigen DDR-Bürger, denen das SED-Regime Westbesuche und auch die Übersiedlung in die Bundesrepublik ohne größere Einschränkungen erlaubt. Die DDR hatte ein Interesse, die Rentner loszuwerden, weil sie dann die Rente gespart haben und Wohnungen frei wurden. Was die so verbraucht haben, wurde dann frei für andere. Das ist natürlich der blanke Zynismus gewesen. Man hat seine Schuldigkeit getan, man kann gehen - du kannst abhauen, wie du willst. Wer als einfacher Rentner in den Westen reist, kommt als Bittsteller. Die Ostmark ist hier nichts wert und Devisen hat die DDR kaum übrig. 15 Mark Ost kann man 1:1 in West umtauschen - pro Jahr. Die Bundesrepublik zahlt DDR-Bürgern zwar ein Begrüßungsgeld. Erst bis zu 60, später 100 D-Mark jährlich. Aber auch damit kann man keine großen Sprünge machen. Das merken auch sogenannte Reisekader. Ein Reisekader war ein Mensch, der die Genehmigung hatte, ins westliche Ausland zu fahren. Ins NSW, ins "Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet". Das bedurfte natürlich einer blütenreinen politischen Weste. Professor Herbert Meißner hat diesen Status. Der Mann, der in West-Berlin einen Brauseschlauch für die Dusche geklaut haben soll. Wert: 26,80 Mark West. In der Vernehmung habe er sich dem Bundesnachrichtendienst als Überläufer angeboten, sagt der Westen. Daraufhin sei er in die BND-Zentrale nach Pullach gebracht worden. Doch dann taucht Meißner unter - und nach einigen Tagen in der diplomatischen Vertretung der DDR in Bonn wieder auf. Der Westen habe ihn in eine Falle gelockt, behauptet er jetzt in einem Interview des DDR-Fernsehens. Dabei aber war das Wesentliche, dass ich dann Getränke verabreicht bekam, in denen offensichtlich Psychopharmaka enthalten waren. Denn ich geriet anschließend in einen leicht euphorischen Zustand, den man vielleicht so beschreiben kann, dass man alles überhaupt nicht mehr wichtig nimmt. (Reporter) Wenn ich Sie recht verstehe: Sie waren willenlos? So kann man das nennen. Eine Woche lang trübt der Fall Meißner das deutsch-deutsche Verhältnis. Dann erreicht DDR-Staranwalt Wolfgang Vogel, dass Meißner in den Osten zurückkehren kann. Über diesen Kasus hat man in der DDR sich diebisch gefreut. Das muss ich mal wirklich sagen. Da haben alle gegrinst und gelacht. Dass so ein bewusster Kader, der die DDR immer so hochgehalten hat und in irgendwelchen Schriften verherrlicht hat und den Westen beschimpft hat. Dass der da erwischt wird beim Klauen im Warenhaus. Zurück in der DDR wird Meisner bald auf eine untergeordnete Position abgeschoben und verliert auch sein wichtigstes Privileg: den Status als Reisekader. Damit geht es ihm wie den allermeisten DDR-Bürgern: Sie können von einer Westreise nur träumen. (Off) Ost-Berlin: Am Brandenburger Tor ist die Welt vernagelt. Die DDR kann nach wie vor nur existieren, wenn sie den arbeitsfähigen Teil ihrer Bevölkerung nicht auf die andere Seite lässt. Der Staat misstraut seinen Bürgern. Wer den Westen besucht, kann nämlich ganz einfach dort bleiben. Wir haben eine Situation, dass die Bundesregierung alle DDR-Bürger von vornherein als ihre Staatsbürger angesehen hat. Es gibt kein Einbürgerungsverfahren wie bei anderen Ausländern, sondern das ist nur ein formaler Akt, dass die Staatsbürgerschaft, die man schon hat, anerkannt wird. Wer keine Verwandtschaft drüben hat, schaut in die Röhre. So boomt die Ahnenforschung. Selbst weit entfernte Angehörige sind Gold wert. Denn dringende Familienangelegenheiten wie Hochzeiten, runde Geburtstage oder Todesfälle, bieten die Chance, einmal in den Westen zu gelangen. (Reporter) Wo fahren Sie denn hin? - Wir fahren nach Hamm. Und zu wem? Zur Tante. - Zu meiner Tante. Hat die Geburtstag oder so? - Mhm. 60 Jahre. Wer pfiffig ist, erfindet einfach einen Reisegrund. Wenn der Opa was mit den Augen hatte, sind die zum Arzt und haben gesagt, es ist 'ne Netzhautablösung, dabei war's nur eine Entzündung. Da wurde das dann rüber transferiert. Und dann hat der DDR-Staat sagen müssen: "Der Sohn darf jetzt zu seinem Opa, wenn der 'ne Netzhautablösung hat." Erfinderisch waren wir schon, also ein bisschen gewitzt. Und natürlich mussten wir zur Sicherheit dableiben. Auch in umgekehrter Richtung gibt es einen regen Reiseverkehr. Bundesbürger dürfen die DDR besuchen, doch viele schrecken davor zurück. Auch wegen des sogenannten Mindestumtauschs. * "Ostberlin" von Lilli Berlin * Pro Reisetag müssen zwangsweise erst fünf, zuletzt 25 West- in Ostmark gewechselt werden. Ich weiß zwar nicht, wo da ein Zwang vorliegen soll. Wenn man jederzeit durchaus mehr als 25 Mark brauchen sollte, kann man nämlich beliebig mehr umtauschen. Und "Eintrittsgeld" ist auch nicht richtig: Man zahlt ja nichts, sondern erhält einen preiswerten Gegenwert. Tatsächlich ist das Problem meist: Was anstellen mit dem Ostgeld? Es gab schon immer so Dinge, wo man wusste, was man gut kaufen kann aus Ost-Berlin. Dazu gehörten Noten und Bücher. Trotzdem bin ich dann nur einen kleinen Teil dieses Zwangsumtauschs losgeworden und hatte dann wirklich dieses Geld, das durfte man ja auch nicht zurückbringen. Und ich traute mich dann nicht, jemanden anzusprechen: "Hier, willst du Geld?" Ich hab das dann am Alexanderplatz in einer Blumenrabatte einfach liegen lassen. Für Bundesbürger ist die Fahrt in die DDR eine Reise in ein fremdes Land. Mit kaputten Straßen und grauen Häusern, mit politischen Parolen statt bunter Werbung, mit Zweitakt- und Braunkohledunst statt Weichspülerduft. (Hoffmann) Es war natürlich ein Land, aber wir gehörten nicht dazu. Und trotzdem gab's eine ... "Solidarität" heißt das wohl. Furchtbares Wort. Ein "Ich fühl mich mit dir zusammengehörig" zwischen diesen beiden, Ost und West. Vor allem jedes Jahr zu Weihnachten gibt es viele deutsch-deutsche Familientreffen. Mit der Zeit wird dabei das Wohlstandsgefälle zwischen Ost und West immer deutlicher. Wir haben versucht, das durch Wärme, Menschlichkeit ein bisschen auszugleichen. Da merkte man schon: "Bei euch ist es schön, bei euch ist es so gemütlich und so warmherzig und so." Das hat man schon gespürt. Das war das Pfund, wahrscheinlich, was wir reinwerfen konnten. * "Mädchen aus Ostberlin" von Udo Lindenberg * Besonders schwierig ist die Situation für Ost-West-Paare. Viele von ihnen gibt es im geteilten Berlin. Ab den 70ern kann der West-Partner zwar beliebig oft in die DDR einreisen, muss aber um Mitternacht wieder verschwunden sein. Auch Ernst Günter Schmidt aus Nürnberg hat 1964 bei einem DDR-Besuch in Rudolstadt eine Begegnung, die sein Leben verändert. (Schmidt) Bei einer Tanzveranstaltung lernte ich meine Verlobte kennen. Während des Tanzes kamen wir dann beide ins Gespräch und verliebten uns auf die erste Minute, kann man sagen. Dann kamen wir mit der Zeit auf den Gedanken, dass wir irgendwie für immer zusammen sein wollen. Schmidt verlobt sich mit Gisela Wagner. Das Paar bekommt zwei Kinder und will heiraten. Dafür soll er DDR-Bürger werden, sagt der Osten. Das lehnt er ab. 1973 gibt es neue Hoffnung: Die DDR sagt zu, dass seine Verlobte und die Kinder nach der Hochzeit ausreisen können. Doch der Westen lehnt es ab, Gisela Wagner im geforderten Ehefähigkeitszeugnis als DDR-Bürgerin zu bezeichnen. (Schmidt) Die Lage ist so: Ich sitze hier in Nürnberg, alleine, hab acht Jahre lang gekämpft, dass die DDR-Behörden mir meinen Wunsch erfüllen. Und jetzt kommt unsere, die bayerische Regierung und genehmigt mir nicht diesen Zusatz "Bürger der DDR" ins Ehefähigkeitszeugnis. Was zugleich heißt: Die Ehe kann nicht stattfinden. Wie jetzt das weitergehen soll, frag ich mich selbst. Dann geschieht doch noch das Wunder. Im Mai 74 kann Gisela Wagner auch ohne das Ehefähigkeitszeugnis aus dem Westen zu ihrem Verlobten ausreisen, verfügt persönlich von SED-Chef Erich Honecker. (Wagner) "Frau Wagner, aufgrund der guten Haltung Ihres Verlobten habe ich den zuständigen Organen empfohlen, ungeachtet der vertragswidrigen Praxis der BRD-Amtsstellen Ihnen und Ihren Kindern die Ausreise zu ermöglichen. Auch die bundesrepublikanischen Behörden werden mit der Zeit lernen, was für die Mehrheit der Menschen kein Geheimnis mehr ist. Wie es zwei souveräne deutsche Staaten gibt, gibt es Bürger der Deutschen Demokratischen Republik und Bürger der Bundesrepublik Deutschland. Mit den besten Wünschen für Ihre Zukunft: Erich Honecker." In den 80ern sieht es tatsächlich so aus, als sollte die Teilung von Dauer sein. (Off) Vor fünf Tagen, am 13. August, wurde die Berliner Mauer 22 Jahre alt. Sie steht seit einer Generation. Seitdem kennen junge Leute aus der DDR den Westen allenfalls durch das kleine Fenster Westfernsehen oder vom Hörensagen. Und 43 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 21 aus Deutschland-West sehen den Staat hinter dieser Mauer inzwischen als Ausland an. Ich selbst hab in den 80er-Jahren überhaupt nicht über Wiedervereinigung nachgedacht. Also, bis es dann wirklich so weit war - ich kann mich nicht erinnern, dass mich das Thema überhaupt jemals beschäftigt hat. Das war für mich wahrscheinlich einfach so eine Normalität und so 'ne Realität. Da hab ich einfach mit gelebt. Doch der Umbruch in der DDR und der Fall der Mauer 1989 ändern alles. Wenn man jetzt natürlich die Geschichte sich anguckt und so draufblickt, ist es folgerichtig, dass man natürlich so ein Land nicht trennen kann, wenn's Deutsche sind und es Verbindungen gibt. Verwandtschaftsverhältnisse, die gleiche Sprache ... Es war eigentlich folgerichtig, dass es so kommt. Aber ich hab es nicht für möglich gehalten, weil die Strukturen so stark waren. Wir wurden so stark geprägt von diesen Strukturen, dass ich dachte: "Die geben das nie her." Mit der Wiedervereinigung ist dann auch der absurde Alltag der deutschen Teilung Geschichte. Untertitel im Auftrag des ZDF, 2021

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